Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbülheler Anzeiger Samstag, 26. August 197 Oesterreich und mir gefällt es in Kitz- bühel am besten. Meistens bin ich im April oder Mai hier, denn ich mag keifl nen Wirbel. Wenn ich meinen Freunden sage, ich fahre nach Kitzbühel, dann heißt es gerne: „Du bist ja verrückt, wo es so teuer ist." Das ist auch der Grund, warum so wenig Oesterreicher nach Kitzbühel kommen, da Kitzbühel nicht nur als teuer verschrieben ist, sondern auch teuer ist. Koch: Hm, aber es gibt in Kitzbü- hel heute schon Angebote für Zimmer mit Frühstück um 35 Schilling! Christmann: Das glaubt aber nie- mand so recht. Jeder meint dann, was weiß ich, was ich dafür kriege. in sehr guten Häusern zahlt man 80 bis 100 Schilling. Wenn ich 100 zahle, dann bin ich absolut zufrieden, wenn das Haus gut ist. Ich kann heuer auch die Fest- stellung treffen, daß das Service bes- ser ist als früher. Vielleicht deswegen, weil weniger Gäste kommen und man bemüht ist, etwas zu tun. Das Service ist in Kitzbühel unbedingt einwandfrei. Koch: Das dürfte örtlich verschieden sein. Es sind in dieser Richtung Klagen aufgetaucht, z. B. daß die Bettwäsche weniger oft gewechselt wird. Christmann: Das kann ich nicht sa- gen, dort, wo ich wohne, ist alles phä- nomenal! Doch nun zum Straßenverkehr zu- rück. ich glaube nicht, daß es richtig ist, in der Saison zwischen St. Johann und Kitzbühel einen Straßenbelag auf- zubringen, mit Wartezeiten von 20 bis 25 Minuten, wobei endlose Kolonnen entstehen. Meiner Meinung nach ge- hört dies in der Nacht, bei Scheinwer- ferlicht, gemacht, um den Verkehr nicht unnötig auf zuhalten. Koch: Hier muß ich aufklären. Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Eröffnung der Felbertauernstraße ist das Problem aufgetaucht, daß zwischen Paß Thurn und Wörgl die alte Bri- xentaler Bundesstraße sich wie ein Blinddarm ausgewirkt hätte und den Verkehr von der Felbertauernstraße her wie auch von Kiefersfelden nichtmehr hätte verkraften können. Deshalb kam es mit Hilfe von Landeshauptmann Wailnöfer unter Einsatz von Tiroler und Wiener Firmen und dem Großein- satz moderner Straßenbaumaschinen zur Sanierung der alten Straßen. Es wurde blitzartig nach Winterende damit begonnen. Christmann: Das ist ja der Krampf. Haben wir erst heuer gewußt, daß die Felbertauernstraße kommt? Nein, schon seit zehn Jahren weiß man es. Ich stelle fest: die Felbertauernstraße ist ja nicht von heute auf morgen gebaut worden. Da herrschte eine weitsichtige Planung, der man schon vor fünf Jahren im Baum von Kitzbühel hätte Rechnung tragen müssen. Koch: Nun bin ich neugierig, was Sie dazu sagen: es herrscht folgender Standpunkt. Eine Durchzugsstraße nach Italien ist eine Notwendigkeit. Wäre die Felbertauernstraße nicht gebaut wor- den, bestünde die Gefahr der Umfah- rung über die Schweiz. Die Schweiz könnte uns damit das Wasser abgraben und in Zukunft würde alles über die Schweiz fahren und niemand mehr durch Österreich. Der zweite Stand- punkt: ja haben wir denn das Interesse, daß man schnell durch Österreich hin- durchfährt? Einerseits läßt sich der Zug nach dem Süden nicht unterbinden, auch von uns nicht, und daher ist es besser, man fährt durch Österreich. Die Reisenden sehen links und rechts der Straße die Schönheiten und könnten auf den Gedanken kommen, im näch- sten Jahr in Österreich den Urlaub zu verbringen. Man gibt auf den Weg auch sogenannte „Zuckerin" mit. Z. B. wirbt Kitzbühel auf der Rückseite der Felbertauernmautkarte für einen Winter- aufenthalt mit Seilbahnen etc. Meiner Meinung nach eine brauchbare und gute Idee. Was halten Sie davon? Christmann: Vielleicht brauchbar, ich kann das nicht beurteilen. Ich glaube auch nicht an das „Märchen von der Schweiz". Der Hauptdurchzugsverkehr der Zukunft ist und bleibt die Inntal- autobahn. Dem hätte man schon