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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Juni 1967 Inspektors inne. Bei den großen Jubi- läumsfeiern 1932 in Kitzbühel „60 Jah- re Freiw. Feuerwehr der Stadt Kitzbü- hel" und „45 Jahre Bezirksverband" wurde Rothbacher auf Grund seiner Verdienste zum Ehrenobmann des Be- zirksverbandes ernannt. Bei seinem Begräbnis am 6. Juli 1939 (Todestag 2. Juli) sprachen Stadtpfarrer Joseph Schmid und der damalige Kreisfeuerwehrfübrer Hans Hirns - b e r g e r am offenen Grab ehrende und dankbare Worte. Hirnsberger, der im Bezirksverband viele Jahre Stellvertre- ter Rothbachers war, übernahm 1938 von Rothbacher das Bezirkskommando. Anton Rothbacher war auch Mitglied der Schützengilde, der Kaiserjägerka- meradschaft und des Geschenkten- vereins. Rothbacher im Kirchenchor Fast durch 50 Jahre war Anton Roth- bacher im Kirchenchor der Stadtpfarr- kirche tätig und durch Jahrzehnte hin- durch als Organist und als Leiter des Chors. Vor und während des 1. Welt- krieges war in der Organisten- und Lei- tertätigkeit mehrmals ein Wechsel mit dem 1924 verstorbenen Bürgerschul- direktor Hans Hat z 1. Hatzl wurde 1892 vom Stadtmagistrat mit dem Kantor- dienst betraut. Auf Verlangen des f. e. Ordinariats in Salzburg und des hohen k. k. Landesschulrats fand dann eine zwangsweise Trennung zwischen Schul- gottesdienst und dem normalen Kir- chendienst statt. Dieser „Trennungs- befehl" wurde dann widerrufen; es gab dann auch eine Zeit, in welcher eine Woche Anton Rothbacher und die andere Woche Hans Hatzl den Orga- (Über Dominikus Schichtle und Maria Hofe r berichteten wir bereits) Johann Obersteiner Dem Komponisten des unsterblichen Liedes „Wer klopfet an?" Daß das „Unterland" der sang- und klangreichste Teil Tirols ist, darüber sind sich die Kenner des Landes schon längst einig. Im Tiroler Unterland blüht wie nirgends sonst der rechte Volks- gesang in allen seinen Formen, vom Jodler zum Gaßlreim bis zum lang- lebigen vielstrophigen Lied und „Gsang". In Kohls Sammlung „Echte Tiroler Lie- der" sind die Hälfte unterländischer Herkunft. Der Bezirk Kitzbühel mit 20 Gemeinden besitzt 23 Musikkapellen; es gibt kein Dorf ohne vollbesetzten Kirchenchor und einer stattlichen An- zahl Gesangsvereine - zwei Musik- schulen (eine dritte in St. Johann ist im Werden) künden von der Musikalität. Und was für prächtige Leistungen un- sere Musikkapellen zu bieten vermö- nisten- bzw. Chorleiterdienst versahen. Nach dem Tod Hatzis regierte am Kir- chenchor wieder uneingeschränkt Va- ter Rothbacher und zwar bis zur Be- stellung von Benefiziat Joseph Trigler. Rothbacher war auch körperlich eine imponierende Gestalt. Den Organisten- dienst versah er mit großem Ernst und Begeisterung. An heißen Sommertagen passierte es aber auch mitunter, daß er den Rock auszog und sich die Hemd- ärmel aufstülpte. Bei den Mitgliedern des „alten" Kirchenchors ist auch noch in Erinnerung, daß Vater Rothbacher beim Frühgottesdienst auch einmal auf der Kirchenorgel „Wenn's Mailüfterl weht" spielte. Kooperator Groder, der damals die hl. Messe feierte, drehte sich nur am Altar um und schaute wohlwollend kopfschüttelnd zum Orga- nisten hinauf. Mit Rothbacher sind vie- le Anekdoten verbunden. Er war ein echtes Kitzbüheler Original und im ganzen Land bekannt und beliebt. Am bekanntesten aber sicherlich als Ka- pellmeister der Stadtmusik, welche er von 1890 bis 1936 leitete. Rothbacher in der Stadtmusik Glanzvolle Kaiserfeste erleben, vor in- und ausländischen Fürsten spielen, zweimal eine Jungmusik gründen und leiten, den Bezirksmusikbund Kitzbühel gründen und leiten, Tau s e n d e von Proben führen und Tausende von Konzerten dirigieren und Hunderte und aber Hunderte von Musikern ausbil- den, das war Anton Rothbacher in der Stadtmusik und im städt. Streich- orchester. Die Stadtmusik dankte