Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. Dezember 1966 auf seinem eigenen Vorführungsappa- rat der amerikanische Fernsehfilm über das 26. Internationale Hahnen- kammrennen 1966 in Kitzbühel vor- geführt. Der Film fand großen Beifall und es wurde auch dem Vorführen- den für seine Mühewaltung im Inter- esse des Klubs der Dank ausgespro- chen. Der Film wurde von der CBS (Columbia Broadcasting System) auf- Unter diesem Motto stand das aus- gezeichnete Referat des Vorsitzenden des „Blauen Kreises", Gunther Tauche aus Wien, während der großen Jahres- hauptversammlung unseres Tierschutz- vereins. Mit freundlicher Genehmigung des Referenten und der Redaktion des „Kitzbüheler Anzeigers" ist mir der folgende Auszug gestattet, zumal Idee und Praxis auch für unsere Land- schaftsverhältnisse sehr nachahmens- wert erscheinen. Dr. Oskar Ganster Gunther Tauche: „Wien liegt in einem breiten und tiefen Grüngürtel. Um die- sen Grüngürtel, die Lunge der großen Stadt, werden die Wiener von den Großstädtern der Welt beneidet. Im Westen der Stadt beginnt unmittelbar am Rand der letzten Häuser der tiefe Wienerwald, welcher gegen Süden in die Föhrenwälder der Thermenlinie übergeht. Der Ostrand der Stadt wird von den weiten Auen des Praters und der Donau abgeschirmt. Im Norden Wiens, über die Donau hinweg, dehnt sich die eigentümliche gemischte Hei- delandschaft des Bisambergs gegen die Vorberge des Waldviertels aus. Ein ständiger Luftzug aus der Donauniede- rung zu den Wiener Hausbergen sorgt für eine Durchlüftung der Stadt vom Gift der Abgase. Wie überall am Rande der Groß- stadt, ist auch rund um Wien die Na- tur bereits schwer gefährdet. Die riesi- gen Nebelschwaden, die Abgase aus den Industrien und dem dichten Auto- verkehr nagen wie ein Karzinom in den grünen Lungenflügeln der Wiener Stadt. Aber auch der Mensch selbst, der in den Wäldern und Auen wandert und lagert, schätzt sich das Glück die- ses Naturgeschenks nicht immer und bricht als Feind in das Leben vo Pflanzen und Tieren ein. Da reichen Verbote und Strafdrohungen nicht aus, sondern der Mensch muß sich persön- lich und gesellschaftlich organisiert zum Schutz der Natur und ihrer Krea- turen einsetzen. „Der blaue Kreis" hat sich zur Auf- gabe gemacht, den „Tieren in Not" praktische Hilfe zu leisten. „Der blaue Kreis" ist eine Jugendorganisation. Ju- gendliche im Durchschnittsalter von 16 Jahren erhalten in der Organisation Anleitung und Ausbildung für die prak- tische Tierschutzarbeit und vor allem eine sinnvolle und interessante Freizeit- genommen. Diese Weltfirma besitzt in den Staaten 200, in Kanada 80 und in Mexico 40 eigene Sendestationen und war im vorigen Winter zum erstenmal bei Wintersportaufnahmen in Europa. Man schätzt, daß etwa 80 Millionen Menschen diesen Film über Kitzbühel zu sehen bekamen. Eine gewaltige Werbewirkung und noch dazu kostenlos. gestaltung. „Der blaue Kreis" hat in der Schönbrunnerstraße eine gut ein- gerichtete Werkstätte, wo die Jugend- lichen laufend Nist- und Futterkäst- chen, Hundebetten und Schrifttafeln herstellen. Diese vereinseigene Werk- stätte ist das Zentrum der Organisa- tion. Die Pläne für die gebastelten Ar- tikel werden von einem Ingenieur - Mitglied der Organisation - gezeich- net, vervielfältigt und auch an Schulen massiv versendet. Durch die jahrelange Erfahrung hat der Verein eine große Routine erhalten. Die Futterkistchen wurden aus der Erfahrung zu ebenso modernen wie formschönen Werkstät- tenartikeln entwickelt. Zehntausende solcher Futter- und Nistkästchen wur- den vom „blauen Kreis" rund um Wien, im Wienerwald und in den Wiener Auen aufgestellt. Gleichzeitig werden schöne, moderne Schilder gemalen und an Bäumen angeschlagen, welche die Spaziergänger zum Tier- und Natur- schutz aufrufen. Sowohl die Werk- stättenarbeit wie der Außendienstwer- den von den Jugendlichen als Freizeit- gestaltung, vornehmlich