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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. September 1967 Kapellmeister Josef Hochfilzer Zu den Männern, die dem kulturellen Leben der Dorfgemeinschaft ihren Stempel aufdrücken, gehört Kapellmei- ster Josef Hochfilzer, Krarnerwirt. Er wurde am 12. Dezember 1897 in Oberndorf geboren und vollendet heuer also sein 70. Lebensjahr. Sein Vater Peter Hochfilzer war in Rosenheim ge- boren, gehörte jedoch der bekannten Sippe der Eilmauer Hochfilzer an. Die- ser erwarb sich bei der neuerlichen Er- hebung der Fraktion Oberndorf zu ei- ner selbständigen Gemeinde in den Jahren 1925 bis 1927 große Verdienste. Die Mutter war die Kramerwirtstoch- ter Anna Keusclmigg, deren Vater als Webermeister aus Heiligenblut zugezo- gen war und beim „Kramerwirt" kauf- te. Um 1880 kam die Gastwirtekonzes- sion vom damaligen Scimeidererwirt (heute Schulhaus) zum jetzigen Kra- merwirt, wo bis dahin nur eine soge- nannte „Wärmestube" für die Knap- pen und die Bahnarbeiter war. Schon als Knabe fühlte sich Kapell- meister Josef Hochfilzer zur Musik hingezogen. Mit 9 Jahren „flüchtete" er zu seiner Tante nach Kufstein, um dort Musik studieren zu können. Dar- aus wurde aber nichts. Von den El- tern erhielt Hochfilzer dann die Erlaub- nis, in St. Johann bei einem berühmten Geiger, der dort als Eisenbahnbeamter tätig war, Violinunterricht zu nehmen. Zur Blasmusik kam Hochfilzer unter Kapellmeister Michael Pendler im Jah- re 1912. Zuerst blies er die Es-Trompe- te bzw. das Waldhorn, aber schon nach zwei Jahren erhielt er das Flügelhorn, dem er bis heute treu geblieben ist. Mit seinen Flügelhornsolis wurde er, gleich wie sein Musikkamerad Josef Hechenberger vulgo Hof er-Sepp auf dem Baßflügelhorn, berühmt. Im Jah- re 1921 wurde ihm die Kapellmeister- stelle übertragen, welche bis dahin der Wölzerbauer Josef Thaler innehatte. Da kam es gleich im ersten Jahr seiner Kapellmeistertätigkeit zu dem berühm- ten Auftreten in Saalfelden, wo die Oberndorfer mit der Aufführung „Die Cavatine" aus der Oper Erode v. Verdi unter großer Konkurrenz den 4. Preis erringen konnten. Die Bundesmusikkapelle Oberndorf bestand damals nur aus zehn Mann und spielte ohne Schlagzeug. Sie war einheitlich gekleidet mit einer Bluse. Hut mit Spielhalinstoß. Nach dem glanzvollen Auftritt 1922 in Saalfelden, der drei Tage währte (die Oberndor- fer wurden dreimal zum Bahnhof be- gleitet, jedoch zweimal wieder zurück- geholt!), wurde die Musikkapelle Obern- dorf, die damals den Namen „Bundes- musik Oberndorf" führte (siehe Ur- kunde beim Dorfwirt), zu Fahnen- weihen, Denkmalenthüllungen und Ka- meradschaftsfesten geholt und zwar in fast alle Bezirksorte sowie nach Ehr- wald, nach Salzburg, nach München, nach Schladming und nach Innsbruck. 1923 war die große Heimkehrer-Wie- dersehensfeier in Salzburg. Unter den 28 aufgetretenen Musikkapellen erhiel- ten die Oberndorfer einen Ehrenpreis. 1924 war die Wiedersehensfeier der deutsch-österreichie1-an Tcirnenter in. Photo: Photo: Jöchler, St. Johann München. Vier Kapellen spielten beim Mathäserbräu auf, darunter die Obern- dorfer mit großem Erfolg. 