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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 10. Dezember 1966 Köchen aus Nord- und Südtirol dem deutschen Gast gaumengerecht gemacht. In diesem Zusammenhang dürfen vor allem auch die Tiroler Mädchen, wel- che das Service und die Auskunft über- nommen haben, nicht vergessen werden. Sie machen ihre Sache ausgezeichnet und tragen in den feschen Dirndln und mit ihrem Charme viel zur echten Ti- Das Motto der heiligen Notburga „Einer trage des anderen Last" war - wie Stadtpfarrer Dr. Kr e u z e r von Kitzbühel sagte - auch das einer Ak- tion, die uns Osttiroler zu großem Dank verpflichtet: die Bezirksbäuerin von Kitzbühel, zugleich Landesbäuerin, Anna Hechenberger, vom Hof TJnterbrunn in Kitzbühel, setzte eine echt frauli- chem Fühlen und Wesen gemäße Idee in die Tat um. Nach den Folgen des Augusthochwassers faßte sie den Plan. Bäuerinnen von hochwassergeschädig- ten Osttiroler Höfen zu einem Urlaub auf Bauernhöfen des Kitzbüheler Ge- bietes einzuladen. Als sie bei der Fahrt der Landeslandwirtschaftskammer und der Bezirkslandwirtschaftskammern von Nordtirol, die im Herbst nach Osttirol ging, mit dabei war, reifte unter dem Eindruck des Gesehenen der Plan zur Tat. Nach einer Beratung im Fachaus- schuß der ländlichen Hauswirtschaft unseres Bezirkes ergingen über die Be- zirkslandwirtschftskammer und die Ortsbäuerinnen sowie Berufsschulleh- rerinnen die Einladungen an hochwas- sergeschädigte Bauernfamilien. Bestan- den zunächst Bedenken, daß die Bäue- rinnen nicht Zeit für einen vierzehn- tägigen Urlaub haben oder sich neh- men würden, so war es eine freudige Ueberraschung, daß insgesamt 91 Mel- dungen aus folgenden Gemeinden ein- gingen: Alnet 1, Anras 8, Assling 3, Außervillgraten 10, Dölsach 7, Gaim- berg 2, Innervillgraten 6, Kals 24, La- vant 1, Leisach 1, Matrei mit Huben 11, Nikolsdorf 7, Nußdorf 5, Panzendorf 1. Sankt Veit 1, Sillian 1, St. Johann im Walde 1, Tristach 4. Für 7. November waren Fahrtermin und Urlaubsbeginn angesetzt. Da kam knapp davor neuer- lich ein Unwetter und so war für die- sen Termin nicht nur die geplante Fahrt durch den Felbertauerntunnel un- möglich und mußten die 15 Bäuerinnen, welche die Nachricht von einer Termin- verschiebung nicht mehr erreicht hat- te, über Mailnitz reisen, sondern es mußte auch ein Teil überhaupt absagen. So waren es letztlich insgesamt 63 Bäue- rinnen und acht Kinder, die das gast- freundliche Angebot nützen konnten. Ihrer 48 fuhren eine Woche später, also am 14. November, in zwei Omni- roler Atmosphäre bei. Schon nach den ersten Tournee-Stationen kann gesagt werden, daß diese Werbeidee großartig eingeschlagen hat und einen vollen Erfolg buchen kann. Als nächste Sta- tionen der Tiroler kulinarischen Wo- chen in Deutschland sind Düsseldorf. Duisburg, Stuttgart und Frankfurt fest- gelegt. Dr. J. Ziepl bussen über die Felbertauernstraße in die Gamsstadt. Frau Hechenberger hatte mit der Wirtschaftsberaterin Ursula H o 1 u b über hundert Urlaubsplätze organisiert. „Daß ein Teil dieser Plätze nicht be- setzt werden konnte, war der einzige Mangel, den die ganze Aktion aufwies". schrieb der Kitzbüheler Anzeiger. Und die Landesbäuerin wird uns die Indis- kretion verzeihen, wenn wir aus ih- rem Brief an den Sekretär der Bezirks- landwirtschaftskammer Lienz zitieren: „Leid tut es mir nur um diejenigen, die nicht mehr mitfuhren. Ich habe hier Schwierigkeiten, ich muß immer schlich- ten. Alle, die keinen Gast erwischten, sind mir fast böse, warum die Nach- barin jemand hätte und sie nicht. Wenn ich 500 Plätze gebraucht hätte, es wäre keine Schwierigkeit gewesen!" Die Verteilung auf die einzelnen Quar- tiergeber fand in Aurach bei den gast- freundlichen Auwirtsleuten statt. Lan- deshauptmann Wa11 n ö f er, der am 14. November gerade in Kitzbühel weilte, hat eigens eine halbe Stunde zugewar- tet, um die Osttiroler Bäuerinnen selber zu begrüßen, er hat sie aber nicht „derwartet". 