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Seite 10 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. April 1967 Schladming am Dachstein und Kitzbiihel am Wilden Kaiser Alt-Bergwerksstödte mit gemeinsamer Geschichte Zum bevorstehenden Besuch der Kitzbüheler Stadtmusik In Schladming „Im steirischen Landi ist's überall schön, im Tal, auf der Alm, auf den Höh'n", heißt es im Schladminger Lied von Franz Tutter sen. Am Freitag, 17. März 1967 besuchten Bürgermeister Harald L au r i c h und der Obmann des Fremdenverkehrs- vereins Franz 1K a s e r e r aus der tra- ditionsreichen steirischen Bergwerks- stadt Schladming Kitzbühel und wur- den hier von Bürgermeister Hermann Reisch, Vizebürgermeister Peter Sie-. b e r e r und dem Ausschuß der Stadt- musik empfangen. Die Delegation, in deren Reihen sich auch der Bürger- meister von Rohrmoos, der Ski- schulleiter T r i t s c her (ein ehemali- ges Mitglied der österreichischen Ski- nationalmannschaft) sowie Mitglieder des Gemeindevorstandes, des Gemeinde- rates und Exponenten der Fremden- verkehrswirtschaft befanden, nahm im Hotel Jägerwirt Logis. Am ersten Tag des Kitzbüheler Aufenthaltes wurde eine Fahrt auf das Kitzbüheler Horn unternommen. Ein stürmischer und schneereicher Tag, jedoch die zwei Stunden am Kitzbüheler Horn schenkte. St. Petrus den Schladmingern doch eine gute Aussicht auf den phantasti- schen Skibetrieb. Betriebsleiter Ing. L a c k n e r stand mit allen gewünschten Auskünften zur Verfügung, die sich nicht nur auf den Seilbahn- und Lift- betrieb beschränkten, sondern auch den Einsatz der beiden RATRACS und der dabei gemachten Erfahrungen be- trafen. Richtig stolz waren die Kitz- büheler, den Gästen eine für die be- treffende Jahreszeit intensive Skiwelt zeigen zu können; alle Lifte waren in Betrieb und kein Sessel fuhr leer berg- auf und kein Gehänge. Sehr freudig vermerkt wurde von den Gästen, daß man die RATRACS nicht nur besichti- gen sondern auch mit diesen Pisten- maschinen einen kurzen Trip zum Rangglplatz machen konnte. Auch „Schwergewichte" wurden verfrachtet und damit die Leistungsfähigkeit dieser Maschinen bewiesen. Schladming will ja gemeinsam mit dem Nachbarort Rohrmoos selbst ein solches Gerät in Betrieb nehmen. Nach einer Jause im Hotel Alpenhaus (auch hier stellten die Gäste einen beneidenswerten Be- trieb fest) wurde wieder die Talfahrt angetreten. Unverzüglich ging es vom Horn zur bedeutendsten Errungenschaft der letzten zehn Jahre der Kitzbühe- ler Fremdenverkehrswirtschaft - zum neuen H all e n b a d. Jeder Schladmin- ger hatte seine Badehose eingepackt. Schwimmbad und Sauna wurden eifrig benützt und sehr . gelobt. Immer wiede hört man, auch von Gästen aus gro- ßen Städten, daß unser Hallenbad alles schlägt und Kitzbühel mit diesem Ob- jekt sich selbst übertroffen hat. Franz Kaserer schrieb der Redaktion u. a.: „Es war für uns Schladminger ein sehr aufschlußreiches und interessan- tes Programm. Auch das Hallenbad hat uns alle mit Begeisterung, aber auch mit Neid erfüllt. Leider sind wir in finanzieller Hinsicht nicht so gut bestellt wie die reiche Stadt Kitzbühel." Am Abend waren die Herren Gäste der Stadt Kitzbühel im „Jägerwirt". Die Sportbegeisterten nützten auch die Gelegenheit, auf der Kunsteisbahn am Lebenberg das Eishockeyspiel „Frank- reich gegen Kitzbüheler Eishockey- klub" zu sehen. Wenn auch das Spiel gegen die französische Nationalmann- schaft, die auf dem Weg zur Welt- meisterschaft in Wien war, knapp 4:3 vorloren ging, waren die Gäste aus der Grünen Steiermark von den sport- lichen Leistungen unserer Spieler be- eindruckt. Der Tag endete für die ei- nen bei einem gemütlichen Plausch im Hotel Jägerwirt, wo auch der zweite Besuch der Kitzbüheler Stadtmusik in Schladming besprochen