Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 12. August 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 in der Innenstadt mußte sich die Ka- pelle wahrhaftig durch die Menschen- massen zwängen. Sie schafften sich mit einem schneidigen Marsch den „Durchbruch" zum Podium und hatten in der Folge immer starken Applaus. Jochberg bestritt ebenfalls beide Kon- zerte am Hauptplatz. Die Instrumente blitzten, die schwarze Knappenuniform hob sich günstig vom sonstigen bunten Jahrmarkttreiben ab. Musikalisch er- regten die Jochberger wie gewohnt ei- nen strahlenden Glanz und boten in den Tenören wie in der Begleitung sehr gute Figuren. Im ersten Teil spiel- ten die Jochberger zum Andenken an den vor sechs Jahren (8. November 1961) verstorbenen langjährigen Stadt- kapellmeister Andreas Kraus dessen Walzer „Klänge aus der Ferne", den dieser als 16jähriger komponierte. Im II. Teil galt das Motto: „Stimmung vom Rhein zur Donau". Die beabsich- tigte Stimmung wurde auch hundert- prozentig erreicht. Als die Knappen- musik gegen 1 Uhr den Schlußmarsch spielte, war der Hauptplatz noch vol- ler Zuhörer, was eigentlich noch bei keinem Jahrmarkt der Fall war. Ein weiterer Beweis, daß die Bergknappen- musik Jochberg mit ihrem Dirigenten beim Jahrmarkt ein voller Erfolg war. Musikalisch war auch sonst allerhand los in Kitzbühel. Insgesamt spielten acht Tanzkapellen auf; auch das ist ein Jahrmarktrekord. Dazu noch die Hauskapellen in der „Tenne", in „Alt Wien", in der „Goldenen Garns" - die Hallodris", im Greifkeller und bei Toni Praxmair. Die Besucherzahl war über- aus erfreulich. Wenn es auch kein so- genanntes „Kaiserwetter" war, Ver- anstalter und Besucher waren überaus zufrieden, und auch die Subveranstal- ter, als welche sich die Vereine in den Dienst der Veranstaltung stellten, konnten sich über den erwünschten Zustrom nicht beklagen. Erstmals aber auch gab es einen Originalbericht über den Jahrmarkt der Stadtmusik im Radio Tirol. Rund- funkredakteur Ing. Hannes K a r war eigens mit seinem Empfangsgerät nach Kitzbühel gekommen. Am Montag, 7, August 1967 um 18.30 Uhr wurde sein Bericht unter „Zeit im Bild" gesendet. Die Stadtmusik hat darauf unverzüg- lich ein Tonband eingesendet, damit es bespielt und dem Musikarchiv ein- verleibt und zu einem gegebenen An- laß neuerlich vorgespielt werden kann. Herrn Ing. Kar wurde der Dank und die Anerkennung für seine Sendung ausgesprochen. Zur Sendung selbst: Ing. Kar be- sprach den Jahrmarkt wie er ihn selbst erlebte. Die Musik als Mittelpunkt, die vielen tausend Menschen, die Tätig- keit der Vereine und die Mithilfe der Körperschaften, die allgemeine Fröhlich- keit, die herrliche Innenstadt als Bühne und Saal zugleich und treffend auch die Unterländer Art. Im großen Trubel fragte er auch noch einen Einheimi- schen aus, seit wann überhaupt der Jahrmarkt der Stadtmusik besteht und wie es zu diesem Fest gekommen ist. Dieser Einheimische „verstieg" sich zu der Behauptung. der Jahrmarkt wäre im Prinzip eigentlich schon so alt wie die Stadt selbst. Was ist zu dieser Äußerung nun zu berichten, denn so weit hergeholt ist diese Behauptung ja nicht. Anton Dörrer (Innsbruck) schrieb in den „Tiroler Heimatblättern", Heft 4-6, Jahrgang 1967, u. a. „Das geistliche FISCHER idemoden Badeanzüge, Bikinis, St. Johann L T. Badekleider, Strand- anzuge, Bademantel Welttheater hielt sich selbst über die religiösen und sozialen Revolutionen des 16. und 18. Jahrhunderts etwas hinaus, vornehmlich in oder vor den Hauptkirchen größerer Orte, bis sich Festsäle seiner annahmen. Bergbauorte wie Sehwaz und Kitzbühel errich- teten für ihre Standesstücke schließlich eigene Spielbuden, so die Spiel- tenne in Kitzbühel. An anderer Stelle: Besondere kultu- relle Hochleistungen vom Humanismus und Barock gingen in kulturfreudige Sammlerhände über. Dadurch wanderte z. B. selbst das hierher gehörige letzte denkwürdige Kitzbüheler Marien- mirakeispiel von 1783 nach Wien ab. Dieses dreikatige Singspiel von der beseeligenden Auswirkung des Lucas Cranac h'schen Gnadenbildes „Maria Hilf" der Innsbrucker St.