an Samstag- nachmittagen und Sonn- und Feier- tagen durchgeführt. Der Einsatz im Außendienst geschieht mit Hilfe eines VW-Transporters, welcher dem Ver- ein von einer KFZ-Firma gespendet wurde und der dem Transport von Leitern und Materialien dient. Dahin- ter fahren die Jugendlichen auf Mopeds mit weißen Sturzhelmen, auf denen das Vereinszeichen des „blauen Kreises" gemalen ist. Diese Einsatzfahrten ge- schehen nach einem taktischen Ein- satzplan, so daß die freie Natur rund um Wien systematisch erfaßt werden kann. Der Erfolg dieser praktischen Tierschutzarbeit des „blauen Kreises" ist verblüffend. Die Vogelwelt des Wie- nerwaldes und der Donauauen wurde fühlbar geschützt. Ebenso der Wild- bestand durch die Futterstellen für die organisierte Winterfütterung dieser Ju- gendorganisation. Die natürliche Schäd- lingsbekämpfung zum Schutze der Fauna, der Obstbäume und der Gär- ten wurde beträchtlich intensiviert. Mit dem Anbringen der mühsam gebastel- ten Geräte ist es allerdings nicht getan. Die Jugendlichen des „blauen Kreises" müssen periodische Kontrollfahrten durchführen, um die aufgestellten Fut- terautomaten immer wieder mit Futter aufzufüllen. Sie müssen aber auch im- mer wieder die durch tierfeindliche Menschen zerstörten Tafeln und Käst- chen zusammenklauben und durch neue Geräte ersetzen. Neben dieser wohl einmalig organi- sierten praktischen Tierschutzarbeit in der freien Natur bauen die jugend- lichen Tierfreunde laufend Hunde- betten, Kaninchen- und Meerschwein- chenkäfige. Diese Gegenstände basteln sie für die ärmsten unserer Tiere. Für die Tierspitäler. Aber auch für jene wissenschaftlichen Institute, in denen die Tiere als Versuchskarnikel im wah- ren Sinne des Wortes mißbraucht wer- den. „Der blaue Kreis" sorgt in Wien wenigstens für ein sauberes Bett, für einen sauberen Stall der Tiere, welche mit ihrem Körper und ihrem Leben vom Menschen ausgesucht und ver- urteilt wurden, für den Fortschritt der Menschheit zu leiden." - Man frägt sich am Schluß so einer Skizze jugendlichen Idealismus, ja tier- schützerischen Fanatismus, wie und wo man solche Jugendliche denn auch f in- den und zu begeistern vermag. Dazu dürfte es wohl an der psychologischen Begabung Herrn Tauches, seiner Gattin und seiner erwachsenen Mitarbeiter lie- gen. Freilich auch durch die große Un- terstützung, welche so eine Organisa- tion in einer Stadt wie Wien erfährt. So wie wir aus der Erfahrung wissen, daß praktische Tierschutzarbeit in den Schulen lediglich an der begeisterungs- fähigen Persönlichkeit einer einzelnen Lehrperson liegen kann, so beweist der „blaue Kreis", daß die Jugend sehr wohl, sehr aktiv und sehr ideell den Tieren in Not helfen will, wenn sie da- für die richtigen erwachsenen Vorbilder findet. Leider fehlen diese echten tier- schützerischen Vorbilder im prakti- schen und gesellschaftlichen Leben viel zu sehr. Deshalb war es eine Wohltat, an diesem Abend Gunther Tauche mit seinem herrlichen Farbdiavortrag zu erleben. Tauche hat dem Tierschutz- verein Kitzbühel versprochen, im März einen eigenen Vortrag mit Tonfilm für jugendliche Kitzbüheler zu halten. Der Tierschutzverein Kitzbühel wird sich bemühen, im Kontakt mit dem „blauen Kreis" zu bleiben, aus dessen reicher Erfahrung möglichst viel Ge- dankengut und Praxis zum Schutz un- serer freien Natur und zur positiven Jugenderziehung zu verwerten. Jeder der über hundert Besucher der großen Jahreshauptversammlung unseres Tier- schutzvereins war fasziniert, welche Erfolge auf diesem Sektor möglich sind, wenn eine dynamische Organi- sation und eine großzügige Gesellschaft sich dieser großen und edlen Sache widmen. Im Gegensatz zu manch großer Tagung war dieses Referat wirklich seines Titels würdig, denn es wurde einmal Tierschutz anders vorgetragen und vorgeführt. „Tierschutz - einmal anders"
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