Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. April 1967 scharfgerippte Knauf und die in den Kreisen der vier Dreipässe sichtbaren Gravierungen zeigen jedoch eine früh- gotische Linienführung. In die gleiche Zeit weisen wohl auch die nicht mehr nebeneinander, sondern übereinander genagelten Füße des Heilandes. Doch war das auch schon früher gelegent- lich der Fall. So zeigt eine Miniatur des 13. Jahrhunderts von einem Reh- quienkästchen des Regensburger Dom- schatzes auch die übereinandergenagel- ten Füße Christi (Bayerisches Jahr- buch für Volkskunde 1956, Seite 61). Am Querbalken befindet sich links die Dar- stellung eines geflügelten Ochsen - wie auch die Inschrift besagt -‚ das Symbol des hl. Lukas. Die Körper- form ist reichlich unbeholfen. Der ge- flügelte Löwe (Markus) ist merklich lebendiger. Noch besser ist die zu- unterst am Längsbalken wiedergege- bene Darstellung des Adlers, als Sym- bol des Johannes, gelungen. Es fällt auf, daß bei den Inschriften der vier Evangelisten das große 5 als Anfangs- buchstabe des Wortes „Sanctus" eine verkehrt gegebene Schlingenform zeigt. Ebenso auffällig ist es, daß an Stelle des J bei Johannes und beide Male auf der Inschrifttafel oberhalb des Ge- kreuzigten sich ein Y befindet. Die Buchstaben der Inschrifttaf ei wieder- holen sich in Kreisen, welche den Drei- pässen auf der Rückseite eingezeichnet sind. Dabei fällt es auf, daß der zweite und letzte Buchstabe derselben nicht, wie es ihre Art erfordern wür- de, senkrecht, sondern horizontal an- gebracht sind. Hat der ländliche Künst- ler ihre Form bloß nach einem Vorbild gearbeitet, wobei er ihre Bedeutung nicht einmal erfaßt hatte? Das interessanteste an diesem Kr.uz ist jedoch eine in der Mitte des Längs- und Querbalkens rückwärts angebrach- te Email p1 a t t e, die einen Durchmes- ser von 65 Millimeter hat. Sie zeigt das Brustbild Christi, das aus dem blauen Emailgrund ausgespart ist. Der Kopf ist jugendlich, ohne Bart, impera- torenhaft. Es umgibt ihn ein kreisför- miger schmaler Goldreifen, der durch drei verschieden breite Stege mit dem Haupt verbunden ist. Die Zwischenflä- che zwischen Kopf und Reifen war einst, wie letzte Reste noch erkennen lassen, von Emailfluß in den drei Far- ben Rot, Dunkelblau und Hellblau, die ineinanderfloss en, ausgefüllt. Christus hält die Rechte segnend und gebietend in die Höhe. Er trägt ein tunikaähnli- ches Unterkleid, das sich um den Kör- per eng anlegt und bis zur Halsgrube hinaufreicht. Auf dem obersten Brust- teil und auf der linken Körperseite zeigt sich eine aus kleinen, senkrecht stehenden Rhomben gebildete Gravie- rung, die beinahe schuppenartig wirkt und vielleicht einen Panzer andeuten könnte. Über dem ausgestreckten lin- ken Arm hängt in reichlichen Falten ein togaähnlicher Überwurf herab. Hin- ter dem linken Arm steigt eine schmale Linie empor, die sich zuoberst zuspitzt. Soll das eine Lanze sein? Rechts vom Haupte des Erlösers findet sich groß und deutlich der griechische Buchstabe alpha-A, dem links vom Haupte ein scherenförmiges Gebilde entspricht, das wohl ein griechisches omega-O bedeu- ten soll. Beide Buchstaben tragen nach oben hin eine kleine züngelnde Flam- me. Der Künstler scheint diese Buch- staben nur unverstanden einer von ihm gesehenen Zeichnung nachgebildet zu haben. Die ganze Haltung des Erlösers und die in einer züngelnden Flamme endende Form der beiden Buchstaben findet sich auch auf einer Emailplatte eines Buchdeckels im Museum Cluny in Paris, die um 1200 in Limoges ent- standen ist. (Bossert, Geschichte des Kunstgewerbes, Bd. V, 1932.) Der Grund der runden Platte ist, so- weit er nicht von der Heilandsfigur, den Buchstaben und ein paar Zugaben, wie Himmelskörpern, belegt ist, von einem bläulichen Email gefüllt. Es ist nicht Zellenschmelz, sondern der ältere Grubenschmelz, der dank der Zähflüs- sigkeit seiner Emailmasse im Gegensatz zu der dünnflüssigen des ersteren, mehrere Emailfarben ohne trennende Stege nebeneinander anzubringen ge- stattet. Deutlich sieht man dies noch im vorliegenden Fall in einem runden Fleck unterhalb des segnenden rechten Tausendjihriges Reith ScIiapee Htük4au Besitzer Familie Harisch, Kitzbühel Hotel ersten Ranges, alle Zimmer mit Bad Appartements Schloßschenke - Grillroom Rittersaal mit Hotelbar Garten
< Page 16 | Page 18 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen