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Samstag, 8. April 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 31 nis- oder Wetter- und Wasser- oder Kunststollen, verzeichnet. 1790 wird einer dieser Stollen „St. Gilgen" genannt; auch ein W a p p e r- Stollen soll in dieser Gegend existiert haben. Aus dem Streckennetze des Rab- stollenkomplexes ergibt sich, daß hier mehrere Erzklüfte vorhanden waren, welche in ihrer Gesamtheit ein west- liches Streichen hatten und auf 140 Wiener Klafter (265 Meter Länge) auf- geschlossen waren. Im östlichen Feldorte steht auf der Karte vom Jahre 1723 die Bemerkung „St. Silvest, im Jahr der Letzt", ent- wickelt im sonst ziemlich stillen Rei- ther Dörfl zwar kein modernes Sil- vestergetriebe - Gott sei Dank - son- dern vor allem schon in frühen Mor- genstunden in der schönen Barock- Pfarrkirche ein hochfestliches Gepräge, das auf einem sehr alten Herkommen beruht. Eine alte Überlieferung erzählt näm- lich, daß auf der Usterskaralm seiner- zeit Beißwürmer arg ihr Unwesen ge- trieben hätten. Bald sei dieses, bald jenes Stück Vieh verendet gefunden worden und die Alpleute standen lan- ge Zeit vor einem Rätsel, da die Tiere weder vom Wasser noch durch Ab- sturz bedroht waren. Besonders stark hatten sich diese Bösewichte auf dem noch heute so benannten „Beißbühel" außerhalb der Usterkaraiphütten (1635 Meter) angesie- delt und verschonten sogar auch die Alpleute nicht mehr. (Auch auf der Raintalalpe am Kitzbüheler Horn hiel- ten sich die Beißwürmer, ein Schub lange Tiere (32 Zentimeter), dick ge- wachsen, Vierfüßler, die springen und schnellen konnten.) Die Unglücke mehr- ten sich, Schrecken und Entsetzen wuchsen bei den Almleuten. Die Hir- zingermutter in Aschau, der schon als zwölfjähriges Dirndl das väterliche An- wesen verbrieft wurde, erzählt von ih- ren Vorfahren, wie schwer es ihnen wurde, fürs „Justuskar" Leute zu be- kommen. Der 1924 verstorbene Han- serbauer zu Klausen bei Kirchberg er- zählte ebenfalls, sein Vater habe oft- mals erwähnt, seine Altvorderen hät- ten bei ihrem Alpauftrieb nach Klein- moos, welches südlich der Usteraim liegt, über die sie ihr Weg führte, schon beim Alpgatterl heraußen die Würmer „pfnasen und pfeifen" gehört. Da beschlossen nun die Alpbauern zur Abwehr der Gefahr an Leben und Eigentum ein Verlöbnis zum hl. Sil- vester nach der Nachbargemeinde Reith, der allda Kirchenpatron ist. Es waren dies der Hirzinger, der Schroll, der Gauxer, der Peral, der Strubl, der „daß man hier auf den alten Mann ge- stoßen". Also müßte auch am Astberg urzeitlicher Bergbau nachgewiesen werden können. In der Mitte des Bau- es geht ein Liegendschlag auf 133 Me- ter, von Kreuzgestänge aus gezählt, ge- gen Norden. Das letztemal wurde gleichzeitig mit dem Betrieb der Ruedlwalder Schürfe dieser Bau gewältigt, doch natürlich nur verhaute Lagerstätten oder un- bauwürdige, schon vom „alten Mann" stehengelassene Erzmittel getroffen, worauf der Bau, vor rund hundert Jahren, 1866 aufgelassen wurde. Reith 1 Dreizehnlinden Moosgruber, der Oberuster, der Kie- ninger, der Grutt und der Krien (Liste wahrscheinlich nicht vollständig). Auf Betreiben der Alminteressentschaft wurde in Reith ein feierlicher Bitt- gottesdienst abgehalten, an dem sich alle Usterskaringer beteiligten. Seither der „Silvest-Tag". Außerdem wurde noch ein eigenartiger Opfergang be- schlossen. Hiezu wurde auf dem rechten Seitenaltar eine Halbstatue St. Silvests