-Jakobs-Kirche, des heutigen Diözesandomes, griff in großem, nun fast schon abschließendem Bogen dieser bürgerlichen Spielkultur der alten Bergstadt Kitzbühel wieder auf ältere ideelle und künstlerische Volksvorstellungen unter dem Druck der Barockfeindlichkeiten zurück. Wieder an anderer Stelle: Die großen Ubersichtswerke über das deutsche Drama und Volksschauspiel und deren Bühnenverhältnisse weisen wohl Lük- ken auf, die noch umständlicher Son- derforschungen harren. In den Archi- valien (von Kitzbühel und Lienz) sind zunächst als besondere Ausstattungs- stücke mehrteiliger Großbühnen für alljährliche Kirchenaufführungen der Kitzbüheler Pfarre St. Andrä (die von Lienz ist demselben Heiligen geweiht) ganz zufällig, nebenbei der geldlichen Zuwendungen wegen, angeführt. Der Altar war damals, wie nun wieder, dem Volke zugekehrt, seine untere Vorderseite mit einem kostbar bebilder- ten, auswechselbaren Tuch verdeckt. Aus den für Nord- und Südosttirol beispielhaften Kitzbüheler Angaben des Bereiches der Erzdiözese Salzburg be- gegnen uns noch Erinnerungsstück aus jener Zeit des engen Zusammen- lebens und -wirkens von Liturgie und ihrer spielerischen Erweiterung, der Veranschaulichung des Volkes von volks- künstlerischem Bildwerk und Volks- dramatik. (Unsere Unterkirche der Lieb- frauenkirche weist noch den alten roma- nischen dem Volk zugekehrten Altar auf.) Wer sich heute diese Vorstellung von dem Presbyterium als damaliger Bühne erweitern will, möge sich an die rei- chen, jahrhundertealten Heiliggräber (Ostergräber) der großen Kirchen von Kufstein, Rattenberg und K i t z b ü hei aus den Zeiten vor den b ei d e n Welt- kriegen erinnern. Das Volksschauspiel in der alten Knappenstadt Kitzbühel, von Anton Dürer (erschienen in den bereits ge- nannten „Heimatblättern"). Die geringste Zahl von Veröffentli- chungen über die Spielkultur aus Nord- osttirol kam bisher aus dem ehemals salzburgischen Brixental und dem vor- maligen bayrischen Kitzbühel bis Hochfilzen an der jetzigen Landes- grenze ans Tageslicht, obgleich gerade hier noch beträchtliche und bedeutsame Archivalien erhalten geblieben sind. Nach der alten Sailnenstadt Hall und dem nicht minder weit zurückreichen- den Erzbergbauplatz Schwaz, die nach wie vor die am weitesten zurückrei- chende und regsamste Spielkultur der Bergbauleute Tirols stellte, setzen die Stadtschriften und Archivalien von aufgelassenen oder noch bestehen- den Klostergemeinschaften von Kitz- bühel, ltz- bühei, freilich meist erst seit den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts, mit näheren Angaben über Oster- und Weihnachtsspiele, Palmeselumzüge, Spiele vom kranken und sterbenden Menschen, Marienmirakelspiele ein und nennen vor allem die dortige neue Rosenkranzbruderschaft seit 1640 als Veranstalterin, vorab in der Stadt- pfarrkirche St. Andrä. Nach altem Brauch und Verlöbnis stand ihr das Spiel vom hl. Rosenkranz im Vorder- grund. Die Bruderschaft hielt aber auch das alte viertätige Leiden-Christi-Spiel in der Karwoche hoch. Dominikaner leiteten die Bruderschaft, die Spiele und Prozessionen, wenn auch nicht mehr so vielgliedrig wie einmal in Bozen 1514, bis zur Unterdrückung durch die Spielverbote und des männ- lichen Ordens. Dominikanerinnen von Lienz, die in Innichen ein Filialkloster besaßen, führten den Palmeselumzug in ihrem Garten noch bis ins letzte Drittel des vorigen Säkulums fort. Es ist ein beachtenswerter Bogen, den einzelne Bozner und Kitzbüheler Dominikaner über Sterzing, Thaur, Brixlegg und Innichen bis Lienz in ihren Spielbrauchbegünstigungen auf- recht erhielten. Das Kitzbüheler Stadtarchiv weist außerdem überraschende Ausgaben für Ausstattungsstücke kirchlicher Auffüh- rungen auf. Ich berücksichtige hier nur die Hunger-, Fasten- und Antlaßtücher der Oster- und Fronleichnamszejt in
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