Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 5. Februar 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 25 Was ist f432 4 Langsam beginnt auch bei uns der Fasching Einzug zu halten. Bälle, Ro- delrennen mit ausgelassenen Preisver- teilungen, Sitzungen diverser Faschings- komitees und private Partys sind die Anzeichen dafür. Auch die 10-Jahr-Feier der „Tenne" war eine solche private Einladung. Gui- do R e i s c h hatte in sein welt- berühmtes Lokal gebeten. Etwa fünf- hundert Personen folgten der Einladung und nahmen in der mit Blumenarran- ments dekorierten Tenne ein Diner ein. Dazu wurde ein hervorragendes Fest- programm präsentiert. Unter den Gä- sen, die Hausherr Guido Reisch be- g:üßen konnte, befanden sich auch Be- zirkshauptmann Hofrat v. Trentinagila. Bürgermeister Hermann Reisch, FVV- Obm. Max Werner sen., Ski-Club-Prä- sident Kurt Beranek, Casino-General- d:rektor Max Reithoffer, Tenne-Archi- tekt Ernst v. Demar und Baumeister Dr. Luis Meise, Tenne-Namensgeier Dr. Kurt Treffer, George Cochrane vulgo Haid-Schorsch, Verkehrsrundschau-Fritz Senger, Prinz Alfi Windischgrätz u. v. a. Bei einer kleinen Ehrung wurden Rudi Sebesta, (50 Saisonen bei Guido Reisch), Ludwig Lämmerer (35 Saiso- nen und bester Sektverkäufer), Fräulein Thoma (40 Jahre bei Reisch) und Ro- man Swidrak (für besonders treue und gute Dienste mit Grundstück bedacht) ausgezeichnet. Großer Applaus auch vorn Publikum, das diese hervoragen- den Vertreter ihres Berufs feierte. Nach einem Aperitif wurde folgendes Festessen serviert: Teller garniert (Lachs, Radieschen, Kaviarbrötehen, Tnunfisch, Russisches Ei); Grießnockerl- suppe; Nuß vom Hirsch mit Kohl- sprossen und Nikolsburger Servietten- knödel; Eis mit Früchten; dazu Rot-. Weißwein oder Sekt. Vom Spiel der Stadtmusik und der Ansprache Bgm. Reischs berichten wir an anderer Stelle. Nach dem Eröffnungswalzer strapa- zierte Charly Manno und sein Orche- ster die Gäste mit heißen Rhythmen. Das Schweizer Starsextett wurde von einer nicht minder populären einheimi- schen Kapelle abgelöst. Die „Lustig'n Kitzbühler" lockten mit ihren schnei- digen Polkas, Märschen und Ländlern auch den faulsten Nichttänzer aufs Parkett. Etwas erschöpft, aber in bester Stim- mung kehrte man zu seinem Tisch zu- rück, um sich ganz von dem Magier Baalla in den Bann schlagen zu lassen. Dieser Weltmeister der Zauberer und Officier de Vordre du Merit kam di- rekt aus Frankfurt, wo er noch am Vorabend bei einer großen Gala-Wohl- tätigkeitsveranstaltung der Fürstin Bis- marck als Hauptattraktion auftrat. Bialla ließ vor unseren Augen Radio- apparate verschwinden, zauberte einen Hund und einen Papagei aus der Luft und verschluckte reihenweise kleine Glühbirnen, um sie wieder leuchtend aus seinem Mund zu zaubern. Nur bei seinem letzten, dem größten Trick, machten ihm zwei Kitzbüheler einen Strich durch die Rechnung. Der Zau- berer wollte eine 100-Schilling-Bank- note, die er sich von einem Gast hatte geben lassen, in eine sorgfältig ver- packte Nuß schießen. Um die Num- mer des Hunderters zu notieren und das Meisterstück zu überwachen, er- suchte er einen Fachmann aus dem Publikum um Unterstützung. Direktor Kindi von der Sparkasse und Direktor Oberreßl von der Raiffeisenkasse über- nahmen die Aufgabe. Ein Schuß - und die Banknote war in der Nuß. Doch leider nicht die richtige! Sie glich zwar der ursprünglichen aufs Haar, doch trug sie nicht das „verräterische Hacken", welches Wiliy Kindi rasch auf den Geldschein gezeichnet hatte. „Herausgeschossen" beteuerte der Ma- gier, doch dürfte sich der Original- hunderter in seiner geheimen Zauber- tasche befunden haben. Wie man sieht. lassen sich die Direktoren unserer Geld- institute nicht so leicht ums Ohr hauen, nicht einmal von einem Weltmeister der „Schwarzen Künste". Nach diesen dreißig