Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 22. Juli 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Dem Reither Burgermeister Johann Jöchl zum Gedenken Am 11. Juli 1967 starb Bürgermeister Johann Jöchl, Bauer zu Oberhaus in Reith, im 75. Lebensjahr. Am Todes- tag wurde er vom Krankenhaus der Stadt Kitzbühel auf seinen Hof ge- bracht, wo er seinem schweren Leiden erlag. In einer Trauersitzung des Ge- rneinderates im Saal des Reitherwirtes würdigte Bürgermeister - Stellvertreter Alois Ritter die Verdienste des To- ten. Ritter sagte: „Mein Platz war sein Platz und von hier aus hielt er viele Ansprachen und erfreute damit die Zu- hörer. Reith ist leer geworden! Bür- germeister Jöchl war ein Vater der Gemeinde. Ihn hat alles geliebt und geachtet, alles, vom Kind bis zum Greis vom Angestellten und Arbeiter bis zum Bauern und Unternehmer. Er hat je- den Wunsch nach Möglichkeit erfüllt und konnte aber auch ein hartes Nein sagen. Lieber aber bereitete er dem Menschen Freude. Wir hätten Hans immer gebraucht und er hat die Ge- meinde Reith immer gut vertreten. Nun ist auch das größte Werk, die Vollregu- lierung der Reither Ache, vollendet. Ich denke, unser Hans ist bereits im Himmel. Er hat sein Leben lang so viel um Gottes Lohn gemacht, für die Gemeinde, für die Raiffeisenkasse, für die Berufsvertretung und für die Ver- eine. Unter seinem Vorsitz war immer der Friede in der Gemeinde und ich wünsche sehnlichst, daß er den Frieden nicht mit sich in den Himmel genommen hat. Wir brauchen den Frieden weiter- hin und werden unseres Bürgermei- sters Jöchl unser Lebtag gedenken." Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans von Tr e n t in a g 1 a sagte sichtlich er- griffen, daß der Abschied von Hans Jöchl der schwerste seit den zwanzig Jahren, welche er den Bezirk Kitz- bühel leite, sei. So einen Bürgermei- ster wie Hans Jöchl wird Tirol nicht mehr so bald erhalten. „Mit meinem Freund Hans erhöhte sich das An- sehen der Gemeinde. Er hat über- durchschnittliche Fähigkeiten gehabt und alle, die zu ihm kamen, erhielten Rat und Frieden. Er hatte stets eine selten herzliche Art, mit den Wün- schen der Gemeinde vor die Obrigkeit zu treten und es war für mich fast unmöglich, ihm ein Nein zu sagen. Un- ter ihm ist in Reith viel geschehen. Denken wir an den Straßenbau, an den Postautoverkehr, die Endelektrifizie- rung, an die Glockenbeschaffung, an den Schulbau und an die Achenver- bauung. Im Gemeinderat standen alle geschlossen hinter Hans Jöchl und der Gemeinderat hat ihm zum Dank auch das Ehrenbürgerrecht verliehen. Das Land Tirol ehrte ihn durch eine Ur- kunde für sein öffentliches Wirken und die Republik Oesterreich dankte ihm durch die Verleihung der „Goldenen Verdienstmedaille". Ich bitte den Ge- meinderat und die Bevölkerung von Reith, ihrem großen Bürger stets ein ehrendes Andenken zu bewahren, auch seinen Nachfolger zu unterstützen, der sicher kein leichtes Amt zu überneh- men hat, und den Frieden im Dorf im Sinne des Verstorbenen zu bewahren." Bürgermeister Hermann Reisch be- dankte sich für die Einladung zur Teil- nahme an der Trauersitzung. Hans Jöchl war ihm nicht nur ein wertvoller Kol- lege, sondern ein persönlicher Freund. Er sprach der Familie und der ganzen Gemeinde sein Mitgefühl aus; der Heimgang von Hans Jöchl ist für ganz Reith ein unersetzlicher Verlust. Der