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Seite 4 K.itzbüheier Anzeiger Samstag, 12. August 1967 KITZBÜHEL. Ebenfalls wie Kirch- berg traf an diesem Tag Kitzbühel zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit das Hochwasser. Schrecken verbreitete sich, als nach der Alarmierung die Mitteilung kam, der Ehrenbach wäre neuerlich über das Ufer getreten. Die vom letzten Hochwasser irrigerweise als Betonbrücke bezeichnete Ehrenbach- brücke konnte von den Arbeitern der Stadtsäge unter der Leitung von Ge- meinderat Josef Foidl binnen zehn Mi- Genuß und frohe Laune winkt, wo man Huber-Biere trinkt. nuten abgetragen werden. Das Wild- wasser des Ehrenbaches staute sich aber diesmal nicht so sehr bei der Brücke, sondern oberhalb dieser und trat auch dort aus dem Ufer, strömte gegen das Hotel „Die Postkutsche" und von dort zum Geschäftshaus Peter Wie- ser. Es gelang durch raschen Einsatz, die Kanäle zu öffnen, wodurch die Was- sermassen abgeleitet werden konnten. Das Gebiet wurde neuerlich ver- schlammt. - Schwerer noch wurde aber das Gebiet der Mündung des Kögler- baches in die Kitzbüheler Ache betrof fen. In der Stockerau trat der Kögler- bach aus den Ufern und die Wasser- massen erfiossen sich über die Fluren in Richtung Badhaus und über den Golfplatz in Richtung Kapser Brücke. Es entstanden große Schäden an den Wer sparen will, kauft Qualität, wer Möbel braucht zu Huber geht! Kulturen und in vielen Kellern der dortigen Wohnhäuser. Die Paß-Thurn- Straße wurde überflutet, von Treibholz verlegt und war bis 23 Uhr unpassier- bar. Auch der Aschbach, auch Grenz- bach genannt, an der Gemeindegrenze Aurach-Kitzbühel, trat zu beiden Seiten aus den Ufern und vermurte Wiesen, verschlammte Gärten und Keller. Rast- los arbeiteten die Männer der Freiwil- ligen Feuerwehr, unterstützt von der Exekutive, den Stadtarbeitern und vie- len freiwilligen Helfern. Es erfolgte ein schlagartiger Maschineneinsatz und auch diesmal stellte die Baufirma Dipl.- Ing. Dr. Luis M eis e ihre Maschinen für die Schutz- und Aufräumungsarbei- ten zur Verfügung. Den größten Scha- den erlitt durch den Köglerbach wohl die Firma KITEX. Das Wildwasser brach in die Arbeitsräume der Firma ein, beschädigte die wertvollen Stricke- reimaschinen und vernichtete darüber hinaus einen Großteil der Exportware, die gerade für den Versand bereit lag. Am Samstag, währnd der Vorberei- tungsarbeiten für den Jahrmarkt der Stadtmusik, war wieder Hochwasser- alarm. Die starken Regengüsse ließen Ueberaus schwer wurden mehrere Ortsteile der Gemeinde Fieberbrunn vom Hochwasser betroffen. Hervorge- rufen wurde die Katastrophe von im Gebiet des Wildseeloders niedergegan- genen wolkenbruchartigen Regengüs- sen. Die Schwarzache und der Pletzer- bach wurden in unglaublich kurzer Zeit zu reißenden Flüssen, die Holzstämme, entwurzelte Bäume, Baumwurzeln, Stau- den und Geröll, Sand und Schlamm daherführten. Sämtliche Brücken zwi- schen der Eisernen Hand und dem Elektrizitätswerk Dandler wurden weg- gerissen und die Fraktionen Vorreith und Walchau bis heraus zum Dorf über- flutet. In der Folge trat auch die Leo- ganger Ache aus dem Ufer und auch hier wurden Brücken abgetragen bzw. den Köglerbach neuerlich aus den Ufern treten, jedoch gelang es den Hilfs- mannschaften, den Bach wieder in das eigene Bett zu lenken. Der Verkehr auf der Paß-Thurn-Stra- ße konnte durch den massiven Maschi- neneinsatz gegen 11.30 Uhr wieder flie- ßen. - Auch in MITTERSILL waren schwere Hochwasser zu verzeichnen. Achtung! Alle Familien, die durch den Kögler- bach zu Schaden gekommen sind, dan- ken auf diesem Weg für die Hilfe. Die Kameradschaft