1925 waren in 5 c h 1 a d min g die Fei- ern zum Jubiläumstag der Bauern- befreiung 1525. Auch dahin wurden die Oberndorfer verpflichtet. Beim Abend- konzert verlangte das Publikum immer wieder Solostücke auf Flügelhorn und Baiflügelhorn von Josef Hochfilzer und Josef Hechenberger. Kapellmeister Jo- sef Hochfilzer hat sich in der Leitung der Musik immer mit seinem Freund und Solisten Josef Hechenberger be- sprochen. Eine wertvolle Eigenschaft wurde den Oberndorfer Musikanten nachgesagt, die vor allem auch die Ka- meradchaft und das Ansehen förderte: bei Ausrückungen war nie jemand rau- schig! Das wäre nicht geduldet wor- den und hat es auch, wie Hofer Sepp stolz sagt, nie gegeben! 1934 wurde Josef Hechenber- ger echenber- ger Kapellmeister, 1947 Klaus Walti und später Alois Jakob. Als die- ser vor vier Jahren aus gesundheit- lichen Gründen die Stelle zurücklegte, war es wiederum Josef Hochfilzer, der mit der Leitung beauftragt wurde. Seit 55 Jahren ist nun Josef Hochfilzer ak- tiver Musikant. Als Dirigent hat er erst heuer wieder beim Kitzbühe1er Jahrmarkt seine besonderen Qualitäten und seine Musikalität bewiesen. Hochfilzer war auch von 1950 bis 1956 im Gemeinderat tätig. Durch 25 Jahre war er Hornist der Freiw. Feuer- wehr und Zeugwart. Er betätigte sich mit Erfolg als Schriftführer der Pinz- gauer Viehzuchtgenossenschaft und hat- te in dieser Funktion nach 1938 für den ganzen Bezirk Kitzbühel die damaligen „Züchterstallbücher" auf die heutigen Herdbuchlisten umzuschreiben. Gleich lang wie in der Musikkapelle ist Hochfilzer im Kirchenchor tätig. Seine Ausbildung erhielt er vom dama- ligen Expositus Sebastian Oberhau- ser berhau- ser als Bariton. Seine geliebte Violine spielt er heute noch unter seinem ehe- maligen Schüler und jetzigen Chor- leiter Klaus Waltl. Jäger ist Hochfilzer seit seinem 15. Lebensjahr. Auch dem Skisport hul- digte er. Die ersten Skier machte ihm Kircher Anderl. Zu seiner „Skizeit" war es üblich, im Rucksack Hammer und Nägel zu tragen, damit Reparaturen gleich an Ort und Stelle durchgeführt werden konnten. Im Jahre 1928 übernahm er von sei- nem Vater das Wirtsgeschäft und das Kaufmannsgeschäft. 1955 baute er ein neues Stockwerk und in der Folge ei- nen neuen Speisesaal; auch der Kauf- mannsladen wurde neu eingerichtet. Schwierige Wirtschaftsjahre wurden bei rastloser Tätigkeit überwunden und Hochfilzer genießt im ganzen Dorf und bei seinen vielen Bekannten im ganzen Bezirk Achtung und Wertschätzung. Seine besondere Freude ist sein stets belebter „Stammtisch", wo ihm wie auch im Kaufmannsgeschäft seine Gat- tin Veronika treu und umsichtig zur Seite steht. Der Oberndorfer Sensenschmied Simon Zimmermann vulgo Sasnschmiedsimal kurz auch „Da Moasta" genannt, war ein bekannter Sänger und Reime- schmied. Er durfte bei keiner Hoch- zeit fehlen und bei keiner Festlichkeit. Mit ihm zu hoangaschtn war für jeder- mann eine Ehre und Freude. Es war gut auszukommen mit ihm und er war ein überaus unterhaltsamer Mensch; allerdings, seine Reime mußte man sich gefallen lassen - und es gab auch nie darüber einen Streit oder gar eine Ge- richtsbarkeit. Wir haben versucht, einige sol- cher Oberndorfer „Gsangln" von Simon Zimmermann zu sammeln und danken dabei dem Huberbauern Klaus Walti, dem heutigen Besitzer beim Sensen- schmied Johann Lichtmannegger, Josef Hechenberger zu Hof in Wie- senschwang, Josef Li n d n er, Lindner- wirt, Schwarzseekapitän Sepp Sei - ei-
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