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Sonderdruck Kitzbüheler Anzeiger: „75 Jahre Raiffeisen-Bezirkskasse Kitzbühel" Samstag, 10. Dezember 1966 Seite 23 ungeduldig unter seinem Joch wurde und immer noch größere Lasten tragen sollte. Bei 60 solcher Rebellen und irr- gläubig gewordener Knappen wurden um die Jahre 1525, 1526 nur in Kitz- bühel allein hingerichtet. Die herr- schende Klasse wurde vorläufig noch Sieger und wurde dem Besitz und alten Recht erneut die Ewigkeitsinschrift bei- gesetzt. Nach 1530 wurde es da wieder ruhiger, immerhin mochte die kupfer- sclimiedische Wirtschaftspraxis inzwi- schen manche Schlappe erlitten haben. waren sicher auch die jungen Spröß- linge nicht mehr vom gleichen Korn wie der große Ahn. Vom Jahre 1535 erweist eine von Balthasar Trojer besiegelte Urkunde. daß eine Gülte von einem Haus in der Ehrenbachgasse, auf dem Christian Kupferschmied sitzt, an die Kathari- ne n k ire h e übergeht. Also ein Be- weis, daß er das Haus nicht mehr schuldenfrei hatte. Einige andere Kup- ferschmied scheinen als Grundbesitzer zu Kaps und zu E c k in g auf, unbe- stimmt, ob selbst erworben oder durch Erbschaft erstanden. Eine Urkunde vom Jahr 1545 ergibt, daß die Gülte auf der Mokingwiesen wiederum einem Primus Kupferschmied zufällt. Im Jahre 1554 siegelt ein Christoph Kupferschrnied mit dem Bamberger Propst eine Gültüber- tragung auf dem Vaschanghaus in der Ehrenbachgasse mit, da er darauf ebenfalls eine Gülte gut hatte, verkauft dieselbe das Jahr darauf dem Bür - gerspital, ür- gerspita1, welches Geldzuwendungen anderseits erhalten hat. 1558 verkauft er wiederum eine Gülte auf dem Grundstück Vokingpoint. In diesem Jahr scheint zwischen dem Bürgermeister Hans A u b e 1 e n und dem Rat der Stadt Kitzbühel und der Kupferschmied-Vetterschaft, deren Re- präsentanten diesmal die Brüder Chri- stof und Wolfgang waren, ein arger Zwist über die Kupferschmiedstiftung ausgebrochen zu sein. Die Kupfer- schmied gingen mit ihrer Beschwerde bis zum Kaiser und hatten diesmal Erfolg. Im kommenden Jänner langte ein vom 20. Jänner 1559 aus Innsbruck datierter B e f e h 1 des Kaisers Ferdi- nand beim Bürgermeister ein mit dem Auftrag, daß die Verleihung des Kup- ferschrniedbenefiziurns nach dem Stift- brief den beiden zitierten Brüdern zu- stehe und an sie alle Briefschaften hie- zu und sonstigen Gegenstände auszu- folgen seien. Demnach scheint es, daß dieselben mit Beschlag belegt waren. Nun richteten sich die Kupferschmied wieder bedeutend auf. Dieser Aufstieg dauerte sachte an die zwanzig Jahre an. Am 4. Juni 1580 bestellt der damalige Kitzbüheler Herrschaftsinhaber Kaspar Freiherr zu Wolkenstein und Trostburg den Wolfgang Kupfer- schmied zum Lehensträger des Bür- gerspitals. Allerdings gerade keine all- zu große Bonität. Das Jahr darauf, 1581, scheint ein Wolfgang Kupferschmied als Bürgermeister auf, unbestimmt, ob es noch der gleiche Wolfgang, der 1558 der Beschwerdeführer war oder aus einer jüngeren Generation. Aber alles mag die Bürgermeisterei nicht getragen haben, denn noch in diesem Jahre ver- kauft er eine Eigengülte an die Ka- tharinenkirche und im Jahre 1595 muß dieser Wolfgang Kupferschmied gestor- ben sein, es heißt, daß Georg Vi e eh - t e r anstelle des benannten Verstorbe- nen zum Spitallehensträger bestimmt wurde. So gegen das Jahr 1600 zu erhob sich ein neuer Streit der Kupferschmie- dischen Verwandtschaft mit der Stadt- vertretung wegen der Kupferschmied- stiftung. Abermals erhoben sie Be- schwerde bis an den Kaiser (Ru- dolf 11.). Bürgermeister war diesmal Hans H e y p e r g e r (wahrscheinlich Schwarz-Adler-Wirt). Diesmal wurde die Beschwerde (datiert vom 19. Mai 1600 zu Innsbruck) glatt abgewiesen. Die Benefizumsverleihung scheint nun der Kupferschmied-Verwandtschaft endgül- tig abgenommen worden zu sein. Um das Jahr 1615 scheint der Bürgermeister Georg Maier, 1628 Franz Viechter als Verleiher auf und so verblieb es für weiter. Die bezüglichen Akten liegen im Stadtarchiv Kitzbühel ab 1555 bis 1863 vor. Ab 1600 ist im Archiv keine Urkunde mehr