und die Einsatz- bereitschaft ist über alles zu loben. Die Hausbesitzer bitten aber auch um Rück- gabe der ausgeliehenen Werkzeuge wie Schaufeln, Zabine, Rechen, Krampen usw., die bei den Hochwasserschutz- arbeiten verwendet wurden. Sollte je- mand nicht mehr wissen, wohin das Werkzeug gehört, möge er sich an Ski- macher Fritz E d e r, Jochberger Straße 85, wenden. schwer beschädigt. Drei abgestellte Per- sonenautos wurden vom Wildwasser er- faßt und fortgeschwemmt und im gan- zen Gebiet etwa 50 Häuser in Keller und Parterre verschlammt. Die Kata- strophe war schrecklich. Straßen und Wege verwandelten sich in reißende Flüsse und Berge von Treibholz und Geröll türmten sich auf. Sehr arg wurden auch das Schwimm- bad und die Hauptschule betroffen. In einem Schwimmbecken fand man ei- nen stark beschädigten Personenkraft- wagen. Hier wie auch bei der Haupt- schule wurden die Außenanlagen zer- stört und die Keller versandet. Den größten Schaden erlitt das Elek- trizitätswerk Dandler. Die Freiwillige Feuerwehr, die Stra- Die Unwetterkatastrophe in Fieberbrunn Die Hochwasserschiden des Jahres 1912 Aus zeitgenössischen Protokollen und Berichten Kitzbühel. Ein folgenschwerer Regen Schon während des Nachmittags droh- brach am 7. Mai 1912 abends herein; es te die hochgehende Ache vielerorts regnete die ganze Nacht und nament- über die Ufer zu treten und gegen lieh am folgenden Tage, den 8. Mai in Abend trat dieses Maiheur wirklich gleichmäßiger wolkenbruchartiger Stär- ein, da inzwischen das Wasser noch ke und am Nachmittage und während bedeutend gestiegen war. Mit großer der Nacht war dieses besorgniserregen- Anstrengung, die Gefährdung der eige- de Wetter von hochgewitterlichen Er- nen Gesundheit mißachtend, setzten scheinungen begleitet. Die Angst der sich allenthalben Bürger, Bauern, Ar- Bevölkerung auf die Folgen dieses Zu- beiter, teilweise auch sogar Frauen standes war wohl begründet, denn ge- dem verheerenden Elemente zur Wehr fahrdrohend stürzten tosend die vielen und als die Gefahr immer größer wur- Bergbäche in der Umgebung zu tal, de, mußten gegen 9 Uhr abends und eine Unmenge von Schutt und Holz nochmals gegen 3 Uhr morgens die mit sich führend. Die Großache, in Wehrmannschaft alarmiert werden. Die die sich all die Bergbäche zusammen- Ueberanstrengung der Leute bei den fanden, wälzte infolgedessen schwere Schutzarbeiten war zum Teil mit gu- Wassermassen einher, in denen sich ten Erfolgen begleitet und ohne diese massenhaft Holz, Bäume, mitunter auch würde es heute in Kitzbühel zweifellos verunglücktes Vieh befand und in den noch viel trauriger aussehen, als es in mächtigen Wellen sich überstürzte. - Wirklichkeit schon ist. - Erst am 9. Mai, nachdem der unaufhörlich starke Regen etwas nachgelassen hatte und die größten Gefahren beseitigt waren, konnte man einen Ueberblick über die gesamte Wasserkatastrophe erhalten. Es zeigte sich ein untröstliches Bild. Der Verkehr auf der Reichsstraße nach Jochberg ist gänzlich unterbrochen, da innerhalb des Badhauses eine zirka 1 /2 kilometerlange Strecke von der aus- getretenen Ache fortgerissen wurde, andere Stellen der Straße tief über- schwemmt sind und überhaupt die so- genannte Langau mehr einem See als einer Weide gleicht. Dort ist nament- lich auch eine große Viehherde des Jochbergerwirtes Hochfilzer sehr schwer in Mitleidenschaft gezogen; es befindet sich dort auf einer förmlichen Insel und konnte nicht weggebracht werden. Weiters bildet die Gegend ober- halb des Gruberwirtes einen gro- ßen See, der den Fuhrwerksverkehr nach Oberndorf und St. Johann voll-
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