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Oberndorf seit 40 Jahren selbständige Gemeinde, 1927-1967. Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. Juli 1967 --‚__----- -- --- ------- In der Pfarrchronik im Band 2, Seite 88 und 89 lesen wir folgendes: „Trotz vielfacher Bemühungen, die sich auf Jahre vorher erstrecken, ist es Oberndorf nicht gelungen. eine Los- trennung von St. Johann zu erreichen. Von Oberndorf aus waren zuletzt fol- gende Männer im Gemeinderat St. Jo- hann: Peter Hochfilzer, Vizebürger- meister, Franz Burger Oberlehrer, Ul- rich Landmann, Ennsmannbauer, Jo- sef Bachler, Anderlanbauer, Matthias Hager, Adlerbauer. Durch geschickte Manipulation, die sich durch diploma- tischen Scharfsinn auszeichnet, kam in St. Johann ein Gerneinderatsbeschluß zustande, der mit der Lostrennung Oberndorfs von St. Johann einverstan- den war. Eine durchgeführte Volksabstimmung fiel zugunsten Oberndorfs aus. Um die Sache bei der Landesregie- rung in Gang zu bringen, hatte Ober- lehrer Franz Burger mit viel Fleiß ein Elaborat ausgearbeitet, das schließ- lich auch den Hauptausschlag gegeben hat. Ebenso gab sich Peter Hochfilzer größte Mühe, die Lostrennung zu er- reichen. Auch Expositus Leopold Winterstellei schaltete sich in dieser Sache erfolg- reich ein. Der größte Gegner aber war der Bauernbundabgeordnete Msg. Wendelin Heidegger. Am 8. Februar 1927 kam im Tiroler Landtag der Gesetzesbeschluß zustan- de: ‚Mit 1. Juli ist Oberndorf selb- ständige Gemeinde.' Die Freude hier- über war sehr groß. Am Vorabend des 1. Juli flammten Höhenfeuer auf, Mu- sik und Böllerschüsse gesellten sich dazu. Am 1. Juli war um 8 Uhr ein Gemeindefestgottesdienst." Soweit der Bericht in der Pfarr- chronik. Es ist hier nicht der Platz zu er- örtern und der Schreiber dieses Briefes wäre auch gar nicht in der Lage und wäre auch gar nicht berufen dazu, herauszustellen, ob die Loslösung im Ablauf der Jahre nur Vorteile oder etwa auch Nachteile gebracht hat. Eines kann nunmehr festgestellt wer- den, daß die selbständige Gemeinde Oberndorf in den letzten Jahren aus einem gewissen finanziellen Engpaß herausgekommen ist und daß so man- ches, ja vieles zum Besten der Ge- meinde geschafft werden konnte, wie sich jeder, der mit offenem Auge durch die Gemeinde geht, selbst überzeugen kann. Alles, was geschehen ist, konnte geschafft werden, weil eben auch die Einnahmen der Gemeinde Oberndorf gegenüber früherer Jahre merklich ge- stiegen sind. Daß Gemeindemänner früherer Amtsperioden nicht das lei- sten konnten wie heute, ist kein Vor- wurf, sondern „Ohne Geld keine Mu- sik" und „Ohne Geld bzw. mit wenig Geldmittel" können auch keine oder eben nur wenige Neubeschaffungen durchgeführt werden. Um nur einige Neuerungen auf Ge- meindeebene anzuführen: Straßenbau, Gehweg beiderseits der Straße, Grün- anlage zur Verschönerung des Orts- bildes, Güterwegbauten und Höfe- zufahrten zu den entlegensten Bauern- häusern, Verlegung des Dorfbaches (nach langen und schwierigen Ver- handlungen!) Gemeindewasserleitung, Ortsbeleuchtung, Erweiterung des Friedhofes und eine neuerliche Erwei- terung steht bevor, tatkräftige Unter- stützung durch die Gemeindekassa bei Renovierung der Kirche und Neuein- stellung einer ganz neuen Orgel an- stelle der altersschwachen, pneumati- schen Orgel, ein Neubau eines Schul- hauses steht im Vordergrund der Pla- nungen, eine kraftvolle Brücke ver- bindet nun schon seit einigen Jahren Oberndorf mit Wiesenschwang, die vor- bereitenden Arbeiten für den Bau eines Lifts auf der Seite des Kitzbüheler Horns haben bereits begonnen. Noch etwas: Die Feuerwehr Oberndorf kann stolz sein auf die neue Motorspritze und den neuen, modernen Gelände- wagen, auch eine Errungenschaft