Minuten Hoch- spannung wieder einige Tanzserien der „Lustig'n Kitzbühler" und dem Or- chester Charly Manno. Besonders beim „Bostella", einer Freiübung, die aus einer Mischung zwischen Wäsche-Auf- hängen und Maikäfer-Suchen besteht, konnte man seine angesammelte über- schüssige Energie entladen. Die farbige Sängerin Alvarah Gomez tat ein weiteres, um die Stimmung an- zufachen. Als Abschluß des offiziellen Fest- programms noch die vielbeschäftigten Parodistin (sie waren am gleichen Abend auch beim Fliegerball in St. Jo- hann aufgetreten) mit ihren zwar nicht mehr ganz taufrischen, aber immer noch zündenen Liedern und Witzen. Ein gelungenes Jubiläumsfest, das von Guido Reisch, seiner Frau, Elisa- beth, und Sohn Fritz mit sehr viel Liebe und Sorgfalt arrangiert wurde. Der inoffizielle Teil setzte sich noch bis in die frühen Morgenstunden fort. - Viel hat man eigentlich noch nicht davon gemerkt, daß zur Zeit ein gro- ßer Spielfilm in Kitzbühel gedreht wird. Man sieht zwei Stars, Starletts, Regis- seur und Produzent beim Einkaufs- bummel durch die Stadt schlendern -‚ doch den richten Filmbetrieb erlebte man noch nicht. Verständlicher wird dies, wenn man die Zeiteinteilung der Italiener kennt. Ausgedehnter Schlaf bis 14, 15 Uhr. Kräftiges englisches Frühstück in der Halle des Grand Ho- tels (Dauer etwa eine Stunde). An- schließend begeben sich die Stars Sil- vana Mangano, Anne Giradot und Mas- simo Girotti zum Friseur und Masken- bildner. Dort werden sie in einer lang- wierigen Prozedur filmgerecht verwan- delt. Verwandelt im wahrsten Sinne des Wortes, denn nach den zwei Stun- den, die diese „Verschönerung" dauert. erkennt man die Menschen, die in den Schminkraum gingen, so gut wie gar nicht mehr. Make-up, Augenbrauenstift. falsche Wimpern usw. haben ein neues Gesicht geformt. Komplizierte Perük- ken vervollständigen die Maskerade. Mittlerweile ist es 16 Uhr geworden und vor dem Haus warten bereits Ta- xis, um die Schauspieler zum Dreh- ort, dem Haus Auersperg zu bringen Dort wird bis spät in die Nacht ge- dreht (oftmals bis 2, halb 3 Uhr). Die Innenaufnahmen werden in diesen Ta- gen abgeschlossen und dann wartet Regisseur Visconti nur noch auf photo- genen weißen Neuschnee, um die Au- ßenaufnahmen in den Kasten zu brin- gen. (Dabei werden sicherlich auch filmbegeisterte Zaungäste auf ihre Rechnung kommen.) Als Abreisetermin ist der 13. Februar vorgesehen. Zum „Ball der Kitzpichler" am Sams- tag, 5. Feber im Grand Hotel wollen die Filmstars unbedingt gehen, um auch einmal eine durchtanzte Nacht in Kitz- bühel erlebt zu haben. Wie überhaupt das Interesse für diesen Ball der Kitz- büheler Jugend sehr groß ist, was aus den zahlreichen Tischbestellungen her- vorgeht. Einige Kitzbüheler Schneider und Schneiderinnen mußten sogar Son- derschichten einlegen, um die vielen Aufträge an Kaminröcken, Cocktail- kleidern und Anzügen noch termin- gerecht erfüllen zu können. Der Ball scheint sich immer mehr zu Kitzbühels nobelster Veranstaltung zu entwickeln Für das Finale des heuer etwas kur- zen Faschings werden bereits einige große Veranstaltungen angekündigt: Donnerstag, 10. Feber „Bauernball" der Kitzbüheler Skischule (Tenne); Freitag. 19. Februar, Faschingsfest der Kitzbü- heler Feuerwehr. Motto: „Eine be- schwingte, spritzige Nacht" (Tenne); Faschingsamstag: „Bunte Zirkuswelt" (Tenne); Maskentreiben in allen Lo- kalen; Faschingsonntag: 14 Uhr gro- ßes Pferderennen auf der Kitzbüheler Trabrennbahn; anschließend Faschings- umzug der „Kitzpichler" in der Innen- stadt; Rosenmontag: „Elegant und wohl behütet" (Wer trägt das schönste Hut- modell) (Tenne); Faschingdienstag: Maskentreiben in allen Lokalen. Mehr vom Faschingstreiben und den verschiedenen Veranstaltungen in der nächsten Woche. , 748 Dmerwa jo to *
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