34 Urlauber, davon acht Kinder, wurden in Bauernhöfen von Kitzbühel untergebracht, 16 in Hopf- garten, 6 in Westendorf, 4 in Itter und drei in Kirchberg. Unsere Bäuerinnen waren wirklich bevorzugte Urlaubs- gäste. Die Aufnahme war von echt un- terländischer Freundlichkeit und Herz- lichkeit. Sie erhielten die schönsten Zimmer und wurden umsorgt und be- muttert wie verwöhnte Kinder. „Es waren die schönsten Tage mei- nes Lebens", berichtete eine Bäuerin nach der Rückkehr, und eine andere: „Sie haben es uns ganz fein gemacht." Besonders nett war, daß auch die Bauern mit dem Herzen bei der Aktion waren. Eine Urlauberin erzählte z. B., daß ihr der Bauer Ansichtskarten und Marken gekauft habe und die Bezirks- bäuerin konnte schreiben: „Am meisten freut mich, daß die Bauern selber so sehr bei der Sache mittaten." Aber nicht nur die einzelnen Quar- tiergeber, sondern auch Persönlichkei- ten des öffentlichen Lebens bzw. In- stitutionen haben sich um die Betreuung unserer Bäuerinnen bemüht. Neben ei- nem Begrüßungsabend und einer Ein- ladung der Stadt Kitzbühel gab es ei- nen Abschiedsabend im Gasthof Traube in Hopfgarten, zu dem die Bezirksbäue- rin und der Bürgermeister der Markt- gemeinde, zugleich Kammerobmann, LA M an z 1 geladen hatte. Es war der Vor- abend von Kathrein. Eine Volksmusik- gruppe spielte auf, die Landjugend gab ein lustiges Stückl, der Pfarrherr zeig- te Farbbilder vom Ort und seinen Fe- sten, der Männerchor „Die Engelsber- ger" sangen mit Engelstimmen, der Be- zirksobmann und die Bezirksbäuerin sagten nette Worte an die Gäste, der Obmann unserer Bezirkslandwlrtschafts- kammer Oek.-Rat Bürgermeister Blass- fig vermittelte den schlichten, aber um so echteren Dank Osttirols für diese großzügige Gastfreundschaft. Er ver- band ihn mit dem Wunsch, diese Ak- tion möge ein Anfang sein für das Nä- herrücken der Landesteile, aber auch ein Anstoß für ein engeres Zusammen- finden und Zusammenstehen des bäuer- lichen Berufsstandes in Tirol und Öster- reich. Auch die Bezirksbäuerin bekräf- tigte: „Es würde mich sehr freuen, wenn sich möglichst viele Bindungen zwischen hüben und drüben angebahnt hätten." Bei diesem Abend gab es noch eine Sonderüberraschung für zwei Hubene- rinnen. Für die älteste Urlauberin und für die mit den meisten Kindern waren nämlich Geschenke vorbereitet, die ein junges Paar in Tracht mit netten Ver- sen übergab. Als älteste Teilnehmerin erwies sich die Blasenmutter von Hu- ben und als die mit den meisten Kin- dern, nämlich 14, die Bodner-Mutter. Und als es am 26. November wieder heimwärts ging, waren unsere Bäuerin- nen und Kinder so schwer bepackt mit Geschenken, daß zusätzlich ein Kombi- wagen aufgenommen werden mußte, der das „Beutegut" samt den Matreierin- nen durch den Felbertauerntunnel nach Süden schleppte, während die übrigen über Mailnitz fuhren. Die gegenseiti- gen Einladungen und die Dankbarkeit unserer Bäuerinnen werden gewiß den Verkehr über die Felbertauernstrafle beleben. Absatzjahr 1966 in Maishofen mit Großauftrieb gut beendet Mit der am 30. November bzw. 1. De- zember in Maishofen abgehaltenen 273. Versteigerung, welche bei zahlreichem Besuch einen guten Verlauf nahm, be- endete der Pinzgauer Zuchtverband Salzburg -Tirol sein diesjähriges Absatz- jahr. Neben Käufern aus dem Inlana konnten solche aus Bayern und Süd- tirol und im besonderen eine Einkaufs- kommission aus der Tschechoslowakei begrüßt werden. Diese ersteigerte für das große Pinzgauer Zuchtgebiet in der Es waren die sch 00 önsten Tage meines Lebens ! Harmonischer Abschiedsabend für die Osttiroler Bäuerinnen In Hopfgarten Chefredakteur Duregger vom Osttiroler Boten berichtet:
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