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Seite 20 Samstag, 10. Dezember 1966 Sonderdruck Kitzbüheler Anzeiger: „75 Jahre Raiffeisen-Bezirkskasse Kitzbühel" bürger H u b e r gehörig, an deren obe- ren Ende die einstige Weiheranlage, welche wohl zur Fischzucht dienen mochte, noch gut zu erkennen ist. Die- se Wiese wurde nach dem dort vorbei- fließenden tiefen Bach benannt, der erst hundert Jahre später zum G ä n s- b a c h umbezeichnet wurde. So heißt es auch in den älteren Urkunden, die zu der Bürgerbeschenkung Bezug ha- ben, die Weide und Waldung am Schatt- berg, die zwischen dem Ernbach (Eh- renbach) und dem 5 e 1 b i z b a c h liegt. Dem zitierten Pfleger mochte damals als gleichzeitigem Probst hier die Ver- waltung dieser Klostergerechtsamkei- ten zugestanden sein. Dieser Matthäus Kupferschmied wur- de der Begründer eines bedeutenden Reichtums eines Bürgers und eines lange hindurch geachteten Bürger- geschlechts in Kitzbühel, dem seine Güteransammlung zur Grundlage wur- de. Ein Zeitgenosse dieses Matthäus war der Bürgermeister Wilhelm 5 a 1- 1 e r, der noch wenige Vorgänger haben mochte und über 30 Jahre den Bürger- meisterposten bekleidete. Im Jahre 1489 trifft unser Matthäus eine Abmachung mit Georg R i e d e r, Bauer zu Ried in Oberndorf, der sich dabei wohl oder übel für befriedigt erklärte, im glei- chen mit einer Christina B a y k h n e- r i n zu Going. Zu jener Zeit saßen noch viele Bau- ernfamilien mit dem Namen ihres Ho- fes auf den Gütern, da sie die Hörig- keit dazu fesselte und sie der Hoheit einer Grundherrschaft unterstanden, die ihnen die Freizügigkeit wehrte. Andere nicht mehr seßhafte Leute, die man ja auch brauchte, wurden nach der Hauptarbeit ihrer Beschäftigung, Bin- der, Maurer, Weber usw. eingeschrie- ben. Diese letztzitierte Abmachungs- urkunde wurde von einem Achaz Viechter besiegelt, ein Sproß eines ebenfalls auftauchenden, noch weit- verzweigten Bürgergeschlechts Kitzbü- hels und der näheren Städteumgebung. Immer mehr kaufte nun Matthäus Kupferschmied Güteranteile, Gülten und Zehente von den Bauerngütern in der weiteren Umgebung zusammen, wo, sich Gelegenheit bot oder eine beson- dere Geldnot vorlag. Datiert mit 16. Mai 1490 scheint Mat- thäus Kupferschmied als Mitsiegler ei- ner Jahrtagstiftung in der An- dreaskirche auf, welche die Söhne des vorher um die Jahreswende verstorbe- nen Achaz Viechter, namens Ambros und Florian Viechter, für ihren Vater durchführten. Hiezu wurde die M i t- t e r m ü h 1 e (später in Hanslmühle umbenannt) mit einer jährlich hiezu zu leistetenden Gülte belastet. Wahr- scheinlich konnte eine Mühle, dazu mit einem Sägewerk versehen, damals eine solche Last tragen. Weiters mag hier bemerkt werden, daß der im Jahre 1435 begonnene Neubau der Andreas- kirche zum Gebrauch längst fertig- gestellt war und sich nur ihre letzte künstlerische Schlußbehandlung noch ein Jahr über anno 1500 hinzog. Mö- gen sich hiezu auch mehrere Unter- brechungen wegen Geldmangels ein- gestellt haben. Im Jahre 1491 scheint Matthäus Kupferschmied als angetre- tener Grundherr vom Gut Unter- berg nter- berg in der Wildschönau auf. 1496 erwirbt er Gülten (jährliche Be- zugsrechte an Geld oder Naturalien) auf dem Senk hoferlehen in Lau- terbach. Ein Jahr darauf erwirbt er von Hans Str o b 1 zu Räcking (ein Weiler oberhalb von Lauterbach, der 140 Jahre später zur Gänze verschüttet wurde) und vom Gut U n t e r r e t t e n- b a c h in der Sperten ebenfalls solche Bezugsrechte und zwar laut Urkunden vom 14. Februar 1491, 2. September 1496, am mitbochen nach sand Gillgen- tag des hl. Beichtiger und Abtes und vom 21. Mai 1497, Dreifaltigkeitstag. Letztere Urkunde ist von Sigmund L a y m i n g, dem dortigen Grundherrn, besiegelt. Um diese Jahre scheint die Schmelz- hütte bei der Kapser Einfang- w i es e zum ersten Male in einer Ur- kunde auf. Im Jahre 1505 (in diesem Jahr ist Kitzbühel bereits nicht mehr bayrisch, sondern tirolisch) am 27. Juni verkauft Sixt T ü r m e r dem Matthäus Kupferschmied eine größere Gülte und am 26. Oktober