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Samstag, 22. Juli 19€.7 Kitzbiih&.er Anzeiger S.Öe 15 .‚Freunde" - von Hilde Goldschmidt Galerie Laurenzi mit Hilde Goldschmidt eröff net Am 17. Juli 196 wurde im alten Bauernhaus „Unterwinkiern", Kitzbü- hei, Bichlnv;eg 62a von Herrn und Frau Lo h ne r die Galerie Laur'enzi eröffnet und dem zahlreich anwesenden Publikum die Malerin Hilde Gold- schmidt 01d- schrnidt ir zahlreichen Bildern vor- gestellt. Der Leiter der Galerie „Ererni- tage" in Schwaz Ger: C he s i sprach die einführenden Worte deren Aktualität alle sehr beeindruckte. Am Eröffnungs- tage besuchten an die hundert Perso- nen die Ausstellung, die nun bis 2. Au- gust und zwar jeden Montag, Mittwoch und Freitag von 16 bis 19 Uhr und je- den Dienstag, Donnerstag und Sams- tag von 11 lis 13 Uhr geöffnet ist. Der Besucherzustrom ist als Rekord zu wer- ten und rü:kt einerseits die Galerie Laurenzi mit dem kunstverständigen Ehepaar Lohner, andererseits unsere heimische Kinstlerin :-llde Goldschmidt ins rechte Licht. Auf der Ausstellung sind auch klassische Kunstwerke und antike Gegenstände zu sehen; ja se_ henswert ist schon der Ausstellungs- raum selbst der last 400 Jahre alte Dachboden von Uriterwinklern, dem Stammhaus der Familie Taxer, mit der Jahreszahl 1582 im First. - Nun Herr Gert Chesi: Meine Damen und -Herren! Man hat mich ersucht, die Eröffnung der Ausstellung Hilde Goldschmidt zum Anlaß zu nehmen, un einige Worte an Sie zu richten. Ich möchte Ihnen sa- gen, daß ich mich über diese unver- diente Ehre sehr gefreut habe, wenn- gleich ich meine Zusage in dem Wis- sen machte, vielleicht doch nich: de-- geeignete er geeignete Spreeiier zu sein. Ich fühle mich im Gegenüber mit den Wer-ken Hilde Goldschrn:dts befangen. Ich kann und will hie: nicht als Kritiker oder Kunstkenner zu Ihnen sprechen, das Kriterium, das Ich beziehen möchte, ist das eines Freundes, der ich der Ma- lerin seit Jahren bin. SelbstverständLch habe ich mit gra- Lem Interesse die künstlerische Evoh- tion dieser ungewöhnlichen Frau ver- folgt und mir ein Bild gemacht. Es scheint mir, daill in diesem Fall vor dem Wort und vor der Tat der Mensch gestanden hat, dessen ungeheuer star- ker Persönlichkeit es bedurfte, diese Werke zu schaifen. Corbussier ha: ein- mal gesagt, daß Künstler nur derjenige sein kann, der Mensch geworden ist. Als ich diese Worte zum erste ntria]. hörte, weckten sie in mir eine Assozia- tion zu Hilde Gotdschmid:, diesen in- nerlich so starken und reifen IVIert- sehen, der uns heute in dieser Ausstel- lung einen Blick in sein innerstes Füh- len und Denken gestattet. Ich habe immer wieder das Ringen der Künstle- rin mit der Abstraktion beobachtet, wie se plötzlich die Gestalten ihrer Bild- weit zu verlassen schien, sie in ihrer Darstellung an die Grenzen der Ab- straktion trieb, um sie uns auszuweisen, als Figuren, für deren Charakteris:ikum sie eine Form gefunden hat, Darin er- kennen wir den wirklichen Küns:ler. den Menschen, der nicht nachbildet, nicht abbildet, s andern der sein Erleben in eine für uns chiffriert anmutende Sprache übersetzt und dadurch (in man- cnen Fillen sogar sehr subjektiv) eine Wahrheit zu Tage bringt. Die Kunst hat viele Anliegen, aber das vornehmste ist die Ehrlichkeit, mit der sich ein Künst- ler mitteilt, eine Ehrlichkeit, die leine Konzessanen kennt. Ich liebe- mich oft geiragt, ob Hilde Goldschrnid: eines Tages zu einer end- gültigen Abstraktion gelangen könnte - ich glaube es nicht, denn ich :sehe in ihr einen iu gefühlsbetonten Menschen, dem die Abstraktion leine Erkaltung seines starken Lebenswillens bedeuten könnte. Dabei möchte ich keineswegs ein Wer:urteil erstellen, das die Gegen- ständlichkEit der Abstraktion überord- net oder umgekehrt. Die Kunst ist ein sa vieiscl-rchtiges Feld, daß beide darin Be:ech:igung haben, das Maß aller Dinge bleibt aber wie überall - auch de- Mensch. Vielleicht gibt •es einige Besucher unter Ihnen, die im Gegenüber mit den abstrakten Elemen- ten dieser Malerei die Natur als Maß- stab nehmen und sagen, daß es in ihr gleichwettige oder schönere Abstrak- t--o--i gäbe - ich denke dabei an die herrlichen Strukturen gebrochener Stei- ne oder an die bizarren Formen ver- wachsener Wurzelstöcke. Die Natur kann tasichiich herrliches schaffen, aber in einem ist ihr der Mensch vor- aus: er allein ist es, der Kunst zu schaf- fer. vermag, der seine Gefühle und Träume 1r Formen und Farben mit- teilt, nicht etwa als „Traumnaturalis- mus", sor.dern als eine Uebersetzung
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