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Samstag, 2. September 1907 Kittbehew ¼tejgec Seite 10 Hochwürden Pfarrer Karl Födingers letzter Weg An dem Tag, an dem Hochwürden Pfarrer Karl Födinger vor 43 Jahren sein erstes hl. Meßopfer gefeiert hatte, läuteten in Oberndorf die Glocken zum Abschied für ihn, der durch 17 Jahre in dieser Pfarrei segensreich gewirkt hatte und nun durch seinen plötzlichen Tod in die Ewigkeit abberufen wurde. In den Morgenstunden des 24. August 1967 füllte sich das Dorf mit Menschen, die gekommen waren, um dem gelieb- ten und weitum bekannten Pfarrherrn die letzte Ehre zu erweisen. Vor dem Pfarrhof, in dem Pfarrer Karl Födinger aufgebahrt war, versammelten sich die Trauergäste, unter ihnen an die 80 geistliche Herren, an der Spitze Se. Ex- zellenz Fürsterzbischof DDDr. Andreas R o h r a eher. Dekan Ehrenclomherr Jo- sef Ritt e r nahm die Aussegnung des lieben Toten vor, der nun vor dem Eingang zum Pfarrhof, über dessen Schwelle er so oft gegangen war, in ei- nem Lärchensarg, flankiert von sechs Feuerwehrmännern mit Fackeln, auf der Bahre lag. Die Musikkapelle, die Pfar- rer Födinger stets sehr geliebt hatte, intonierte unter Kapellmeister Sepp Hochfilzer ihren ersten Trauermarsch, dann setzte sich ein Trauerzug in Be- wegung, wie ihn Oberndorf wohl kaum jemals gesehen hat. Unter den Händen des bei allen festlichen Anlässen immer wieder bewährten Organisators, Ob- mann des Pfarrausschusses, Gemeinde- rat Peter Wörgartner, der in diesen für Oberndorf so traurigen Tagen mit Bür- germeister Franz Höck die Hauptlast und Mitverantwortung für alle notwen- digen Vorbereitungen zum Begräbnis des Hochwürdigen Pfarrers zu tra- gen hatte, formierte sich die fast un- übersehbare Menschenmenge zu einer wohlgeordneten Prozession, um ihren lieben Toten zum letztenmal auf dem Weg in umgekehrter Richtung zu be- gleiten, den er durch 17 Jahre bei den Fronleichnamsprozessionen und wohl fast täglich bei seinem Brevier- gebet gegangen war, vom Pfarrhof weg hinauf zum Panzihof, über die Felder hinunter zum Bairer Eschen, in dessen Schatten nun das Kriegerdenkmal ei- nen ehrenvollen und würdigen neuen Platz gefunden hat, und von dort zu seiner geliebten Kirche, deren bestens gelungene Renovierung die Erfüllung seines größten Herzenswunsches war Präg Dir's ein - es ist sehr wichtig FARBEN-B ODNER ist für Farben richtig. und die besonders von auswärtigen Priestern als ein Schmuckkästchen be- zeichnet wurde. Die Spitze des Trauer- zuges führten die Schulkinder, die ih- rem lieben Katecheten alle noch ein Blumensträußchen auf das Grab leg- ten, in der Obhut des Lehrkörpers, ge- folgt von den Heimkehrern, der Frei- willigen Feuerwehr, der Musikkapelle, die mit wohlklingenden Trauermär- schen die Herzen der Teilnehmer be- wegte. Im Anschluß daran die große Zahl der geistlichen Herren mit dem Hochwürdigsten Herrn Erzbischof. Den mit den Kränzen der Gemeinde und der Vereine bedeckten Sarg, der wie- derum von den Fakeiträgern der Feuer- wehr in den glänzenden Helmen be- gleitet war, führte der Angererbauer Johann Lindner mit seinem Pferde- gespann, gefolgt von drei weißgeklei- deten Mädchen mit den Sakralfen des verstorbenen Priesters, zwei seiner lang- jährigen Ministranten trugen das Ster- bekreuz und hinter diesen schritten die Primizbraut, der Bruder des ver- storbenen Pfarrherrn, die nächsten An- gehörigen und die um das Wohl des Pfarrers stets treu besorgte Haushälte- rin Fräulein Helene. Zwei Gemeinde- räte trugen den Kranz der Gemeinde Oberndorf, gefolgt von Landtagspräsi- dent Komm.