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Samstag, 25. März 196 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 diese Tugenden lebt, wenn auch in ver- änderten, unserer Zeit angepaßten For- men. Sie will ritterlich sein im besten Sinne des Wortes, nur fehlt ihr da und dort das Betätigungsfeld dafür. Und nun frage ich euch, meine lieben junge Freunde, wäre oder ist die Ge- meinschaft, in der ihr steht, nicht das rechte Betätigungsfeld für euer Wollen, Ritter ohne Furcht und Tadel zu sein,. Ist eure Stadt Kitzbühel, euer Heimat- land Tirol, euer Vaterland Oesterreich es nicht wert, von euch den ritterlichen Dienst zu verlangen? Ihr werdet doch nicht der Jugend vor euch nachstehen wollen, die sich in ihrem Tun und Handeln den Forderungen ihrer Zeit nicht verschloß? Bedenkt doch, meine lieben jungen Freunde, daß ihr die Summe allen des- sen seid, was vor euch geschaffen, er- arbeitet, erlitten, erworben und weiter- gegeben wurde. Ihr seid die hundert- ste Generation, seitdem Menschen in diesem Raume siedeln. Ihr seid die 25. Generation, seitdem unser Kitzbühel zur Stadt erhoben wurde. Ihr seid die 20. Generation, seitdem Tirol bei Oester- reich ist. Spürt ihr daraus nicht die hohe Ver- antwortung, die euch in der langen Folge der Geschlechter übertragen ist! Brennt nicht in eurer Seele das Feuer der Liebe zur Heimat, das viele Ge- schlechter vor euch genährt und ge- schürt haben! Ihr wißt doch, daß all das, was wir in unserer schönen Hei- mat unser eigen nennen, das Ergebnis und die Frucht des Schweißes und der Schwielen, der Opfer und Leiden, der harten Arbeit der Männer und Frauen, der Jungen und Alten seit mehr als tausend Jahren ist. Daß wir in einer freien Luft atmen und leben können, verdanken wir doch nur unseren Vor- fahren. Wir sind bloß die Nutznießer. Daher muß in unseren Herzen der Brand der Treue zu den Leistungen unserer Ahnen hell und feurig lodern. Jedesmal, wenn ich durch einen Friedhof gehe - und in unserem schö- nen Friedhof in ganz besonderem Maße, weht mich der Geist an, der aus Gräbern unserer Lieben strömt, der Geist der Heimat. Daher sollte man allein schon deswegen ehrfürchtig und barhaupt den Gottesacker betreten, denn hier ruhen die Schöpfer der Wer- ke, die unser Leben schön und lebens- wert machen. Sie waren es, die das Feuer der Liebe zur Heimat hüteten und den Brand der Treue zu unserem Volke schürten. Sie haben ihre Arbeit getan, nun sind wir, seid ihr an der Reihe. Ihr, meine lieben jungen Freunde, seid ein neues Glied der langen Kette der Geschlechter. Solltet ihr versagen würde die Kette reißen und das Band zerschnitten, das unsere Gemeinschaft umschließt. Ich fühle es, wie sich euer Inneres aufbäumt und mir die Frage stellt: .‚Sollen wir die ganze Verantwortung tragen für heute und die Zukunft?" Ja, ihr tragt sie. Ihr tragt sie für die Familie, für die Stadt, für Tirol, für Oesterreich. Davon könnt ihr euch nicht beurlauben, davon könnt ihr euch nicht lossagen, denn zu sehr lastet das ganze Gewicht der Vergangenheit, der Geschichte, unser aller Vergangen- heit, unser aller Geschichte, auf euch. Die Geschichte ist unser Gewissen, ist unsere Seele, aber auch unsere Stütze und unsere Kraft! Wer dies leugnet wer dies verneint, wer dies ablehnt. Lei*mer»Möbel Einrichten ein Vergnügen! nimmt unserem Volke die Luft zum Leben, reißt ihm gewissermaßen das Herz aus dem Leibe. Und er selbst wird zum geschichtslosen, vaterlands- losen Gesellen. Er wird wie eine Spreu, die im Winde verstreut wird. Es war vor fast 25 Jahren. In einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager hatte der Lagerchor zu einem Lieder- abend eingeladen. Unter den Geladenen befanden sich auch Zivilisten der nähe- ren und weiteren Umgebung des La- gers. Das Programm beinhaltete deut- sche Volkslieder, darunter auch das uralte Lied „Innsbruck, ich muß dich lassen". Als dieses schöne Lied erklang, begann irgendjemand unter den Zu- hörern zu schluchzen. Es war so arg. daß der Chor alle Mühe hatte, zu Ende zu singen. Als das Lied beendet war, blieb der gewohnte Beifall aus und eine beklemmende StiUe hing im Raum, die von einem erschütternden Weinen zerissen wurde. Bald war die Person gefunden, die so bitterlich weinte. Es war eine alte Frau. Sie wurde aus dem Saal geleitet und in einen Nebenraum geführt. Erst nach einer geraumen Zeit konnte sich die Frau beruhigen, wodurch es möglich war, sich bei ihr zu erkundigen, was los sei. Und was meint ihr nun, meine lieben jungen Freunde, kam dabei heraus? Diese Frau war in eurem Alter mit den Eltern nach Amerika ausgewandert. Sie heiratete dort und lebte ein sorgloses Leben in Wohlhabenheit. Nach beinahe 50 Jahren tritt nun ein Chor deutscher Kriegsgefangener in ihr Leben und singt ein Lied, das sie selbst kurz vor ihrer Auswanderung gesungen hatte. In diesem Augenblick kam das Elend im wahrsten Sinne des Wortes über sie. Und warum? Die Antwort der Frau: „Fast fünf Jahrzehnte habe ich geschichtslos dahingelebt, ohne Seele, ohne Herz. Dies brach mir das Herz." So die Frau, der es an gar nichts gemangelt hatte, die an materiellen Gütern alles besaß, was nur das Herz begehrt. Und doch war sie arm, bitter arm. Ein anderes Beispiel, das nicht so weit zurückliegt und auch nicht soweit ent- fernt ist, macht die Tatsache, was Ge- schichte bedeutet, in erschütternder Form deutlich. Am 13. September 1959 zeigte sich Tirol in ganzer Schönheit, Größe und Kraft. In einem Festzug sondergleichen rollten Bilder unvergleichlicher Würde und Pracht vor den Augen tausender. und Abertausender Menschen ab. Man spürte den Odem der Geschichte unse- rer stolzen Vergangenheit unseres Lan- des kräftig wehen. Im bunten Spiel der Fahnen zog das ganze Tirol im stolzen Bewußtsein der ruhmreichen STEUERR1 BTRA bbep s10.000.- Steuerbegünstigung ab Jä,nner 1.9 du'rc:h einen Bausparvertrag (§ 10 EStG) Nach 5 Jahren ohne Bau- oder Darlehenszwang frei verfügbar! DIE Bausparkasse der Spar. kassen, Kitzbühel, Vorderstadt 14 (Martin Krismer, Sparkasse), leitet =1004 Ihnen nach Eingang dieser Anzeige, gratis und unverbindlich, ausführ- liche Informationen zu. Name: ....................................................................................................Anschrift: ...................................................................................................... Wenn's ums Bausparen geht: Bausparkasse der Sparkauen! IQ
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