Verstorbene wurde in seinem Elternhaus unter einem Berg von Krän- zen aufgebahrt. Unzählige Menschen beteten an seinem Sarg und weinten. Das erste, was der Gemeinderat be- schloß, war die Verschiebung des für 16. Juli 1967 angesetzten Bezirksmusik- festes, denn die Dorftrauer war zu groß. Sein Begräbnis am 15. Juli wurde zu einer Trauerkundgebung, wie sie noch niemand in Reith erlebte. Mit schönen Gespannen wurden der Sarg und die Kränze zum Friedhof ge- bracht. Voran schritt der Lehrkörper mit der Schuljugend, gefolgt von der Musikkapelle, der Gruberfahne, der Schützenabordnung aus Kitzbühel, der Kaiserjäger-Kameradschaft Kitzbühel und Umgebung, der Heimkehrerkame- radschaft Reith und der Freiw. Feuer- wehr Reith. Die hochwürdige Geist- lichkeit, an der Spitze Dekan Ehren- domherr und Ehrenbürger von Reith Josef Ritter, Pfarrer Karl F ö di n - g er, Oberndorf, mit Altpfarrer Re i c h- s öl 1 n er und Pfarrer Johannes M oi- s e s und dem Kirchenchor ging dem Trauerzug bis zum Feuerwehrzeughaus entgegen. Hier reihten sich die zahl- reichen Trauergäste ein. In Vertretung der hohen Landesregierung Hofrat Dr. S c h um a c her, Präsident Komm.-Rat und Ehrenbürger Johann 0 b e r m o s er, Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v Trentinaglia, Nationalrat P. Land- mann, and- mann, die Landtagsabgeordneten des. Bezirks Leonhard Man z 1, Christian Horngacher und Christian Huber, der Vizepräsident des Tiroler Gemein- deverbandes Bürgermeister Ing. Her- bert Pa u f 1 er und sämtliche Bürger- meister des Bezirks. Die Gemeinderäte trugen den Sarg, gefolgt von Bürgermeisterstellvertreter Alois Ritter. Im Trauerzug schritten weiters die Mitglieder der Raiffeisen- kasse Reith, die Mitglieder sämtlicher Vereine und Körperschaften, Vorstand, Aufsichtsrat und Gefolgschaft der Mol- kerei Kitzbühel und der Raiffeisen- Bezirkskasse Kitzbühel, eine starke Ab- ordnung der Gendarmerie, Abordnun- gen der Freiwilligen Feuerwehren von Kitzbühel und Kirchberg, eine Abord- nung der Bezirksstelle des Roten Kreu- zes und eine unübersehbare Menschen- menge. Vor dem Gemeindehaus, dem langjährigen Wirkungsort des Verstor- benen, wurde die kirchliche Aussegnung vorgenommen. In der Kirche hielt Pfarrer Johannes M oi se s den 111. Seelengottesdienst. - Zum Ausgangspunkt seiner Predigt nahm der beliebte Pfarrherr das Ge- dicht von Matthias Claudius: Friede sei um diesen Grabstein her! Sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben Einen guten Mann begraben, Und mir war er mehr! Er entschlief, sie gruben ihn hier ein. Leiser, süßer Trost, von Gott gegeben. Und ein Ahnden von dem ew'gen Leben Düft' um sein Gebein! Bis ihn Jesus Christus, groß und hehr, Freundlich wird erwecken, ach, sie haben Einen guten Mann begraben, Und uns war er mehr! Die letzte Zelle wandelte Vikar Moi- ses ab und sagte: Uns war der Hauser- Dat mehr! Er führte dann aus, wie Jo- hann Jöchl ein guter Vater, ein Pa- triarch für die Reither war. Er ver- wies dabei auf die Leistungen Jöchis innerhalb der Kirche hin. In seiner Bürgermeisterzeit wurde die Kirche re- noviert - es sind genau 20 Jahre seit- her vergangen - und unter seiner füh- renden Mitarbeit wurde ein neues Ge- läute beschafft. Mit seinem ganzen Bei- spiel und seinem Wirken arbeitete er für die Familie der Gotteskinder. Ihm
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