Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 8. April 1967 Kltzbüheler Anzeiger Seite 11 aufmerksam gefolgt. Hier einige in- teressante Einzelheiten: Dem bäuerlichen Bildungsniveau Ti- rols sprach der Herr Bundesminister seine Anerkennung aus, sie gelte als vorbildlich. Zur Markt- und Preispoli- tik erwähnte er, daß um die Jahrhun- dertwende die bäuerliche Selbstversor- gung noch 75: Prozent aller Erzeugnisse verbrauchte; in der Gegenwart jedoch nur mehr zwölf Prozent. Der Milch- kühebestand Tirols betrug 1950 rund 94.000 - im Vorjahr 97.000, jedoch die Milcherzeugung verdoppelte sich auf Grund der besseren Wirtschaft. Hervorragende Arbeit leisten die Molkereibetriebe und es darf mit Stolz erwähnt werden, daß im Vatikan österreichische Butter gegessen wird. Die Ausfuhr von Zuchtrindern der Hö- henrasse gehe heute schon zollfrei und abschöpfungsfrei auch in die EWG- Länder, während für Schlachtvieh und Nutzvieh noch hohe Abgaben den Markt belasten. Um einem Bevölkerungsdefizit in den Landgemeinden entgegenzutreten ist ein neues Siedlungsgrundgesetz in Ausarbeitung, das sogar so weit ge- hen will, bei Gefahr einer Struktur- bedrängung durch Abwanderung den bäuerlichen Betrieben gänzliche Steuer- freiheit zu gewähren. In den letzten zehn Jahren mußte die Bauernschaft 300.000 Menschen an die „Stadt" ab- geben. Heute muß der Bauer, muß ein Mitarbeiter durch Maschinen ersetzt werden, 150.000 Schilling investieren. Es wird auch verlangt, daß die Neu- hofgründung und die Besitzfestigung, insbesondere bei alten Höfen, auch in die Wohnbauförderung einbezogen wer- den. Unersetzlich jedoch ist die Bäue- r i n und daher muß der bäuerlichen Hauswirtschaft Vorschub geleistet wer- den. Mit Blickpunkt auf die EWG weht wohl ein scharfer Wind im Wettbewerb, jedoch darf bildungsmäßig und nach dem Fleiß zu urteilen, dem Tiroler Bauern ein guter Start vorausgesagt werden. Abschließend wies der Minister auf die großen positiven Leistungen der Raiffeisenkassen im Dienste der Landwirtschaft hin. In der freien Aussprache wurden mehrere Probleme besprochen. Wir er- wähnen hier einige besonders tref- fende: Gebietsobmann Egid Jöchl benützte den Umstand, daß während der Ver- sammlung ein heftiges Schneetreiben einsetzte und bat den Herrn Bundes- minister, sich im Hinblick auf das rauhe Klima dafür einzusetzen, daß der Bergbauernkataster für alle Bau- ern und für den ganzen Bezirk an- gewendet werde. dankte dem Herrn Bundesminister für seine Worte zugunsten der Bäuerinnen. Toni Laucher: Gleiches Recht für alle! Warum muß der Bauer für seine Hofzufahrt Beiträge entrichten, wo- gegen der Besitzer an den Bundesstra- ßen, Landesstraßen und Gemeindestra- ßen gratis zu seiner Zufahrt kommt. Sinnebner Hans: Mehr Bildung und mehr Aufmerksamkeit auf die Natur- gesetze des Wetters; ansonsten be- dankte er sich für die gute alte Ver- antwortlichkeit der Bauernfunktionäre. In diesen Tagen vollendete General- konsul Kommerzialrat Dr. et Mr. Ri- chard v. Kwizda sein 70. Lebensjahr. Der Jubilar hat nach dem Tode sei- Atelier Prof. H. Madensky, Wien nes Vaters in dritter Generationsfolge die Leitung des Unternehmens F. Joh. Kwizda zu einer Zeit übernommen, als die Firma