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Samstag, 26. August 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Kitzbüheler Verkehrs. und Fremdenverkehrs Probleme aus der Sicht eines Wiener Urlaubsgastes Vom Rotary-Club Kitzbühel wurde uns ein kürzlich aufgenommenes In- terview mit dem im In- und Ausland bekannten österreichischen Motor- sport-Journalisten Hans Christmann, Redakteur des Motorteiles des „Ku- rier" und Cheftester sowie Mitarbeiter vieler Fachzeitschriften, zur Verfügung gestellt. Christmann, der auch in der Sendung „Autofahrer unterwegs" seine Erfahrungen, die er auf seinen vielen Reisen sammelt, wiedergibt, verbringt seit Jahren seinen Sommer- und Winter- urlaub in Kitzbühel. Daher scheint uns seine Meinung von einigem Interesse zu sein. Das Interview wurde am 9. August 1967 mit Magister Alfred Koch geführt. Mag. Koch: Was sagen Sie, Herr Christ- mann, zu der Verkehrssituation in Kitz- bühel? Sie sind nun ja schon 14 Tage in Kitzbühel. Christmann: Ich hatte neulich ein nettes Erlebnis. Darin spielte eine Bun- desstraße, eine Gemeindestraße, ein Gendarmeriebeamter und ein Polizei- beamter mit. Dinge und Personen, die gleichen Zwecken dienen sollen und auch gleiche Aufgaben zu erfüllen ha- ben. Mein Erlebnis aber bewies, daß hier schon das Problem beginnt. Ich bin „auf Weisung" auf der Bundesstra- ße schnell gefahren und wurde auf der Gemeindestraße, weil ich die Weisung befolgte, verwarnt! Koch: Bleiben wir bei den Straßen. Was sagen Sie nun zu den großen Stra- ßenbauten rund um Kitzbühel, wie jetzt die Straßen hergerichtet worden sind? Christmann: Ja, das kann man wohl richtig sagen, „hergerichtet", die sind so hergerichtet, daß man gar nimmer darauf fahren kann. Koch: Die Kitzbüheler sind aber stolz auf die neuen Straßen. Christmann: Es wird ja nun bald gelingen, Kitzbühel gut zu isolieren. Die Felbertauernstraße wurde nun ja gebaut, schon mit Hinsicht auf die Entlastung des Fremdenverkehrs der Orte hier, daß man die Fremden so schnell wie möglich hier wegbringt, sie schnell nach Italien bringt. Das ist ja klar und die Kitzbüheler tun das ihrige dazu, weil sie viele Parkverbote er- lassen, auch dort, wo diese nicht not- wendig sind. Und neue Parkplätze baut man auch keine, so wird es also nicht mehr lange dauern und gelingen, alle Fremden vorn Ort abzuhalten oder über den Felbertauern nach Italien zu schik- ken. Koch: Folgende Frage. Zur Situation in Kitzbühel und unmittelbar um Kitz- bühel. Da wird seit Jahren darüber debattiert, einerseits fordert ein Teil für die Innenstadt ein komplettes Fahr- verbot und andererseits fordert ein an- derer Teil Einbahnstraßen, um die star- ken Verkehrsstauungen wegzubringen. Christmann: Ich bin dafür, daß man in der Innenstadt einen Einbahnverkehr anordnet. Besonders schwierig ist die Situation im Winter. Gehsteige sind durch den alten Charakter der Stadt, aber man läßt im Sommer die Park- verbote vom Winter bestehen. Z. B. hinauf zur Hahnenkamrnbahn, da be- steht auch im Sommer das im Winter erforderliche Parkverbot, obwohl man dort ruhig parken könnte, vor allem im Sommer, wo man die Gäste sucht. Das Parkverbot ist nicht dazu angetan, die Fremden anzuziehen. Kitzbühel ist ein Ort, den die Einheimischen ja sel- ber gut