Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 26 Kitztüheler Anzeiger Samstag, 8. April 1967 „1 därf ni1, i müeßt zerscht an Pfarra fragn". Die heidnischen Fräulein machten traurige Augen und baten wieder: „Diese kleine Schale voll nur, das merkt der - der Mann drunten nicht". „Na nit, aber - i muaß decht z'erscht frag'n", antwortete die Magd, setzte aber, als sie die verstimmten Minen der beiden sah, nach einer Weile zö- gernd hinzu: „Eigentlich merkt a nix - woi, woi, kriagt's scho a Müch!" Sie langte nach der Schale und gab diese gefüllt zurück. Die adeligen Fräu- lein schieden ohne Dank. So ging der Sommer vorüber, die Blätter verfärbten sich und die Häher flogen kreischend von Baum zu Baum. Droben im kleinen Schloßhügel „grat- schen" sie besonders laut. Tagtäglich hatten die „heidnischen Freil", wie sie die Stallmagd nannte, ihre kleine Schale Milch geholt, und als der letzte Abend anbrach, an dem die Kühe zu Tal getrieben werden sollten, kamen sie wieder. Die Magd nahm ihren Lohn in Emp- fang: Einen Apfel und eine Birne, mit dem Auftrag, eines von beiden dem „Mann" drunten zu geben. Dann schie- den die Fräuleins. Die Magd, ob des geringen Lohnes etwas enttäuscht, sandte ihnen düstere Blicke nach, bis jene zwischen Bäumen verschwanden. „So wenk fi dia vieln Schaln Müch übern ganzen Summa!" Sie nahm die Milch und stapfte berg- ab. Je näher sie dem Pfarrhofe kam, desto schwerer wurden Apfel und Birne und sie nahm sie heraus. Als sie die vermutlichen Früchte in der Hand hielt, waren sie aus purem Gold. Sie gab die Birne dem Pfarrer; den Apfel behielt sie für sich und gedachte dank- bar der „heidnischen Fräulein". Seitdem sah niemand mehr die Ade- ligen und die Pfarrmagd lebt auch nimmer, daß sie erzählen könnte, was sie außerdem noch gesehen und ge- hört hatte. Sie selbst hatte es sich nie enträtseln können, wo die „Freiln" hergekommen sein mochten, denn zu ihrer Zeit schon war das Heidenschlößl eine Ruine. So Hias Keuschnigg. Seine Sage, sei- ne Erzählung vom Heidenschlößl, fin- den heute eine Bekräftigung im Grund- buch und in der Uberlieferung vom Keilhuberbauern Josef L e i t n e r, heute dem Alleinbesitzer von Hallerndorf. Die Heidenglocke Die Kirche zu den Hl. Aegydius und Silvester in Reith besitzt eine Glocke, die den seltenen Namen „Heiden- glocke" führt, obwohl diese kleine Glocke eigentlich die Funktion des Sterbeglöckleins zu 'erfüllen bat. Sie ist in keiner Glockenkartei enthalten und auch vom Denkmalamt für Tirol er- hielten wir die amtliche Nachricht, daß über diese Glocke keine Unterlagen vorhanden sind. Als Grund ist wohl die Annahme richtig, daß sie im Krieg bei der Glockenabnahme nicht gemel- det und daher auch nicht besichtigt wurde. Gibt es eine Beziehung zwischen dem sagenhaften Heidenschlößl und der Heidenglocke? Im Besitzbogen der Pfarre Reith sind folgende Eintragungen nachzuwei- sen: 3,42 Hektar Acker, 1,7 Hektar Wiesen, 2,49 Hektar Wald, 3/30 Anteil an der Irrachaim und 1/5 Anteil an der Hansnalm. Auf dem Gebiet der Hansnalm (Hansneiwö) befindet sich der Standort des verfallenen Heiden- schlößls; auch der „Pfarrerwald" grenzt am Hansneiwö an. Die restlichen 4/5 der Hasnalm gehören zum Keilhuber- bauern; der Hansnhof selbst stand ur- sprünglich im Hallerndörfl und wurde zu Keilhubern einverleibt. Früher war es üblich, daß eine „Pfarrerkuh" auf die Hansnalm getrieben wurde; in den Stall mußte sie aber zu Keilhubern, wegen dem Mist; diese Pflicht war verbrieft. Die Sage von der Pfarr- magd und den „heidnischen Fräuleins" hat also in einem Teil eine reale Grundlage. Die Irrachaim, auf welcher der Reither Pfarrer ebenfalls Gras- rechte hatte, ist heute zugewachsen. Tausendjöhriges Reith Lieferant für sämtliche Büromaschinen, Büromöbel und Bürobedarf Frühjahrshandtaschen-Modelle Papierhandlung.. Lederwarenfachgeschäft haus Tsdag& ge"kg Tausendjähriges Reith Lieferant für Heizöle I'4Ns tvas Einrichtungsgegenstände Akrieg» Kitzbühel, Vorderstadt 9, Tel. 2551, 2552
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