eine weitere auf sei- nem Ansitz zu R i e d bei Söll, wo da- mals noch ein Turm, etwa ein tjber- rest eines alten Schlosses, stand, das man in neuerer Zeit nicht mehr wuß- te, wo es einstmals erbaut war. Dieser Sixt kaufte vorher diesen Ansitz samt dem Turm von Lienhard T h o r e r, mochte es ihm an Geld fehlen, wegen dem Matthäus Kupferschmied aus- helfen konnte. Als Urkund-Siegler scheint da Ulrich W i d m a n n, Bürger zu Kitzbühel auf. Noch im gleichen Jahre kaufte Matthäus Kupferschmied ein Gütl in der Kirchbichler Pfarre, welche Urkunde am 30. Oktober ein Gabriel G r u n d r e i eh inge r siegelte. Im Jahre 1507 hatte Sixt T ü r m e r wieder Geldmangel und hilft ebenfalls Kupferschmied gegen bleibende Ab- gabe aus. Siegelt gleichfalls Ulrich Wid- mann am 2. Juli die dazu lautende Ur- kunde. In gleichen Nöten tritt er im Jahre 1509 beim Bürger Michael G r e u p p ein, der sein Haus in der mittleren Zeile rückwärts, etwa am heutigen Platz Beranekneubau oder Gasthof Sonne hatte. Siegler war dies- mal am 26. Februar ein II. oder III. Konrad Schaflüczel, ebenfalls ein Bürger, der nun durch mehrere Dezen- nien als Urkundensiegler, vielleicht auch als deren Abfasser, auftritt. Im Jahre 1510 verkauft Matthäus Kupfer- schmied an Christian S b e r t a zu Sberta in Jochberg Bezugsrechte von 25 Rinderrechten auf der 5 c h ö n t a g- w e i d a 1 m im hinteren Jochberg, wel- che Urkunde am 17. Oktober, ebenfalls wieder von Schaflüczel gesiegelt wurde. So trat Kupferschmied immer mehr als Güterbelehner und Güterhändler auf. Die zitierten Gülten stellten im all- gemeinen Werte größter Abstufung vor: So kommen Gülten urkundlich in Be- trägen herab bis zu 8-10 Kreuzer Ab- gabe vor, die sich viele Hausbesitzer und Bauern zu Gunsten einer Kirche, einer Zunft oder Bruderschaft, eines Spitals oder einer sonstigen Armen- verteilung bereits freiwillig auf ihren Besitz in der Formel ewiger Leistung zu dieser oder jener jährlichen Jahres- zeit resp. eines Heiligentages urkund- lich legen ließen. Bei solchen Kreuzer- anführungen muß aber in Betracht ge- zogen werden, daß ein Kreuzer vor den Jahren 1500 noch einen weit grö- ßeren Wert repräsentierte, als heute ein Schilling oder eine Mark und noch lange hernach in annähernder Anglei- chung stand. Anders stand es aber mit den an- gekauften größeren Gülten, die sich manchmal zu sehr bedeutenden Be- trägen anhäuften. Der Gültenvergeber erhielt da vom Gültenverkäufer ge- wöhnlich, soweit es sich nicht um einen Tausch handelte, bares Geld auf die Hand, so wie bei heutigen Dar- lehen und hatte dafür eine Abgabe in Geld oder in Naturalien zu leisten. Also etwas Ähnliches wie den heuti- gen Zins. Diese Last war für die Belasteten umso schwerer, weil der erste Geldgeber häufig die Formel weltewig einsetzen ließ, so daß ein Loskommen sehr erschwert war. In unseren Zinsfuß umgerechnet, standen diese letzteren Gültenleistun- gen häufigst sehr hoch, stiegen, wenn die Geldgeber recht hartherzig wa- ren, auch bis zu 30 Prozent an. Mit diesen Gülten wurde bereits ein Handel getrieben, wie mit den heuti- gen A k t i e n und es wurden so die erst abgeschlossenen Urkunden wei- ter verkauft, wenn der Eigentümer wiederum Bargeld nötiger hatte oder etwas Beliebteres erwerben wollte. Kurzfristige Darlehen wurden auch so wie heute unter mündlicher oder schriftlicher Zeugenschaft gegeben oder auf bloßes Vertrauen hin. Auch da kommen weit unterschiedliche Zinsen vor, je nach der wirtschaftlichen Zeit- lage und den Menschen, die dabei ge- genseitig in Berührung kamen. Die derzeitige Hypothekenform wurde hier erst um die zweihundert Jahre später angewendet, als bei den Gerichten die Verf achbücher eingeführt waren. Mit Zinsen bis zu 30 Prozent haben wir nach der Kriegszeit bei verschiedenen Banken bei Taggeldkrediten Ähnliches erlebt. Diese Bankengeschäfte haben aber äußerst hohe Regiekosten zu tra- gen, so daß sich der eigentliche Zins- gewinn stark reduziert. Anders war es damals, wo der ganze Zins dem
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