Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. Juni 1967 als endgültiger Abschluß der „Bürger- meister-Reisch-Marsch" von Sepp Ga- steiger. In jeder Phase des Konzerts eine Stadtmusik in gehobener Stimmung und mit höchsten Leistungen, und alle Kitzbüheler, welche beiwohnen konn- ten, waren sehr stolz. Nun zum weiteren Verlauf des Ta- ges. Wie bereits berichtet, wurde das Mittagessen in der „Steirischen Rauch- kuchi" eingenommen. Dann ging es im Omnibus auf die Schladminger Hütte „auf der Planei". Schladrning hat drei neuangelegte Bergstraßen: Die Bergstraße über Rohrmoos auf den Hochwurzen, 1850 m Seehöhe. Die Bergstraße auf die, Ramsau, Türl- wandhütte, 1710 m Seehöhe. Die Bergstraße auf die Planei, Schlad- minger Hütte, 1830 m Seehöhe. Alle diese Bergstraßen sind 13 Kilo- meter lang und so verfügt man hier insgesamt über 39 km Bergstraßen. (Die Schreibweise „auf der oder auf die Planei" konnte in Führern und Prospekten verschiedentlich vermerkt werden. Die Stadtmusik einigte sich in den eigenen Reihen auf den Aus- spruch „aufs Planei", womit Carl Pla- ner auch in dieser Gegend Ewigkeits- wert gefunden hat.) Auf dem Weg zur Hütte konnte man die Fahrkunst des Omnibus-Chauffeurs bewundern, der den riesigen „Kasten" ohne Reversion über die Bergkehren führte. Oben bei der Hütte wurden die „Kitzbüheler" von Vizebürgermeister Fritz W. a ich er vulgo Spreizenberger im Namen des Bürgermeisters Ökono- mierat Fritz S ehre mp f vulgo Klock begrüßt. Der Bürgermeister konnte wegen einer wichtigen Gemeinderat- sitzung, auf welcher ein neues Lift- projekt zu beraten war, nicht erschei- nen. Vizebürgermeister Walcher ver- stand es gut, seinen Gemeindechef würdig zu vertreten. Mit Stolz gab er bekannt, daß die Gemeinde Rohrmoos- Untertal von einer reinen Bauern- gemeinde zu einem beachtlichen Frem- denort mit einer Jahresfrequenz von 130.000 Nächtigungen und einem Ge- meindebudget von über 2 Millionen Schilling aufsteigen konnte. Das wich- tigste Unternehmen der Gemeinde Rohrmoos-Untertal ist die Führung dei Buslinie auf die Schladminger Hütte. Sieben Omnibusse regeln den Verkehr, der auch im Winter geführt wird und Skifahrer und Rodler befördert. Kirch- lich gehört Rohrmoos-Untertal zu Schladming, wie auch sonst diese bei- den Gemeinden in vielen Belangen eng miteinander verbunden sind. Die schon vor zirka zehn Jahren geplante Seil- schwebebahn auf „die Planei" konnte bisher noch nicht erstehen. Die Geld- sorgen sind es, denn diese Bahn würde 47 Millionen Schilling kosten. Sehr be- wundert wurde jedoch die FIS-Abfahrt; diese wurde sehr großzügig ausgebaut und verfügt über eine sehr breite Trasse. Auf Einladung der Gemeinde Rohr- moos-Untertal wurden wir in der Schladminger Hütte vom Pächter Heinz Weich sie r mit einer Brettijause mit Schnaps bewirtet. Nach dem ausgiebi- gen Mittagessen war es für eine Jause fürviele fast zu früh; in luftiger Höhe jedoch kam mit: dem Essen der Appetit. Mit dem Dank an Vizebürgermeister Waicher und den Grüßen an Bürger- meister 0eR Schrempf wurde Ab- schied genommen. Herzlicher Abschied auf dem Park- platz von Bürgermeister Harald L au- r i c h und vom Obmann des Fremden- verkehrsvereins Franz Josef K a s e r e r und allen lieben Schladminger Freun- den. Das feste Versprechen, im Herbst nach Kitzbühel zu kommen, machte In wenigen Wochen verlassen wir die Schule, der erste Polytechnische Lehrgang geht seinem Ende zu. Es er- scheint uns wichtig, Rückschau zu hal- ten und einmal der Öffentlichkeit aus der Sicht der Schüler über den Poly- technischen Lehrgang zu berichten. Als wir zum ersten Male vom 9. Schuljahr hörten, haben wir nicht