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Photo: Franz janjcze. :edakteur. Salzburg Der Naturfreund Walde Der Künstler liebte lange Spaziergänge, aber besonders Wanderungen auf dem Hahnenkamm. Und so machten wir uns an einem herrlichen 1-lochsommerlag des Jahres 1955 von seinem Berghaus aus auf den Weg na--h Hochbrunn. Seine beiden Hunde liefen voraus, dann wieie zurück zu ihrem „l-lerrl", das nicht nur ein großer Naturfreir:, sondern auch Freund aller Tiere war. Obzwar wir uns angeregt über Verschiedenes unter- hielten, entging dem Künstler kein Blümlein und kein Baum und Strauch, die am Wege standen. Wir begegneten anderen Wanderern, die es anscheinend eilig hatten, und Walde sagte, er könne nicht begreifen, da6 viele Menschen so achtlos an allem vorbeilaufen, was die Natur hervorbringt. Er beugte sich hier zu einem Blünilein und dort, ohne es abzureißen, denn am schönsten seien alle diese Gewächse, wenn sie leben und nicht in einer Vase langsam sterben n':ssen. Die Blumen, die er in seinen letzten Schaffensjahren rr.slte, schnitt er nicht ah, er prägte sich in seinem Gärtlein ihre Farbenpracht ein und über- trug diese dann nachts - er malle bekanntlich fast immer nur nachts, wenn alle seine Gäste schon gegangen waren - mit dem Pinsel auf die Leinwand oder aufs Papier. Immer wieder entzückte den Meister hei solchen Wande- rungen die Pracht der Bergwelt, das unbeschreiblich schöne Blau des Himmels, das er wie ke:a zweiter wiederzugeben ver- stand. An diesem Tage machtei wir in Hochbrunn kurze Rast und schlenderten dann zurück n- Ehrenbachhöhe, wo wir auf einer Bank vor dem Kreuz Platz nahmen. Von hier aus vertiefte sich sein Blick in den gegenüherliegenden Wilden Kaiser und die aneinandergereihte Kette der westlichen Tiroler Berge, deren Gipfel über viele, viele Kilome-er hergrüßten. Ohne daß er es wußte, machte ich ein Bild von ihm, und wer in Gesichtszügen zu lesen versteht, bemerkt in seinen die Innigkeit des Natur-Erle- bens und auch leise Trauer, als ob der Künstler geahnt hätte, daß er nie wieder von da droben sir Berge, sein Land Tirol be- trachten werde . . . rranz Janiczek Seite 10 Kitzbfiheler Anzeiger Samstag, 5. Februar 1960 haus. Wilfried Kirschl sagt in seinem Vorwort: „Die künstlerischen Bestrebungen in Tirol während der ersten 25 Jahre unseres Jahrhunderts begegnen wach- sendem Interesse. So zeigt die Gale- rie Würthle in Wien gegenwärtig eine Auswahl von 40 Arbeiten Artur Ni- kodems. Gleichzeitig sind Egger- Lienz, Nikodem, Walde und Weber- Tyrol in einer großen Ausstellung „Österreichische Malerei 1908 bis 1938' in Graz vertreten. Die Galerie im Taxispalais macht mit ihrer Ausstellung früherer Ar- beiten von Alfons Walde erstmals den Versuch, den Beitrag dieses Ma- lers zum „Aufbruch" der Malerei in Tirol nach der Jahrhundertwende deutlich zu machen. Diese frühen, zwischen 1910 und 1925 entstandenen Arbeiten, in denen Walde in frucht- barer, tätiger Auseinandersetzung mit den künstlerischen Strömungen der Zeit zu einer Malerei von persönli- cher Prägung und oftmals beachtli- cher malerischer Qualität fand, sind über dem späteren „typischen" Wal- de in unverdiente Vergessenheit ge- raten. Wenn auch in diesen Bildern bereits vieles anklingt, was schließ- lich jene charakteristische Arbeits- weise des Malers mitprägte, unter- scheiden sie sich in ihrer differenzier- ten Farbigkeit und Maiweise sehr wesentlich von der oft hart ans Pla- kative grenzenden Manier der späte- ren Zeit. Ist es für alle Arbeiten, die hier gezeigt werden, charakteristisch, daß sie Walde als einen Maler zei- gen, der aufs engste mit der damals „heutigen" Kunst verbunden war, so scheint er sich gegen die Mitte der zwanziger Jahre bewußt aus diesem Zusammenhang gelöst und eine Posi- tion außerhalb der künstlerischen Problematik der Zeit angestrebt zu haben. Die Gründe hierfür liegen zweifellos an der Persönlichkeit des Künstlers. Die Tatsache, daß die spä- tere Art Waldes durch zahllose Re- produktionen weitesten Kreisen ver- traut ist und die deutliche „Zäsur". die sie vom Vorhergehenden trennt, ließ es sinnvoll erscheinen, das fast völlig unbekannte Frühwerk einmal gesondert vorzustellen." Wie stark diese „Frühwerke" in der Landeshauptstadt wirkten, geht schon daraus hervor, daß vom Direktor des Landesmuseums „Ferdinndeum" Dr. Erich E g g zwei Werke und zwar „Ka- puziner", Öl auf Karton, 40 x 42 cm, und „Eislauf", Öl, Karton, 27,5 x 29 cm, er- worben wurden. Zwei weitere Bilder und zwar „Herbstabend" und „Selbst- bildnis" wurden von Frau Grete Walde dem „Ferdinandeum" als Leihgaben überreicht. Das „Selbstbildnis" befand sich bisher in der „Walde-Galerie" im Heimatmuseum. Wie bereits berichtet, Ist die Walde-
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