ihm alle Verdienste mit der Ernennung zum Ehrenkapellmeister. gen, davon künden im Jahresablauf die vielen Darbietungen. Von der klang- reichen Unterländer Art künden auch die Brauchtumsgruppen, die mit ihren Tiroler Abenden das alte Volkslied und den Volkstanz pflegen. Manches gott- begnadete Musik- und Gesangsgenie wirkt sich da in der Verborgenheit und bisheriger Unbeachtetheit ländlicher Kunstübung aus, wovon die große Welt nichts oder nur wenig davon erfährt. Einem Tonkünstler des Unterlandes, dessen Bedeutung die Grenzen des Hei- matiandes weit überschritten hat, wol- len wir heute gedenken. Johann Ob e r- s t e ine r! Nur mehr wenige Musik- kapellen unseres Bezirks spielen seine Melodien. Beim letzten Trachtenfest in Kirchberg führte die dortige Musik- kapelle ein Marschlied Obersteiners auf. Johann Obersteiners Wiege stand in einem Forsthaus zu Zell am Ziller. Seine Kindheit verlebte er jedoch in Kirchberg, wohin sein Vater (als der Bub erst ein Jahr alt war) als k. k. För- ster versetzt wurde. (Wir folgen hier dem Aufsatz von Rudolf Sinwell in den Tiroler Heimatblättern 1924, 6. Heft.) Sein Vater, selbst musikalisch begabt und in mehreren Instrumenten geübt, ließ der gleichen Begabung seines Jun- gen frühzeitige Ausbildung angedeihen und mit zehn Jahren war dieser schon so weit, daß er zu einem festlichen Hochamt den Generalbaß auf der Orgel spielen konnte. An der Musikvereins- schule zu Innsbruck, die er zwei Jahre neben dem Gymnasium besuchte, mach- te er so ungewöhnliche Fortschritte, daß er den Entschluß faßte, ganz der Musik zu leben. Mit dieser Absicht kehrte er zunächst mit Zustimmung seines Vaters, der mittlerweile nach Fieberbrunn versetzt worden war, ins Elternhaus zurück. Hier in Fieber- brunn wirkte er eifrig am Kirchenchor mit und rief - erst 15jährig - als Kanzlist der Hüttenverwaltung eine stattliche wohlgeschulte Werksmusik ins Leben. Im Jahr 1840 wurde er nach glänzend bestandener Auf nahmsprü- fung als Sänger, Instrumentist und Or- ganist in den Stiftschor zu St. Peter in Salzburg aufgenommen, wo er die be- sondere Gunst des Stiftschorregenten Strobl erwarb und in allen Zweigen der kirchenmusikalischen Kunst eingeführt wurde. Daneben war er auch als Or- chestermusiker und Tenorchronist in der Oper und im Konzertsaal tätig und studierte unermüdlich an den Partitu- ren klassischer Meister, namentlich Haydns und Mozarts. Wertvolle Förde- rung erfuhr er in Salzburg auch durch den Domorganisten Kracher, durch den als Orgelkünstler und Tonsetzer be- rühmten Franziskanerpater Peter Sin- ger (der auch das Bildhauergenie Franz Christoph Erler förderte) und den da- maligen Theater-Kapellmeister Alois Faux, der ihm regelrechten Unterricht in der Harmonie- und Kompositions- lehre erteilte. Der Verlust seiner Te- norstimme infolge einer Verkühlung, die er sich bei der Aufführung von Rossinis „Wilhelm Teil" zugezogen hat- te, und der Wunsch nach sicherer Le- bensstellung veranlaßte ihn, den Leh- rerberuf zu ergreifen. Nach glücklicher Absolvierung der Salzburger Präparan- denschule erhielt er im Jahre 1844 al s erste Stellung die eines Schulgehilfen in Stumm im Zillertal mit 90 Gulden Jahresgehalt und freier Wohnung. Aber schon nach zwei Jahren sehen wir ihn in Ebbs als Hilfslehrer und Chorregen- ten. Hier fand er einen vorzüglichen Kirchenchor vor und entfaltete eine ungemeine Fruchtbarkeit als Kompo- nist. Aber im Sturmjahr 1848 griff er unbedenklich zum Stutzen und zog mit der Kufsteiner Schützenkompanie unter Hauptmann Alois Kraft ins Welschland. Es ist bezeichnend für Obersteiners Musikeifer, Begeisterungs- fähigkeit und Organisationsgabe, daß er auch da in kurzer Zeit eine treff- liche Musikbande beisammen hatte, die selbst vor dem Kaiser, dem Erzherzog Die Komponisten unserer Heimat U. Teil
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