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Samstag, 15. Juli 1967 Kitzlüheler Anzeiger Seite 5 Brigitte Ten99mSchatz begr 00 ündete den Familienskilauf in Japan Ihre Wedelkunst wurde mit dem Titel „Miß-Ski-Austria" gekrönt Nun auch im Bild des østerreichfernsehens Brigitte Te n g g - S c hat z ist staat- lich geprüfte Skilehrerin der welt- bekannten Skischule Kitzbühel. Sie ver- brachte den Großteil des vergangenen Winters in Japan und eilte dort von Er- folg zu Erfolg. Ihr Wirken und ihre Demonstration der österr. Skilehrtechnik hat nun auch das Oesterreich-Fernsehen zur Kenntnis genommen und am 3. Juli in der Tele- Sport-Sendung ausgezeichnet. Der Lei- ter der Skischule Kirchberg Pepi S eh 0- d e r b ö c k stand als Trainer russischer Skilehrer vor dem Fernsehschirm und unsere Brigitte Tengg als Starwedle- rin und Begründerin des Familienski- laufs in Japan. Der Leiter der Fernseh- sendung Dr. Kurt J e s c h k o stellte die Frage, ob die österreichische Skilehr- technik in Japan noch Aktualität be- sitzt? Was konnte Brigitte Schatz dazu berichten? „Bei meiner Ankunft Mitte Oktober 1966 in Tokio wurde mir gleich bewußt. daß ich als Oesterreicherin bzw. als Kitzbühelerin mit der gleichen Heimat- stadt wie Toni S a i 1 e r und Ernstl H i n- terseer freundliche Aufnahme fand. Das österreichische Skilehrwesen ist in Japan heute noch mit dem Namer, Hannes Schneider, mehr noch aber mit einem Toni Sailer und einem Ernst Hinterseer verbunden. Ich traf dann im Dezember weiters Oberstudienrat Pro- fessor Stefan K r u c k e n haus er in To- kio, der als Präsident von „Inter-Ski" Skibeziehungen mit Japan anknüpfte. In seiner Begleitung befanden sich der bekannte Kitzbüheler Skilehrer Rainer Kolb und die beiden Skiausbildner vom Bundessportheim in St. Christoph Bartl Neumayr und Adi Reinstad- 1er. In Japan hat der österreichische Skilauf heute mehr Aktualität denn je. Eine Reihe von japanischen Skifahrern kommen jährlich nach Oesterreich, um sich hier als Skilehrer auszubilden und anderseits werden österreichische Ski- lehrer als Leiter von Skischulen nach Japan verpflichtet. Mir selbst stellte man in Japan insbesondere die Aufgabe der Demonstration. Ich hatte auf den verschiedensten Pisten und in fast al- len bekannten Skiorten, darunter auch in Naganoken, in White Valley, in Sap- poro und nicht zuletzt in Yamagata- Zao und auf künstlichen Pisten in den Großstädten die österreichische Ski- technik zu demonstrieren. Die Japaner sind skibegeistert, ja skinarrisch. Nach dem Skilauf gab es für mich Fernseh- interviews, Radiosendungen und Presse- empfänge. ich hatte auch als Beraterin im „Kneißl-Center" in Tokio zu fun- Brigitte im bunten Hochzeits-Kimono, aufgenommen während ihres Besuches im Dezember 1966 in unserer Schwesterstadt Yamagata - nun auch Stadtmeisterin im Tennis 1967. (Pressephoto aus Japan) gieren. Japan ist der größte Importeur von Kneißl-Skiern. Hand in Hand ar- beitete Ernst Franz als Tokioer Re- präsentant dieser weltbekannten Kuf- steiner Skifabrik - dem ich für seine Unterstützung zu Dank verpflichtet bin - mit der Firma Smolka, Wiener Me- tallwarenfabrik und Hersteller der be- rühmten „Tyrolia-Skibindung". Meine Reise nach Japan verdanke ich jedoch der größten japanischen Seidenfabrik „Sports Nippon", Hochi, Tdeyo-Chu- nichi" in Tokio, die zum Großteil mei- ne Zeit und meine Tätigkeit bestimmte. Da gab es wenig Ruhepausen und woll- te ich einmal „verschnaufen", dann riß mich wieder das Publikum mit. Ich wurde während der Zeit meines Japan- aufenthalts so bekannt, daß schon auf den Straßen und Plätzen die Bewohner grüßten und die Herren sich in über- triebener Höflichkeit vor mir verbeug- ten. Meine Spitzenarbeit aber hatte ich dem Familiensport zu widmen. Die ge- nannte Seidenfabrik, die selbstversänd- lich auch Skibekleidung herstellt, hat- te es sich zur Aufgabe gemacht, unter meiner Leitung den Skisport auf die Frau und auf das Kind auszudeinen. Bisher konnte nur das Familienber- haupt dem Skisport huldigen. Es gibt in Japan viele Millionen Skifahrer und die Skigebiete sind über das Wochen- ende übervölkert. Die meisten dieser Skifahrer beherrschen aber keine Tech- nik. Sie wollen nur schußfahren und halten nur an, wenn sie sich zu Boden fallen lassen oder mit jemanden zu- sammenstoßen. Bei diesem „System" passieren natürlich schreckliche Un- fälle und es wäre aussichtslos, Kinder und Frauen auf die Piste zu schicken. An mir lag es nun, zu beweisen, daß man sich mit etwas Uebung ein wenig Technik aneignen kann und dann auch mit der Familie sicherer skifahren kann. Ich stieg auch in Frauenskikurse ein und legte den Grundstein für Kin- derskikurse, die es bisher in Japan noch nicht gab. Bei den Wedel-Demonstrationen hatte ich oft viele tausend Zuschauer und anschließend mußte ich wieder als Man- nequin auftreten, stundenlang Auto- gramme geben und die Japanerin Kauf- hallen über die Skiausrüstung beraten. Ich erhielt dann einn Orden und wur- de zur „Miß Ski-Austria National In- structer from Kitzbühel" ernannt. Ob ich im kommenden Winter wieder nach Japan komme, steht noch nicht fest. Sehr gefreut habe ich mich über den kürzlich erfolgten Besuch des Seil- bahndirektors von Yamagata-Zao Yasu- hiko 0 ku b o, dem Sohn des Bürger- meisters von Yamagata. Mit meinem Gatten und mit meiner Mutter zeigte ich ihm das Kitzbüheler Horn, einen Tiroler Abend bei Toni Praxma:r und das Kitzbüheler Fest". Japan hat in den kommenden Jahren viel vor: heuer wird in Tokio die „Universiade" durchgeführt (zum er- stenmal überhaupt in Asien), im Jahr 1970 findet in Osaka die Weltausstellung statt und 1972 die olympischen Winter- spiele in Sapporo. Die Welt blickt auf Japan und darum hat es mich beson- ders gefreut, daß ich Erfolg hatte und meine Heimatstadt und meine Skischule würdig vertreten konnte.
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