auffindbar, die direkt zu einem Kupferschmied Bezug hat. In tiefer Er- bitterung über vermeintliche Unbill dürften sie von Kitzbühel abgezogen sein; waren auch nur wenige ihres Stammes noch vorhanden. Außer in den Urkunden und auch sonstigen Eintragungen kommen ver- zeichnet folgende ihrer Taufnamen vor: Christian, Georg, Ehrhard, Matthäus. Wolfgang, Primus, Christof, Hans, BastL Friedrich, ein Georg Christian in mehr oder weniger Mehrzähligkeit vor, also kein Erweis, daß ihre Zahl nebeneinan- der jemals eine bedeutende war. Im weiblichen Geschlecht kamen sicher vor: Katharina, Elsbeth, Martha, Mar- greth und Elisabeth. Von einem hervor- ragenden Reichtum kann auch nur beim Matthäus, dem Grundleger der Stiftung, gesprochen werden. Bargeld dürfte auch im Nachlaß desselben we- nig vorgelegen sein. Er ließ das Geld viel lieber auf Liegenschaften arbeiten. So ersehen wir das Kupferschmied- geschlecht erweislich gut 180 Jahre in Kitzbühel vertreten und durch 120 Jah- re auch näheres von dessen Tätigkeit. Eigentlich eine nicht allzu lange Zeit, da sogar heute noch einige Bürgerfami- lien bestehen, die erweislich an die 300 Jahre zurückreichen, ein paar bäuer- liche, die überdies seit 350 bis 400 Jahre auf dem gleichen Ansitz hausen, deren erste Stammväter sogar noch bei dem großen Kupferschmied-Begräbnis teil- genommen haben können. Die Kitzbüheler Bürger dieser Zeit weisen viele Begabungen und große Energie auf. Es war ihnen sehr viel daran gelegen, auch etwas zu lernen. Ganz aus eigenen Mitteln schufen sie sich da eine Lateinschule, um sich auch in Büchern orientieren zu können, die noch häufigst in lateinischer Spra- che abgefaßt waren und so im gleichen bei den kirchlichen Handlungen. Bei Bauern fand dies noch nicht statt, diese spürten noch keinen Hauch der Frei- heit, in welcher Sonne sich die Städter seit Zeit ihrer Gründung unter vielen Privilegien erwärmen konnten. Ab den Jahren nach 1660 er- sieht man, wie sich ein voller Todes- hauch über die Kitzbüheler Bürger- schaft ausbreitet, der nach dem Rück- tritt der Rührerbüheler Gewerkschaften im Jahre 1632 bereits eingeleitet und während des Dreißigjährigen Krieges weiter glitt. Trotzdem brachten diese Bürger noch im Stadium des Nieder- gleitens die Energie auf, ihr altgepflo- geiles Recht, sich den Vikarherrn nach Probe und Gutbefinden selbst zu be- stellen, aufs äußerste zu verteidigen und die ihnen vom Pfarrherrn in St. Johann aufoktrierten Dominikaner durch volle 30 Jahre nicht als die legalen Seelsorger anerkannten. Diese Zeit hat- ten die Kupferschmied nicht mehr er- lebt, ihre dunkelste Phase war die Zeit des Bauernkrieges. Die Leser dürften nun annähernd wissen, wie das Kupferschmied-Grab- mal, das noch Jahrhunderte der Neu- zeit überdauern wird, zustande kam, welche Freuden und Leiden dieses Kupferschmied-Geschlecht in summa summarum durchgemacht hat. über- dies manches, was ihre Zeit bewegte und Kitzbühel zu dem mitformen half, was es heute ist. Der letzte Kupferschmied in Kitz- bühel mit Namen M a i e r war im Haus neben dem Neuwirt tätig. Er kann aber kein Sproß der Kupferschmied gewesen sein. Wohl aber hat es etwas Wahrscheinlichkeit, daß auf diesem Haus bis zirka 1600 ein Sproß der alten Kupferschmied, die später alle diesen Namen trugen, wenn sie auch andere Geschäfte ausübten, tatsächlich noch als Kupferschmiedmeister darauf- saß. Hierauf erfolgte aber noch ein öfterer Schreibnamenwechsel. Mit Schmerzen aber muß es jeder Lokalgeschichtler und Heimatforscher empfinden, daß nicht nur die Andreas- kirche unter der Dominikaner-Vikar- schaft aus gänzlicher Kunstunkenntnis die teure, höchst kunstvolle Stukkatur- arbeit am Kirchengewölbe und ein Stück an den Seiten herabmeißeln lie- ßen, wo weit umher kein solches Kunst- werk vorhanden war, um dafür die Plafondgemälde, die an sich gewiß auch kostbar sind, anzubringen. Nur ist zu bedauern, daß die Faistenberger sich nicht gegen diese Kunstverderb- nis zur Wehr setzten, sei's verzeihlich oder nicht, indem sie bereits durch-
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