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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 31, Dezember 1966 und ein kleines Geschenk. Diesmal wa- ren es Gendarmen und Eisenbahner und die Bediensteten des Kranken- hauses, die auf diese Weise geehrt wurden. Der schönste Dank für die Mitwir- Die Kolpingfamilie Kitzbühel als Nachfolger des Katholischen Arbeiter- vereins, des Katholischen Gesellen- vereins und des Katholischen Meister- vereins Kitzbühel verwaltet das vor 60 Jahren unter großen Opfern der Mitglieder erbaute Kolpinghaus (früher Vereinshaus). Durch den unbeugsamen Idealismus der Funktionäre konnte die- ses Haus dem ursprünglichen Zweck erhalten werden. Mangelnde Unterstüt- zung war der Grund, daß die Tatkraft der Funktionäre und Mitglieder manch- mal erlahmte. Freilich besteht bei vie- len Außenstehenden eine völlig falsche Vorstellung von der derzeitigen Ver- wendung des Hauses. Umso mehr ist es zu begrüßen, daß die Kolpingsfami- lie einen Jahresbericht über die Fre- quenz des Kolpinghauses veröffentlicht. Seit dem im Frühwinter erfolgten Auszug einer Finanzamts-Nebenstelle ist das Kolpinghaus „ämterfrei". Es weist neben der unumgänglich not- wendigen Dienstwohnung des Haus- meisters nur eine einzige Wohnung auf. Die übrigen Wohnräume sind im Sinne der Idee der Erbauer als „Bur- schenzimmer" in Benützung oder wer- den als Einzelzimmer vermietet. Die vier Burschenzimmer mit insgesamt neun Betten wiesen im ablaufenden Jahr durchaus guten Belag auf, sie ermöglichen eine günstige Unterkunfts- möglichkeit für Arbeitnehmer in Kitz- bühel. Drei weitere Zimmer sind zu Wohnzwecken vermietet, der Mietzins bewegt sich dabei unterhalb der orts- üblichen Preise für Daueruntermieter. Der Plan des Ausbaues des Hauses zu einem Lehrlings- und Gesellenheim ist vorderhand zurückgestellt, soll aber entschieden verfolgt werden, wenn die dringendsten Aufgaben im Haus er- ledigt sind. Unter dem Verwalter An- ton Kili, der seit zweieinhalb Jahren sein schwieriges Amt versieht, wurden mehrere bedeutende Investitionen vor- wiegend aus eigenen Mitteln des Hau- ses vorgenommen, wie etwa der Ein- bau der Zentralheizung und die Neu- gestaltung der sanitären Anlagen im ersten Stock. Die Statistik weist nach, daß der Kolpingsaal nach wie vor als Veran- staltungssaal rege beansprucht wird. Im Jahre 1966 waren an 96 Tagen größere Veranstaltungen im Kolping- saal. An der Spitze liegen die Skischule und das Bildungswerk, die Heimat- kenden aus den Reihen der jungen Generation in der Volkspartei war die echte Freude und der Dank der Be- schenkten, ob es in Kitzbühel oder in den vielen Bezirksorten war, die einbezogen werden konnten. bühne und die Volkshochschule. Zum überwiegenden Teil wird der Saal von Kitzbüheler Vereinen und Körperschaf- ten verwendet, die einen Sondertarif genießen, da es sich um kulturelle oder folkioristische Veranstaltungen handelt, die meist ohne finanziellen Gewinn enden und auch für den Frem- denverkehr von großer Bedeutung sind. 1966 waren 24 Filmvorführungen der Skischule, 16 Vorträge des KBW, sechs der VHS, 12 Aufführungen und 14 Saalproben der Heimatbühne, drei Pro- ben und eine Aufführung des Kolping- chores, zwei Blindenkonzerte, drei Theateraufführungen für Kinder und das Schlußkonzert der Musikschule. Zweimal veranstaltete der Alpenverein im Kolpingsaal, aber auch die Stadt- gemeinde, der Obst- und Gartenbau- verein, der Krippenverein, der Tier- schutzverein (zusammen mit der Volks- hochschule) und die Jugendbewegung und weitere Organisationen benützten den Saal. „Werbeveranstaltungen" orts- fremder Firmen werden aus dem Haus ferngehalten. Die Möglichkeit, den Saal zu den üblichen Bedingungen zu