durch die Folgen des ersten Weltkrieges eines Großteils der Ab- satzgebiete beraubt war. Zwei Welt- kriege konnten die dynamisch voran- getriebene Aufwärtsentwicklung dieses Werkes nicht hemmen. Ein Erfolg auch durch die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler und Praktiker. Dr. v. Kwizda ist nicht nur auf dem Gebiet der Pharmazie, sondern auch auf jenem der Phytopharmazie tätig. Seinen Werken kommt heute eine be- sondere Bedeutung in der Versorgung des österreichischen Arzneimittelmark- tes und des österreichischen Pflanzen- schutzes zu. Nach einem interessanten Kurzrefe- rat von Nationalrat H a 1 d e r über die Sozialpolitik kam der Herr Bundes- minister zur Fragebeantwortung. Eine Frage, was der Herr Bundeskanzler Dr. Josef Klaus kürzlich in Moskau in bezug auf die EWG ausgehandelt habe, konnte er jedoch nicht beantworten. Er gab aber bekannt, daß er in dieser Mission von Kitzbühel aus nach B r ü s- s ei zu fahren habe - und n a c h der Brüsseler Reise mehr wissen und si- cher auch mehr s a g e n könnte. Ihre Erzeugnisse wurden schon 1900 bei der Weltausstellung in Paris mit dem „Grand Prix" ausgezeichnet. Als größte pflanzenschutz.n-iittelerzeugende Firma ist sie in der Lage, zur Bekämpfung fast jedes wichtigen Schädlings ein wirksames Präparat zu stellen. Eine für Kitzbühel wichtige Aufgabe wird in den nächsten Wochen vollbracht nämlich die Bekämpfung des Holz- wurms im Gebälk des Heimatmuse- ums. Das Wirken des Jubilars ist aufs engste mit der medizinischen Wissen- schaft verbunden. Seinen wissenschaft- lichen Mitarbeiterstab hat Dr. v. Kwiz- da vornehmlich auch aus Aerzten und Chemikern gebildet, darunter dem Kitz- büheler Dr. Gantner, Sohn des 1956 verstorbenen Hauptschuldirektors Franz Gantner. Der Herr Bundespräsident verlieh dem Jubilar das Verdienst- kreuz Erster Klasse für Wissenschaft und Kunst, das ihm am 17. Februar 1967 durch den Bundesminister für Un- terricht Dr. Theodor Piffl-Percevic überreicht wurde. Da heute auch die vierte Generation, darunter auch seine in St. Johann in Tirol geborenen Söhne Richard und Hannes sowie seine Tochter Diplom- Kaufmann Ingrid (die Tochter Her - ta er- ta bereitet sich im Ausland auf Ex- portaufgaben vor) an der Seite des Jubilars in dem von diesem geleiteten. schon 1853 (von Mr. F. Joh. Kwizda) gegründeten Unternehmen mitwirkt, so verbinden wir unsere Glückwünsche mit jenen, daß nach der gleichen Ziel- setzung das Wirken von Generalkon- sul Dr. v. Kwizda fortgesetzt werde, der sein Werk zielbewußt nach den Grundlagen der modernen Forschung führt. Wir erwähnen auch das Kurhaus „Bellevue" in Kitzbühel, auf welchem seit 15 Jahren Kuranwendungen nach dem System Kneipp ausgeübt wer- den. Generalkonzul Dr. v. Kwizda hat auf diesem Gebiet zur Einführung die- ses Verfahrens in Oesterreich Pionier- arbeit geleistet, was auch dadurch an- erkannt wurde, daß ihm als ersten Georg Berger, Obmann der Umstel- lungsaktion Kitzbühel: Einbeziehung der Wirtschaftswege. Seine Firma gehört zu den ältesten Landesbäuerin Anna Hechenberger Arzneimittelerzeugungen Oesterreichs. Generalkonsul Kommerzialrat Dr. et Mr. Richard v. Kwizda - 70 Jahre
< Page 11 | Page 13 >
< Page 11 | Page 13 >