kennen. Ich bin kein Kitzbühe- ler, aber schon seit sechs Jahren je- den Sommer hier. Ich bin der Ansicht, daß ein Fußgängerzentrum eine abso- lute Unmöglichkeit wäre, denn es gibt so und so viele Autofahrer, die dann nicht mehr herkommen, die sagen: „Ich will nicht zu Fuß gehen" und je- der hofft also, doch noch einen Park- platz zu kriegen. Auch Fußgängerzonen würde ich für schlecht halten, für die Einheimischen wie auch für die Frem- den. Der Gedanke der Errichtung von Fußgängerzonen in Großstädten oder in Satellitenstädten wurde meines Wissens von den Städteplanern bereits fallen gelassen. Diese Art Verkehrsregelung hat keine Zukunft. Ich glaube aber, daß man in manchen Beziehungen etwas toleranter sein kann. Vor allem soll die Exekutive keinen Unterschied zwischen einem Tiroler und einem Ausländer kennen. Wenn z. B. vor mir ein Tiroler bei Halteverbot parkt und ich mit der Stuttgarter Autonummer nur drei Me- ter hinter ihm, dann wird das Exeku- tivorgan unweigerlich zu mir sagen: „Sie, da dürfen Sie nicht halten", wo- mit er ja recht hat. Aber er wird dem Tiroler vor mir kein Wort sagen. Koch: Hier muß ich als „frischer" Kitzbüheler entgegnen. Die Klagen kommen mehr von den Einheimischen, daß die Exekutive hart und unerbitt- lich ist. Neulich klagte im Bad eine Dame, die hier ein Haus besitzt, daß sie zwei Minuten vor Meinl parkte, sich ein Paket Kaffee kaufte und beim Einsteigen ein Strafmandat vorfand. Christmann: An dieser Stelle das Fahrzeug verlassen ist kritisch. Hier könnte vielleicht eine zeitliche Be- schränkung einen Vorteil bringen. Nach 18 Uhr! Die Einbahnregelung würde auf jeden Fall eine Lösung bringen, denn diese kann nur in einer Kolonne ausgeführt werden. Dann wäre über- haupt mehr Parkmöglichkeit. Am Ran- de erwähnt ist bei dieser Gelegenheit zu sagen, daß das Leben in Kitzbühel, wenn jemand essen will, teurer gewor- den ist. Koch: Darüber wird allgemein ge- klagt. Es gibt aber Häuser, die noch preiswert ein sehr gutes Essen verab- reichen. Christmann: Da muß man aber ein Menü nehmen. Ich esse kein Menü und meine Frau auch nicht, sondern a la carte. Wir kommen da selten unter 160 Schilling ab und das ist, glaube ich, zuviel. In Wien zahle ich für das glef- ehe Essen 100 oder 110 Schilling. Koch: Das dürfte wohl stimmen. Be- denken Sie aber, daß in Kitzbühel die Regien höher sind. Das Personal muß besser bezahlt werden, das ist saison- bedingt. In Wien können Sie das Perso- nal das ganze Jahr halten. Christmann: Man kann Gründe an- führen, welche man will und soviel man will, aber das ist einer der Haupt- gründe am gegenwärtigen Rückgang des Fremdenverkehrs. Das Gastland Oesterreich ist zu teuer geworden. Koch: Wie reagieren Sie oder über- haupt der Wiener, wenn der Name Kitzbühel fällt und bei der Fragestel- lung, den Urlaub in Kitzbühel verbrin- gen zu wollen? Christmann: Ich fahre nie ins Aus- land. Ich bleibe auch im Urlaub in Augen auf beim Möbelkauf Fremdenzimmer, Buche, Wer Preise testet - Qualität vergleicht, Birke, 5teilig S 2970.- dem fällt der Möbelkauf bei Maler leicht im großen Einrichtungshuus möbEl miEr Inh. Ferdhrnnd Maler Jun. . Tischlermeister Kitzbühel, Hammerschmiedstroße 3, Telephon (05356) 2318
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