er- halten, wurde trotz gegenteiliger Be- hauptungen vom neugewählten Aus- schuß unter Präses Vikar Hans Moises bisher keinem Kitzbüheler Verein oder Veranstalter abgesprochen. Die Kolpingsfamilie beabsichtigt die Ausgestaltung der Kellerräume zu Heimzimmern für die Jugend und der Bibliothek und die Renovierung des Heimzimmers der Kolpingsfamilie. Im ablaufenden Jahr wurde auch das Heimzimmer ausgiebig benützt, so für Ausstellungen und Fachkurse und die Kolpingabende. Die Heimatbühne ver- anstaltete sogar einen kleinen Vereins- ball. Unter Bedachtnahme auf die häufige Benützung des Saales für allgemein zugängliche Veranstaltungen, insbeson- dere auch für den Fremdenverkehr, ist die weitere Verbesserung des Saa- les und der Nebenräume eine zwin- gende Notwendigkeit, für die die Hilfe der Stadtgemeinde wieder angespro- chen wird. Abschließend sei dem ausgeschiede- nen Hauskomitee und dem Verwalter Anton Kili für die umsichtige und ziel- bewußte Arbeit vieler Jahre herzlich gedankt. Die Kolpingsfamilie wird die- se Arbeit nach besten Kräften fort- setzen. Erwin Grugl zum Gedenken Nach mehr als 20 Jahren tot erklärt. Mit Beschluß vom Landesgericht Innsbruck wurde der ehemalige Für- sorgereferent und Ausländerreferent der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel Erwin G r u g 1 für tot erklärt. Als To- destag wurde der 30. Juni 1944 fest- gesetzt, da seit diesem Tage von ihm kein Lebenszeichen mehr einlangte. Erwin Grugl war als Oberfunker des 4. Trägerfrequenzzuges 648 bei der Ver- teidigung von Bobruisk in Rußland eingesetzt und gilt seit dem 30. Juni 1944 als vermißt. Seine Truppenein- heit vermutete, daß er in russische Gefangenschaft geriet und seine An- gehörigen befürchteten, daß er auf Grund seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP (Bannstellenleiter der HJ) in einem Schweigelager untergebracht wurde und nicht schreiben dürfe. Ei- nes welchen Todes er starb, hat nie- mand mehr erfahren, obwohl sämt- liche Suchsteilen zur Klärung einge- setzt wurden. Die Mitteilung des so- wjetischen Roten Kreuzes lautete, daß die Ermittlungen auf sowjetischem Bo- den zu keinem Ergebnis führten. Die amtliche Vermißtenmeldung in der Heimat hatte zur Folge, daß seine Mut- ter, welche damals schwerkrank in ei- nem Linzer Krankenhaus lag, am glei- chen Tage starb. Seine letzte Nach- richt an seinen Bruder Karl Grugl, damals beim Luftgaukdo. VII einge- setzt, war vom 27. März 1944 datiert. Erwin Grugl wurde am 14. Juni 1907 in Mauerkirchen in Oberösterreich ge- boren. Schon bald aber zog die Fa- milie nach St. Johann, wo Grugl in der Eisenhandlung Josef Hilscher den Kaufmannsberuf erlernte. Mitte der dreißiger Jahre wanderte Grugl nach Deutschland aus und absolvierte inBer-, lin mit Erfolg die Sparkassen- und Gemeindeverwaltungsschule. 1939 wur- de er bei der Bezirkshauptmannschaft verwendet und 1942 zuerst zur Ge- birgsnachrichtentrupp e nach Flensburg und später in Rußland eingesetzt. Sein Bruder Karl Grugl, Pkw-Fahrer der BMW-Werke in München, wohn- haft in Kitzbühel, hat am 4. Februar 1964 den Antrag auf Todeserklärung gestellt, dem auf Grund der 20jähri- gen nachrichtenlosen Abwesenheit stattzugeben war. Karl Grugl „schloß" den Akt über seinen geliebten Bruder. Im Nachlaß befindet sich auch ein Schreiben der Landeshauptmannschaft vom 23. August 1945, daß Erwin auf Weisung der alliierten Militärregierung vom Dienst zu entlassen ist. Da war er aber wahrscheinlich schon über ein Jahr tot. Kitzbühler Heimatmuseum k is p ort in der Kunst Jeden vierten Tag eine Veranstaltung im Kolpingsaal Ein interessanter Bericht über das Leben im Kolpinghaus im Jahre 1966
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