aufgestellt, die wegen ihrer eigenarti- gen Pluviale-Schließe bemerkenswert ist. Die Kirchenpröpste halten im Pres- byterium, in Körben verstaut, sämt- liches Hausgetier feil, welches an grö- ßere Krippenfiguren erinnert. Es gibt da Schweine, Schafe, Ziegen, Pferde, Stuten mit Füllen und Kühe mit oder ohne Kalb. Und nun wird in würdiger Ruhe gekauft und je nach der Höhe des Kaufpreises folgen die Pröpste die Tierfiguren aus. Die Bauern tragen ihr Agyd Koldl vulgo Zimmerauer Gidi oder Bräugidi (Kirch- berg) war um die Jahrhundertwende der Ranggler-Hogmoar und noch viele Jahre nach- her. Er starb 1936 als Bräuwirt in Kirchberg. Zu den besten Rangglern in Reith gehörten neben Agyd Koidl: Egid Hauser vulgo Stoana- gidi, Agio Ritter vulgo Lechnergidi und in den dreißiger Jahren Josef Jöchl, Reitherwirt Opfervieh in ihren Hüten zum Seiten- altar, die Bäuerinnen auf den Armen, stellen es rings um St. Silvest auf. verrichten in der Kirchenbank ihr Ge- bet und gehen dann zum Reitherwirt, um für das leibliche Wohl zu sorgen. Geht den Kirchenpröpsten der Vieh- vorrat aus, so räumt einer kurzerhand die um die Silvesterstatue angesam- melte Herde mit ein paar raschen Handgriffen in einen Korb und der Handel kann weitergehen. Im Laufe der Jahre breitete sich diese Sitte auch auf St. Johann, Going, Oberndorf und Kitzbühel aus. Mit hel- lem Schellengeklingel und durchwegs prächtigen Pferden kamen sie zahl- reich daher, auch aus dem Brixental bis Westendorf hinauf und es sammel- ten sich an manchen Silvestertagen bis zu hundert Personen an. Das „St.-Silvest-Gelöbnis" hatte Er- folg - die Beißwürmer verschwanden! (Aus „Tiroler Heimatblätter" 1926, Nr. 12.) Nach anderer „Überlieferung" heißt es, daß den Reither Bauern auf Justus- kar nie ein Vieh oder Leutschaden widerfuhr. Dieser Umstand machte den Aschauern Gedanken und sie nahmen ebenfalls an dem Silvester-Viehopf er, das in Reith schon Brauch war, teil. Der hl. Silvester 1., der als Papst am 31. Dezember 335 in Rom starb, war hochverehrt als Viehbeschützer. Die Silvesterstatue in Reith zeigt die- sen Heiligen im mittelalterlichen Plu- viale, dem heutigen Vespermantel, der aber zu Lebenszeit dieses Papstes in der frühchristlichen Ära gar nicht be- kannt war. Er entstand erst um das Jahr 1000 als Ersatz für die Kasula, dem nur mit einer Kopföffnung ver- sehenen radmantelförmigen ältesten li- turgischen Kleid. Rege Nachfrage und gute Preise für Kühe in Maishofen Die am 30. März in Maishof en ab- gehaltene 276. Versteigerung dies Pinz- gauer Zuchtverbandes Salzburg-Tirol, zu der 239 Rinder aufgetrieben worden waren, war von in- und ausländischen Käufern sehr gut besucht und nahm einen guten Verlauf. Sehr rege Nach- frage bestand nach Kühen und es war für den Versteigerungsverlauf von Vor- teil, daß nicht nur überwiegend Kühe angeboten werden konnten, sondern diese auch von guter Qualität waren. Bei den Stieren konzentrierte sich die Nachfrage hauptsächlich auf die herd- buchfähigen Stiere und diese konnten zu etwas höheren Preisen als im De- zember verkauft werden. Bei den nichtherdbuchfähig gekörten Stieren war die Nachfrage wesentlich geringer und es wirkte sich hier nach wie vor die Tatsache, daß die Schlachtviehex- porte durch die hohen Zölle und Ab- schöpfungsbeträge außerordentlich er- schwert sind, ungünstig aus. Der St.m.SilvestmTag in Von Ella Grander, Hummelbiihelbauerin, seit 1934 jr
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