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Seite 5 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. Juli 1967 Goldenes Priesterjubiläum in Mittersill ! „Das Leben des Priesters ist mehr wert, als das eines öffentlichen Funk- tionärs." Dieses Motto aus der Festrede des Bürgermeisters der Marktgemein- de Mittersill Josef Grani hat am ver- gangenen Sonntag in Mittersill erhabe- nen Ausdruck gefunden, da ihr Heimat- sohn Geistl. Rat Pfarrer Ferdinand Groder von Großgmain sein golde- nes Jubelfest beging. Schon der Vor- abend bewies die herzliche Verbunden- heit der Mittersiller mit ihren Prie- stern, denn auch Geistl. Rat Pfarrer 1. R. Ferdinand Weißgärber kam aus Mauterndorf im Lungau herüber. Die Trachtenmusik entbot vor dem Pfarr- hof dem Jubilar und seinen einzigen Weihekollegen P. Norbert Hohiweger OSB von Stift Ficht in Tirol - ein Ständchen und ringsherum leuchteten von den Bergen die Höhenfeuer. Die Kirche wurde für die Feier auf das festlichste geschmückt. Ein großer Festzug bewegte sich am Sonntag, 2. Juli 1967 durch den reich mit Fahnen geschmückten Markt. Die Schulkinder mit den Lehrern, die Mu- sik, die Gemeinde mit Bürgermeister Grani, Bez.-Hauptmann Hofrat Dr. Gasteiger von Zell am See, Pfarr- kirchenrat und Pfarrausschuß mit ihren tüchtigen Festorganisatoren, Oberpost- verwalter Engl und Glasermeister Wimme r, Gemeinderat Johann Hille- brand ille- brand von Großgmain, Verwandte aus Kufstein und Kals, Osttirol, eine große Abordnung (17) , der Stadt Kitzbühel, mit der der Jubilar durch lange Wirksam- keit und 40jährige Freundschaft ver- bunden ist, waren gekommen. Außer der Orts-Geistlichkeit mit De- kan Hag e n a u e r fanden sich noch ein: Ehrendomherr Dechant We 1 c k e 1 aus Taxenbach, Ehrendomherr Dechant Rit- ter aus St. Johann, Kanonikus Lahn- s t e 1 ne r von Hollersbach und Pfarrer S t r a 111 von Uttendorf. Professor Rei - chenbach ei- chenbach aus Stuhlfelden leitete den Kirchenchor, der glanzvoll besetzt „Die kleine Festmesse" von Ernst Tittel und Mozarts „Tantum ergo" zur Auffüh- rung brachte. Jubelprediger Dekan Rit- ter, einst auch Primizprediger des Ju- bilars, sagte in seiner Ansprache u. a.. daß das Leben des Jubilars von großer Liebe Gottes und Gnade erfüllt war, für Gottes Ehre und für die Mitmen- schen. „Wir wollen für ihn und für die Mitmenschen danken und die Bit- te verbinden, daß Gott den Ruf zum Priestertum auch weiterhin an viele ergehen läßt." Vor dem Offertorlum segnete der Jubilar die Jubelbräutchen und seine einstige Primizbraut, die auch am Fest teilnehmen konnte. Ein mächtiges „Te Deum" und der feierliche Segen bildeten den Abschluß der kirchlichen Feier. Nach der kirchlichen Feier zog man unter den Klängen der Musik zum Gast- hof „Bräurupp", wo der Wappensaal ge- rade noch alle Festgäste fassen konnte. Die offizielle Begrüßungsansprache hielt Dekan Hagenauer. Er erwähnte die Abstammung des Jubilars. Der Na- me Groder ist in Osttirol zu Hause, zum Großteil waren die Groder Bergführer. Der Vater des Jubilars stammte aus Kals und wurde nach zwei Studien- jahren an der Kunstakademie Mün- chen ein guter Kirchenmaler und Re- staurator. Er ließ sich in Hopfgarten nieder, heiratete eine Schmiedemeisters- tochter - Sojer, Eilmau - und zog dann endgültig nach Mittersill. Sein erstes Gemälde war an der Felber- schrniede, sein letztes am Bräurupp- Haus. Die große Kirche in Mittersill hat er ganz allein ausgemalt. In Groß- gmain stammt ein Gemälde am alten Posthaus beim Grenzbach von ihm. Von den vielen Kirchen, die Vater Gro- der malte, sind die Pfarrkirche von Stuhlfelden und Embach unter Denk- malschutz gestellt worden, wie Dechant Weickl bekanntgeben konnte. Hofrat Dr. Gasteiger, selbst ein Mit- tersiller, kannte und würdigte die El- tern des Jubilars, deren Erbstücke, die Güte, der Frohsinn und die Heiterkeit auch den Jubilar auszeichnen und ihn nie verlassen mögen. Die Bräutchen überreichten die Symbol-Geschenke des Priestertums: Kerze, Wein und ein ganz