Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 29. Juli 1967 Kitzbüheler Anzeiger -- Sehe 15 ring, an der alten Poststraße gelegen, ist einer der ersten Orte des Tiroler Unterlandes mit nachweislich regem Sommerfremdenverkehr. Auf der a. o. Generalversammlung wurde sodann fol- gender neuer Ausschuß gewählt: Ob- Im „Kitzbüheler Boten", Ausgabe 24 vom 12. Juli 1910, Schriftleitung und Druckerei Martin Ritzer, wurde fol- gendes berichtet: - Am Freitag traf Frau Reichsrat von Haßler aus Augsburg zum 40. Som- meraufenthalt hier ein. Der großmüti- gen Gönnerin wurde ein Ständchen gebracht. Frau v. Haßler blieb bis zum 24. September in Waidring. Ihr wurde bei der Rückfahrt als „Mutter des Waid- ringer Fremdenverkehrs" und großmü- tigen Gönnerin auch ein Abschieds- ständchen geboten! - Bei uns wird rüstig an Neu- und Umbauten gearbeitet; in der Nähe des Blankenhofs oberhalb des Dorfes wird eine Villa in heimischer Bauweise für Herrn Dir. Schmidt, einem Schwieger- sohn von Frau Reichsrat von Haßler, gebaut. Die Baukosten sollen sich auf mehr als 100.000 Kronen belaufen. Die- se Villa, welche verspricht, eine Zierde für Waidring zu werden, wird von Mau- rermeister G r a n b a c h e r und Zimmer- meister Wink 1 e r ausgeführt. Frau Reichsrat von Haßler zählt also zu den ersten Sommergästen überhaupt. Ihr Aufenthaltsjubiläum deutet an, daß schon um 1870 und früher Waidring zum Sommeraufenthalt gewählt wurde. Theater. Die Freude fürs Theater, insbesondere für lustige Volksstücke, steckt in unserer engen Heimat der Be- völkerung im Blut. Vor f ü n f z i g Jah- ren noch gab es allenthalben mehr oder weniger primitve Theateraufführungen. bei denen man sich krank lachte, und Krippenspiele, bei denen große und kleine Kinder vor Rührung weinten! Dann schlief aus nicht nä- her bekannten Gründen alles langsam ein. Doch das Verständnis wächst wie- der und es mehren sich Gesellschaften, die zu ihrem Vergnügen und zur Freu- de ihrer Mitbürger das Volksschauspiel wieder zu Ehren bringen. Auch hier hat Herr Josef Kienpointner jun. einen guten Gedanken ausgeführt, als er mit sicherem Blick aus den Dorf- bewohnern die talentiertesten Darstel- ler herangriff und mit ihnen fürs erste zwei Volksstücke „Eine mißglück- te Feuerwehrübung" und den launi- schen Schwank „'s Hexenstückl" ein- studierte und nun an zwei gelungenen Abenden im Gasthof Post vor dem je- desmal bombenvollen Hause zur Auf- mann LA Josef Kienpointner. Ihm zur Seite standen: Hotelwirt Josef Wi d- m an n, Schneidermeister Anton M a s - s ing e r, Schrniedrneister Nik. 5 c h r e- d e r und Gutsbesitzer Simon We i ß - 1 ei t ne r. Beim Schmidt'schen Neubau ereignete sich im Laufe der Bauzeit, und zwar am 30. Juli, ein schwerer Arbeitsunfall. Der Zimmermann Alois Winkler, ein Bruder des Zimmermeisters Peter , Wink- ler, stürzte so unglücklich vom Dach- stuhl des im Bau befindlichen Land- hauses, daß er mit schweren Verlet- zungen der Schädeldecke und des Vor- derarmes vom Platze geliefert werden mußte. Das Unglück geschah dadurch, daß eine Leiter ausglitt und der Be- dauernswerte dadurch aus sieben Me- ter Höhe kopfüber aufs Steinpflaster hinabfiel. Zum Glück schlug er wäh- rend des Falles an einen Balken und minderte so die Wucht desselben. Dank der nun bestehenden telephonischen Verbindung konnte Herr Dr. Hintner in Kirchdorf vom Vorfall unmittelbar ver- ständigt werden, kam in kürzester Zeit mit seinem Automobil an und gelang es seiner Kunst, den bereits mit den Sterbesakramenten Versehenen auf den Weg der Besserung zu leiten. - Meteorologische Station. Die Zen- tralanstalt für Meteorologie und Geo- dynamik in Wien hat im Sommer 1910 in Waidring eine eigene Beobachtungs- station