früher Rechnung tragen müssen. Ich hätte zu- erst die Inntalautobahn gebaut und erst nachher die Felbertauernstraße. Diese aber nicht als reine Durchzugsstraße, sondern als Ausflugsstraße wie die Großglocknerstraße. über die Glockner- straße sagt man: „Diese Straße muß ich gesehen haben", und über die Felbertauernstraße: „Jetzt komme ich schneller nach Italien". Koch: Ihrer Meinung nach ist die Felbertauernstraße eine Fehlspekula- tion? Christmann: Ja! Koch: Nun, wir werden ja sehen. Christmann: Ich bin der Ansicht, daß alle Orte um Kitzbühel und natürlich auch Kitzbühel selbst durch diesen Durchzugsverkehr schwerstens leiden. Das sage ich als Gast, der hier seinen Urlaub verbringen will. Ich kann nicht mehr nach St. Johann und nicht mehr nach Mittersill, denn ich sitze in der Kolonne fest, ich kann nirgends mehr, beschaulich hinfahren und damit ist mir mein Urlaub verdorben. Gestern war ich in Wattens Kolonnenfahren, Da hört sich die Freude am Urlaub auf. Früher, vor der Felbertauernstraße, da waren genauso viel Leute hier wie jetzt. Aber nur solche, die gerne nach Kitzbühel kamen. Von den Durchzugs- leuten bleibt niemand hier. Jene, die nach dem Süden reisen, haben schon fix gebucht und sind in festen Hän- den, oder sie suchen einen Camping- platz, von denen läßt sich niemand auf- halten. Auf der Rückfahrt ist entweder die Zeit zu knapp, oder es ist das Geld ausgegangen. Koch: Es liegt nicht in unserer Ab- sicht, den Durchreisenden hier fest- zuhalten, sondern ihn zu animieren, vielleicht im nächsten oder übernäch- sten Jahr zu kommen. Christmann: Das hat überhaupt kei- nen Sinn. Wenn ich in einer Kolonne um Kitzbühel herumfahre und hinter Kitzbühel wieder in eine Kolonne ein- gezwängt bin, dann bin ich verbittert auf die Gegend. Man erinnert sich bös- artig, daß man durch das Bauen auf-. gehalten wurde. Man kommt in einer Kolonne nicht zum Schauen, man sieht und hört nichts von Kitzbühel, man hat nur Ärger. Koch: Man sagt, die Zukunft des Fremdenverkehrs liegt im Luftwege mittels Riesenmaschinen. Für Kitzbühel ist es interessant, daß nun südlich von München ein neuer Flugplatz errichtet wird. Was sollte Kitzbühel tun, um sich diesen Umstand zunutze zu ma- chen? Christrnann: Die klare Linie wäre eine vierbahnige Zufahrtsstraße. Man könnte auch mit kleineren Flugzeugen, mit zweimotorigen, die bis zu 40 Pas- sagiere befördern, etwas erreichen, oder mit größeren Hubschraubern. Koch: Man müßte sich um einen eigenen Flugplatz bemühen; dieser kä- me natürlich nur im Raum St. Jo- hann in Frage. Christmann: Und was ist im Winter? Man könnte die Hälfte des Jahres. nicht landen. Es bleibt nur eins: Die Inntalautobahn und eine gute Verbin- dung von Wörgl nach Kitzbühel. Koch: Zum Abschluß: Es wird ja die Brixentaler Bundesstraße vollkom- men neu gebaut. Das Straßenstück von Wörgl bis Hopfgarten steht vor der Fertigstellung und mit dem Anschluß- stück nach Kitzbühel könnte man, günstigenfalls, im Jahre 1969 rechnen. Christmann: Ich war gestern in Hopfgarten. Ja, die Brixentaler Straße wird gebaut, aber leider nur z w e i- bahnig; nur eine vierbahnige Straße hat Zukunft! Koch: Mir fiel auf, daß die neue Straße nach St. Johann zweigeteilt ist. Warum kann nicht dreispurig gefahren werden? Die Straße wäre breit genug. Christman: Das wäre zu gefährlich; die dritte Fahrbahn ist keine echte Fahrbahn, weil zwei sich im Gegenver- kehr treffen können. Es gibt nur die Ideal-Lösung einer vierbahnigen Straße. Wenn ich in der Mitte die dritte Spur ziehe, dann heißt das nicht, daß ich in einer Richtung zwei Fahrbahnen habe. In Belgien z. B. holt die dritte Spur 100 m recht rüber und dann wie- der nach links und das wäre vielleicht zu versuchen. Koch: Ich glaube, wir haben das wichtigste besprochen! Recht herzli- chen Dank!
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