wurde, und für die anderen in der „Tenne" Guido Reisch, wo wiederum ein Tanzbetrieb wie in der Hochsaison herrschte. Kitz- bühel konnte auf allen Linien auf- warten! Der Samstag war aber schon wieder Abreisetag. Der zweite Besuch der Stadtmusik in Schladming (der erste war am 10./11. September 1960) sollte nun am 20. und 21. Mai vollzogen werden. Nun ist aber der Dreifaltigkeitssonntag in Kitzbühel „Erstkommuniontag", an das man zuerst nicht gedacht hatte. Eine Verschiebung auf 3. und 4. Juni wird nun doch möglich sein; es ist aber dabei erforderlich, daß der in diesen Tagen angesetzte Betriebsausflug der städtischen Bediensteten verschoben wird, denn bei der „Stadt" befinden sich bedeutende Musiker und diese müssen mit. Später geht es nicht mehr wegen der Platzkonzerte und die „Fronleichnamswoche" ist auch ungün- stig. Schwierigkeiten noch und noch, aber vielleicht wird gerade deshalb die heurige Schladming-Fahrt zu einem besonderen Erlebnis. Schladming verbindet mit Kitzbühel viele gemeinsame Erlebnisse aus alter und neuer Zeit. Kitzbühel lernte in Schladming den Grazer Architekten Feuernotruf Tele 122 & nur für Ktzbüh Rettung (Rotes Kreuz) T&. 144 Notruf Gondarmere 133 Dipl.-Ing. Her d e y kennen, der dann der Planer, Projektsverfasser und Bau- leiter des neuen Krankenhauses in Kitz-' bühel wurde. Franz K a s e r er kommt schon viele Jahre zum Cäcilienkorizert nach Kitzbühel. In ganz alter Zeit wa- ren Schladming und Kitzbühel Berg- werksstädte und jetzt sind sie Frem- denverkehrsstädte. Schladming ist 130 km von Kitzbühel entfernt, kommt in nächster Zeit auf Grund der vielen Bauten mit der Einwohnerzahl an die 4000 und auf 3000 Fremdenbetten und besitzt eine 40-Mann-starke Musik- kapelle. In der glanzvollen Bergwerkszeit, als der Röhrerbühel weltberühmt war und Kitzbüheler Bergbaufachleute in der ganzen Monarchie wirkten, gab es schon viele Berührungspunkte zwi- schen diesen beiden Städten. Insbeson- dere durch das Haus K a t z b e c k, das in Kitzbühel und auch in Schladming Berg- und Schmelzwerke besaß (daran erinnert die Katzenburg in der Rams- au) und durch den Bergwerksverwalter Hanns 5 t e i n b e r g e r, der von 1564 bis 1570 Verwalter der Katzpeck in Kirchberg und am Röhrerbühel und dann durch 30 Jahre Verwalter in Schladming war. Der Kirchberger Michi Grub er nahm als Feldhauptmann der aufstän- dischen Brixentaler Bauern 1525 in Schladming den steirischen Landes- hauptmann Siegmund von Dietrichstein gefangen und 1809 sollte der Kitzbühe- ler Schützenhauptmann Josef St i t z im Auftrag von Pater Haspinger von Schladming aus den Aufstand der Stei- rer gegen Napoleon organisieren. Mit den Brixentalern sind die Schlad- minger auch über den Humor ver- wandt. Das bewiesen sie während ih- res Aufenthaltes in Kitzbühel. Ein et- was derber, darum aber auch umso wirksamer. Man wird der Redaktion „hüben wie drüben" nichts „rargen", .aber es muß heraus: „Die Schladminger in der voll- besetzten Gondel der Sektion III der Kitzbüheler Hornbahn auf „Talfahrt". Wetterstand: Waschküche mit Schnee- treiben. Man sieht nichts, aber hört umso besser und weiß mehr. Sieb- zehn Steirer, so stark war die De- legation aus Schladming, reden gleichzeitig! Da macht sich einer, der Name ist nicht wichtig, mit einer Preisfrage bemerkbar: „Harald! Was glaubst du, wenn das Tragseil risse und man in 1 die Tiefe brechen würde, der Bürgermeister von Rohrmoos den Sturz nicht überleben würde, dagegen der Schladminger schon, was glaubst du, in welcher Gemeinde würde mehr Trauer herrschen?" Unvorstellbar der Applaus, von den Betroffenen wie von den anderen, mars glaubte die Wände der Kabine müßten bersten und am längsten lachten die beiden Bürgermeister.
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