errichtet. Als Beobachter wurde Josef Kienpointner jun. bestellt. führung brachte. Die Sache klappte aber auch vollkommen, denn in erster Linie wurde eine dem Zwecke ent- sprechende Bühne hergestellt und die Malereien hiezu fügte ein zünftiger Theatermaler aus. Die Kostüme und die Ausstattung der einzelnen Szenen wurden mit peinlichem Geschmack ge- ordnet. Im zweiten Stück, das sich erst in einer Bauernstube, dann in einem Wirtshaus abwickelt, waren sogar die Trockenstangen mit einem Paar blauer Strümpfe ober dem Kachelofen, die tickende Uhr und Plakate an den Wänden nicht vergessen und die Dar- steller spielten so sicher, so lebenswahr, daß man bald nimmer gewußt hätte, ob's Illusion oder ob's Wirklichkeit war. Angenehm berührte es, daß für die aus- wärtigen Besucher, deren besonders von Lo f er her viele gekommen waren, die besten Plätze reserviert geblieben wa- ren und daß von Mannschaft der Feuer- wehr, der der Gewinn des Spieles zu- fließt, im Saal musterhafte Ordnung gehalten wurde. - Eine wahrlich ausgezeichnete Kritik, nicht nur gegenüber den Laienspielern, sondern auch der Freiw. Feuer-wehr als Veranstalter. Das Volksschauspiel ist in Waidring uralt; nach alten Quel- len waren es ursprünglich 5 p i e 1 e im Freien und später Aufführungen von religiösen Szenen, von Krippenspielen und Heiligenlegenden in der Kirche. Besonderheiten des Jahres 190 Erdbeben - Schadenfeuer - Blitzschlag Erdbeben. Am 5. Juni 1910 um 8 Uhr abends war in Waidring ein stäreres Erdbeben zu verzeichnen, das sich im Lauf der Nacht noch einmal wiederhol- te. Das Erdbeben dürfte ein rein örtli- ches gewesen sein, weil man in den Nachbargemeinden davon nirgens et- was verspürte. Am 13. Juli des gleichen Jahres wieder ein Erdbeben, das drei bis vier Stunden dauerte. Die in den Häusern befindlichen Geräte begannen zu schwanken und zu krachen. De: Stoß hatte scheinbar eine senkrechte Rich- tung, als wenn er aus der Tiefe herauf käme. Schadenfeuer. (Bericht eines Zeitge- nossen) In der Nacht auf heute um 11 Uhr (Mitte Juni 1910) wurden wir durch Alarmsignale aus dem Schlafe geschreckt. In der Ortschaft Unterwas- ser brannte das rechts von der Reichs- straße etwas erhöht stehende Doppel- anwesen, eine sogen. ‚;Zwiegeige", zum Weberbauern und zum Stahler. Der rasch herbeigeeilten Feuerwehr gelang es bei dem herrschenden Regen, den Brand auf das Anwesen zu beschrän- ken, das aber, weil es bis auf die Grundmauern von Holz erbaut war, leider nicht mehr zu retten war. Die mit anerkannter Schnelligkeit kommen- den Feuerwehren der Nachbarorte brauchten nicht mehr in Aktion .reten. „Zum Stahler" ist ein Zulehen zum Gu- te des Waidringer Bäckermeisters Fi- scher, dem seine ganzen hier eingcstell- ten Fahrnisse mitverbrannt sind und erleidet dieser dadurch einen großen Schaden umsornehr, als die Versiche- rungssumme nur eine geringe ist. Et- was besser ist der Weberbauer versi- chert, doch in ärmlichen Verhältnissen mit großer Familie gesegnet, ist. auch für diesen der Schaden empfindlich. Die Ursache des Brandes kann man sich nur durch böswillige Brandstiftung er- klären. Man will auch Spuren von Pe- troleum bemerkt haben. Von den zehn Kindern des Weberbauern konnten ei- nige nur noch über die Laube herab gerettet werden, denn das Feuer griff unheimlich rasch um sich. Sie retteten nur, was sie am Leibe trugen. Schon vor 14 Tagen kam im nun abgebrann- ten Haus Feuer zum Ausbruch, konnte aber damals gelöscht werden. Auf das hin erhöhte der besorgte Weberbauer seine geringe Versicherung um ein we- G 0steehrung in Waidring eine alte Übung Von der alten Volksbühne Waidring An den „Kitzbüheler Boten" wurde 1912 berichtet:
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