der letzten Jahre. Parallel zu diesen Neuschöpfungen und aussichtsreichen Planungen amt- licher Art kommen zahlreiche Neue- rungen auf privater Ebene: Moderni- sierung aller Gasthäuser, neuerbaute Frühstückspensionen mit allem Kom- fort, Privathäuser mit ausgestatteten Fremdenzimmern mit Fließwasser, warm und kalt, WC und Badezimmer; mehrere Bauernhäuser haben bei Wah- rung des fassadenmäßigen-bäuerlichen Charakters des Hauses namhafte Mo- dernisierungen im Innern des Hauses erfolgreich durchgeführt und bieten ebenso wie andere Häuser den Gästen angenehmen Aufenthalt. Viele Häuser verfügen über Zentralheizung und sind auf diese Weise auch für Wintergäste verfügbar. Daß Oberndorf über eine stramme Musikkapelle verfügt, sei eigens noch betont. Zusammenfassend kann man sagen: Oberndorf ist in den letzten zehn Jahren aus einem Dorn- röschenschlaf erwacht und hat sich einen Platz im Rahmen des Fremden- verkehrs erobert. Es bleibt nur der Wunsch offen, daß Kitzbüheler Heimatmuseum Ab Montag, 10. Juli, wieder geöffnet! Montag bis Freitag von 9-12 und 14-17 Uhr, Samstag und Sonntag von 9-12 Uhr, durch einträchtiges, harmonisches Zu- sammenwirken aller berufenen Kräfte und Faktoren der Gemeinde die nun einmal erfolgreich begonnene Aufwärts- bewegung in jeder Hinsicht, sei es wirtschaftlich oder fremdenverkehrs- mäßig, ziel- und planmäßig von Erfolg zu Erfolg weitergeführt werde. Noch ein ganz unmaßgeblicher Vor- schlag: Nachdem es einem aufmerk- samen Leser des „Kitzbüheler Anzei- gers" vom 8. Juli, Seite 4, nicht ent- gangen ist, daß Oberndorf zu einem Dorftest, 8., 9., 10. September, rüstet, Dorfbrunneneröffnung etc., könnte man vielleicht diesem Dorffest eine Devise geben, die lautet: „Oberndorf 40 Jahre selbstständige Gemeinde und 10 Jahre Aufbauarbeit". Nachtrag: Oberndorf seit 1940 selb- ständige Pfarrei! Darüber ein ander- mal. - Lehrerinnenabschied. Mit Bedau- ern hat die Bevölkerung, zumal die betroffenen Eltern der Schulkinder. zur Kenntnis genommen, daß die bei- den Lehrerinnen Hanni Feichtinger und Brigitte Winkler, Oberndorf, sie mit Ende des Schuljahres verlassen. Frl. Feichtinger folgt hiemit der Be- rufung und Beförderung als Haupt- schullehrerin in der neuen Hauptschule Fieberbrunn und Frl. Brigitte Winkler kommt an eine Volksschule ihrer Hei- matstadt Innsbruck. Der Gemeinderat Oberndorf veranstaltete den beiden verdienten Leherinnen eine schlichte, aber ebenso herzliche Abschiedsfeier am „Bichlhof" in Oberndorf; Bürger- meister Franz Höck sprach treffende Worte des Dankes und der Anerken- nung und betonte, daß die beiden scheidenden Lehrerinnen nicht bloß ihre Pflicht gewissenhaft erfüllt haben, sondern auch über ihren Pflichtenkreis hinaus der Jugend dienstbar waren. Weitere Abschiedsreden im gleichen Sinne sprachen Pfarrer Karl Födinger, Bezirksgendarmerieinspektor Hans Ko- meter und Nationalrat Paul Landmann und für den Skiklub Alois Nothdurfter. Zum Schluß wurde den beiden schei- denden Lehrerinnen ein passendes Ge- schenk überreicht. Frl. Feichtinger und Frl. Winkler dankten in bewegten herz- liehen Worten für die Ehrung. - Ehrung für den Bezirksgendarme- rie-Inspektor. Die oben erwähnte Ab- schiedsfeier wurde zugleich zu einer Ehrung für den neuernannten Bezirks- gendarmerieinspektor Johann K o m e- t e r, der gleicherweise von Bürger- meister Franz Höck und von National- rat Paul Landmann mit ehrenden und glückwünschenden Worten bedacht wurde. Ein passendes Geschenk war der sichtbare Ausdruck für die Wert- schätzung, deren sich der Gefeierte in Oberndorf erfreut, und wie sehr die verdiente Beförderung mit Genugtuung in Oberndorf aufgenommen wurde. Pfarrer Karl Föd.inger
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