-Rat Johann Obermoser mit Bürgermeister Franz Höck und Nationalrat Paul Landmann, Gend.-Po- stenkommandant Bezirksinspektor Hans Kometer, den Gemeinderäten und den Honoratioren der Gemeinde. Ihnen folgte ein fast unübersehbarer Zug von Trauergästen, unter denen eine über- aus große Zahl von Frauen durch das Tragen der Festtagstracht den ver- ewigten Pfarrherrn besonders ehrten. Bei der Kirche angelangt, bildeten die Schulkinder mit den Vereinen ein Spa- lier, durch das der Sarg mit dem lie- ben Toten von Feuerwehrmännern in das von der Mesnerin Kathi Kübler mit besonderer Liebe geschmückte Gottes- haus zum letzten Kirchgang getragen wurde. Der feierliche Seelengottesdienst, den Hochwürden Dekan Josef Ritter zelebrierte, wurde in besonders festli- cher Weise umrahmt von den Inter- pretationen des Kirchenchors, dessen Leistungen allgemeine Bewunderung unter den vielen Trauergästen hervor- riefen. Der Kanzler unserer Erzdözese Dr. Achhorner schilderte in treffenden Worten von der Kanzel aus den Le- bensweg und die markantesten We- senszüge des Verewigten und nachdem hl. Requiem verließ Pfarrer Karl Fö- dinger zum letztenmal sein vertrautes Kirchlein, um im Ortsfriedhof an ei- nem von ihm schon seit langem vorge- sehenen Platz, neben dem verstorbenen HH Pfarrer Anton Bäumer, an der Ostseite der Kirchenmauer, der auf- gehenden Sonne entgegenschauend, sei- ne letzte Ruhestätte zu finden. Unser Hochwürdigster Herr Oberhirte nahm die feierliche Einsegnung vor und Bürgermeister Franz Höck nahm im Namen der Gemeinde Oberndorf und all der vielen Freunde des Ver- storbenen in bewegten Worten Ab- schied von einem Priester und Men- schen, den alle geliebt, die ihn gekannt hatten. Kränze bedeckten das Grab, Fahnen senkten sich noch einmal und die Musikkapelle, deren Aufgabe es ist, in frohen und traurigen Tagen ihr bestes zu geben, sandte dem lieben Herrn Pfarrer seine letzte Trauerweise nach auf dem Weg in die ewige Hei- mat. Lieb um Liebe, Treu um Treue! De Grabrede des Bürgermeisters. „In den 17 Jahren, in denen Du unser Seelsorger warst, bist Du nicht nur bei den Fronleichnamsprozessionen mit dem Allerheiligsten diesen Weg gegan- gen, sondern auch sonst oft, denn es war Dein Lieblingsweg und wir kön- nen es kaum fassen, daß wir Dich heu- te das letztemal auf diesem Weg bø- gleitet haben sollen, denn noch vor wenigen Tagen warst Du unter uns, so wie immer in all den Jahren Dei- nes Wirkens in unserer Gemeinde, ge- liebt und geschätzt von allen, die Dich kannten weit und breit, so wie auch Du uns und Deine Pfarre Oberndorf geliebt hast. 17 Jahre lang hast Du Dein Hirtenamt in unserer Gemeinde ausgeübt und viele Menschen, die Dich kannten, haben uns um unseren Pfar- rer beneidet. Aber Du hast alle An-
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