herrlich in Kreuzform geteiltes Brot. Die Kitzbüheler Ehrengäste drückten nicht nur in herzlichen Worten ihre Glückwünsche, sondern auch in Liedern (Uschi und Anna) ihre 40jährige Ver- bundenheit mit Geistl. Rat Groder aus. Bürgermeister Grani drückte seine Freude darüber aus, daß Mittersill mit Dechant Hagenauer ein guter Fang ge- glückt sei und daß er sich freue, auch den Jubilar und Pfarrer Weißgärber als Mittersiller begrüßen zu können. Der Priester hat bei Freud und Leid Pate zu stehen, sein Einsatz und sein Le- ben sind mehr als das eines öffentlichen Funktionärs. Der Priester muß zu je- der Zeit bereit sein, den Menschen in Not beizustehen und sich um sein seeli- sches Heil kümmern; es wird nicht ge- fragt im Leben, wo ein Mensch steht, sondern daß er seine Pflicht erfüllt und wie er sie erfüllt. Es freue ihn, daß der Jubilar noch aktiv sein kann, es freue ihn die warme Verbundenheit mit der Hei- mat und daß Pfarrer Groder zuerst in der Heimat sein Jubiläum feierte. Er beglückwünschte ihn und überreichte ihm im Namen der Gemeinde das Hei- matbuch von Kanonikus Lahnsteiner. An Pfarrer Weißgärber drückte Bür- germeister Grani den Dank für seine herzige Hochwasserspende aus. Die Pfarrgemeinde gratulierte mit der Festansprache von Oberpostverwalter Engel und zwei herrlichen Kunst- büchern. Ihm ist der Hauptanteil der Arbeit für das schön gestaltete Prie- sterfest zugefallen und auch besonderer Dank ausgesprochen worden. Als besonders freudige Ueberraschung kam noch als Gratulant der Erbauer der Felbertauernstraße und des Tunnels Hofrat Dipl.-Ing. Stark aus Matrei in Osttirol und am Schluß seiner Rede stiftete er als Jubelgeschenk eine nach- mittägige Durchfahrt durch den Tun- nel nach Matrei! In der Dankansprache sagte Pfarrer Groder, daß er ganz überwältigt von der Herzlichkeit und der Liebe, die ihm so reich zuteil wurde, sei. Er danke neben dem Herrgott allen, die dieses Fest ge- stalteten. Er habe wieder das Herz der Heimat schlagen gehört und er könne kein besseres Wort sagen als das der Heimatdichterin „Plattenliesei": „Koa Ehr' ist soviel wert, als wen die Hei- mat liebt und ehrt." Der Nachmittag gehörte mit der Fel- bertauern-Freifahrt zu den eindrucks- vollsten Erlebnissen des Jubilars. Vor Jahren, schon nahe des Siebzigers, ging er über den Felbertauern zur St. Pölt- ner Hütte und von dort hinab zum Ma- treier Tauernhaus - zum letztenmal. Vor fünfzig Jahren, 1917, bei seiner Pri- miz, kamen seine Verwandten aus Kals über den Kaiser Tauern nach Mitter- sill in einem zehnstündigen Marsch. Heute steht man staunend vor der neuen Felbertauernstraße, dem Wunderwerk der Technik. Am Jubeltag von Pfarrer Groder passierten 7000 Kraftfahrzeuge den Felbertauern, darunter solche, die in fünf Stunden von Venedig herkamen. Die Mittersiller Schramrnlmusik ver- schönte die Tafel beim Bräurupp. Bei der Heimfahrt wurde in Kitzbühel - Inbegriff der Güte Haus Tiefenbrunner - ein Besuch gemacht und dann in Unken als dem ersten Wirkungsort des Jubilars. Mögen ihm noch viele Jahre priesterlicher Wirksamkeit beschieden sein. - Topf - Die Felbertauernstraße (Ein Bildführer von Louis Oberwalder und Dietmar Kecht. Mit 40 Bildern und einer Straßenkarte, 104 Seiten, glanz- folienkaschiert, S 45.—, DM/Sfr. 6.80. Tyroiia-Verlag Innsbr.-Wien-München.) Dieser Bildführer folgt nicht nur der eben erst eröffneten Felbertauernstraße, einem der schönsten und ganzjährig befahrbaren Alpenübergänge Oester- reichs, es sind auch die Zubringerstra- ßen vom Inntal ausgehend über Kitz- bühel, Paß Thurn, Mittersill nach Lienz und über das Pustertal bzw. über den Piöcken nach Italien mit den wichtig- sten Sehenswürdigkeiten, Ausflugsmög- lichkeiten etc. behandelt und im Bild wiedergegeben. Eine instruktive Frey- tag-Berndt-Straßenkarte 1:300.000 kom- plettiert den Bildführer, der alle Vor- aussetzungen mitbringt, die Fahrt über den Felbertauern zu einem eindrucks- vollen Erlebnis zu machen.
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