recht an seine Einführung geglaubt. Was Eltern und andere Erwachsene darüber sagten, hat uns in unserer Meinung bestärkt. Als der Polytechni- sehe Lehrgang dann Wirklichkeit wur- de, waren viele von uns enttäuscht und voll Widerwillen gegen das 9. Schul- jahr. Sie glaubten genug gelernt zu haben. Mit dieser Einstellung gingen wir zur Schule. Doch ein Jahr im Polytechnischen Lehrgang hat uns und unsere Eltern eines besseren belehrt. Die neue Unterrichtsform und die selbständige Gestaltung des Klassen- zimmers hat uns schon am Anfang sehr imponiert. Die Großzügigkeit der Stadtgemeinde, die den Polytechnischen Lehrgang mit neuem, modernem Ge- stühl ausstattete, verhalf der neuen Schultype zu einem guten Start. Viel Interesse fanden die neuen Unterrichts- fächer wie Sozial- und Wirtschafts- kunde, Naturkundliche Grundlagen der modernen Wirtschaft, Berufskunde und Lebenskunde, die dazu dienen, die Schüler auf das Berufs- und Geschäftsleben vorzubereiten. Durch die Betriebsbesichtigungen bekamen wir einen besseren Einblick in die Be- rufswelt, und viele von uns änderten auf Grund der gemachten Erfahrungen ihren Berufswunsch. Um den Anforderungen der moder- nen Gesellschaft gerecht werden zu können, wurden wir in Lebenkunde über die verschiedenen Verhaltungs- weisen informiert. Am meisten Anklang den Abschied von den steirischen Freunden leichter. Einen speziellen Gruß sandte noch Kommerzialrat Viktor Derkogner als Inhaber des Sporthauses Derkogner, nämlich Original-Hüttenpatschen eige- ner Erzeugung Marke „Dachstein", für die Gattin und die Tochter unseres Kapellmeisters. Derkogner, Ausrüster von vielen Expeditionen, hat mit die- sen Patschen eine herrliche Qualitäts- ware geliefert, die sicherlich auch in unseren Orten reichen Absatz finden würde. Noch jemand erhielt solche Prachtpatschen und zwar von Bürger- meister Laurich höchstpersönlich und es wird von hier aus Dank und Freude übermittelt. Die Heimreise ging sehr gut von- statten. Kurz zu einem „Bier" wurde noch bei „Hurra die Garns" im belieb- ten Gasthof Breitmoos halt gemacht. bei den Schülern fanden Disku5sionen über soziale Probleme. Das Fach Na- turkundliche Grundlagen der moder- nen Wirtschaft fanden wir insofern interessant, weil wir über physikali- sche und chemische Vorgänge, die für die Wirtschaft wichtig sind, übersieht bekamen. Zu den erfreulichsten Ereignissen dieses Schuljahres gehörte eine Herbst- wanderung und eine nette Adventfeier. Besonders gelungen war auch die selbstgestaltete Faschingsfeier mit ei- ner eigenen Faschingszeitung. Zur Ver- BOUTIQUE TYROL BRAUTKLEI DER besserung unserer Skikünste führte der gesamte Polytechnische Lehrgang eine Skiwoche unter Führung von zwei Leh- rern und zwei Skilehrern durch. Statt des Turnunterrichts im Freien durften wir auch ins neue Hallenschwimmbad gehen. Die Krönung des ganzen Schuljahres wird ein gemeinsames Mittagessen sein. Wir hoffen, daß uns der Herr Bürger- meister die Ehre geben wird, dabei zu sein. Nach der Zeugnisverteilung wer- den wir noch eine kleine Schlußfeier veranstalten. Jetzt erst können wir ersehen, daß das 9. Schuljahr von großem Nutzen war und daß doch fast alle dieses Schuljahr reifer und mit einem geistig weiteren Horizont beenden werden. Den zukünftigen Schülern des Poly- technischen Lehrgangs können wir empfehlen, vielleicht mit etwas mehr Eifer als sie sich vorgenommen haben. das 9. Schuljahr zu beginnen, denn auch sie werden bald einsehen, daß man im Leben nie ausgelernt hat. Bericht über den Polytechnischen Lehrgang Kitzbü hel von Hildegard Hechenberger und Josef Kiesler
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