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Seite 24 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. September 1967 Die Lektüre der Geschichte des Berg- baues im Bezirk Kitzbühel führte zur Auflebung des seinerzeit promine4nten Bergfachmannes Bartholomäus Ludwig Edlen von Hechengarten, auch Hehen- garten und Hohengarten geschrieben. Um diesen bereits der Vergessenheit anheimgefallenen Sohn Oberndorfs wie- der zu Ehren zu bringen, der heimi- schen Nachwelt zu erhalten und der Jugend als leuchtendes Vorbild vorzu- stellen, habe ich mich mangels einer vorhandenen Biographie bemüht, eine solche zu verfassen, was nach unseren Archiven zunächst aussichtslos erschien, schließlich aber an Hand von ungari- schen und daraus auch österreichischen Archivberichten doch zu einem befrie- digenden Erfolg führte: Barthol'omäus Ludwig Hechengartner, so sein ursprünglicher Familienname - es gibt hier ja auch Hechenberger und Hechenbichler -‚ wurde 1702 gebo- ren, dem Taufnamen nach vielleicht am 24. August und am 25. (Ludwig) ge- tauft. Leider scheint er in den Naehbar- matriken nicht auf und in Oberndorf gehen sie nur bis 1786 zurück. Er muß. aber doch dahier beheimatet gewesen sein, was aus seinem Alter beim Antritt der bergmännischen Laufbahn geschlos- sen werden muß. Er kann aber auch in- zwischen mit seinen Eltern zugewandert sein, oder die Taufe wurde überhaupt unterlassen, weil der Vater möglicher- weise evangelisch war, gab es hier zu jener Zeit doch einen Heidenfriedhof im Rerobichi. Die Evangelischen wur- den im Volke gemeiniglich als Heiden bezeichnet. Aus dem Lebenslauf in seinem Adels- gesuch vom Jahr 1749 ist zu entneh- men, daß Hechengartner bereits mit sechs Jahren seine „Bergschule" (soll wohl bergmännische Laufbahn heißen) am Rerobichl in Oberndorf in den „min- desten Verrichtungen als Klauber Bub, Säuber Jung" begonnen und in Salz- burg (Schwarzleo-Le'ogang) als „Hasp- 1er" fortgesetzt hatte. Als 1720 'eine An- zahl Tiroler Bergleute in die ungari- schen Banater Bergwerke „verpflanzt" wurde, zog der damals 18jährige Bartl mit seinem Vater, der als Scheider-Hut- mann zu Oravica im Alter von 64 Jah- ren starb, auch dahin. Die damals an- gelegten Namensilsten der ausgewan- derten Knappen sind leider nicht mehr vorhanden. Erst diente Hechengartner fünf Jahre als Lehr-, Lohn-, Geding- und Erzhäuer, zwei Jahre als Gru- benzimmerer, drei als Hutmann in Majdanpek (Maydenbeck), und war 1734 bereits Bergmeister in Czernestic, mit welchem Bergwerke Majdanpek 1736 vereinigt wurde. Im Türkenkriege 1737-39 wurde bei diesen Bergwerken eine „Bergschützen- kompanie" gebildet, deren Komman- dant Hechengartner war. Er verteidig- te zunächst das kaiserliche Gut May- denbeck erfolgreich und rettete damit die gesamte Einrichtung vor der endgültigen Zerstörung durch die Tür- ken. Obwohl die Kompanie vor allem technischen Aufgaben zu dienen hatte, denn die Tiroler Bergknappen hatten als Mineure einen guten Ruf, so stand sie doch auch im Gefechtseinsatz und lieferte Türken und Räuberbanden ei- nige glückliche Gefechte, so am 9. Ju- ni 1738 zur Deckung der Evakuierung von Oravica. Später legte Hechengart- ner über Auftrag des Feldmarschalls Khevenhüller an der Spitze von 5000 Mann 33 Verbaue gegen Widdin (Vi- din) und Nisch (Niss.a) an und erbante in den Wäldern der Umgebung 20 Block- häuser. Anno 1739 scheint er noch als Hechengartner auf, dürfte aber mit Antritt der höheren Laufbahn die klangvollere Schreibweise „Hechengar- ten" angenommen haben. Die durch den Verlust des B'ergwerks. Majdanpek bedingte Stellenlosigkeit des „gewesten Bergmeisters" dauerte in- dessen nicht lange, denn bereits 1740 wurde Hechengarten zum Commiss ar zur Wiedereinrichtung der ruinierten Banater Bergwerke eingesetzt. Seine hier und beim Bergwerk in Schmöll- nitz erworbenen Verdienste wurden durch die Ernennung zum Oberberg- meister und Inspektor im Banat an- erkannt. Bei Einrichtung des k. k. nie- derungarischen Obrist Kammeigrafen- amtes in Schemnitz im Jahre 1747 wur- de er wirklicher k. k. Bergrat, Unter- kammergraf und Erster Obergrafen- kammeramtsassessor und zum Mitve'r- walter der ungarischen freien Berg- städte ernannt. Als solcher arbeitete er 1748 die Abänderung des Banatischen Bergsystems aus, das 1754 in Kraft trat. Im Werk von J. Kachelmann „Das Alter und die Schicksale des ungari- schen, zunächst Schemnitzer Berg- baues" wird er auf Seite 199 folgend erwähnt: „Bartholomäus Ludwig von Hehengarten, Banater Bergwerksinspek- tor, war im Jahre 1747 Mitglied einer Commission, die mit der Untersuchung der Lage des Schemnitzer Bergbaues beauftragt war." In der darauf bezug- nehmenden Note heißt es weiter wört- lich: „Von Kitzpichl, auch ein Tyroler. gleichwie Sternbach und Stampfer. Er war Unterkammergraf am Windschacht bis 1764 und hat in Granbreznitz Eisen- öfen gebaut." Am 14. November 1749 erhielt Hechen- garten den Reichsadel und Ritterstand mit dem Prädikat „Edler von Hechen- garten". Unter den Handschriften der Natio- nalbibliothek Szchny befinden sich ei- nige Akten der Bergbauverwaltung von Oravica. Ein Bericht vom 7. Dezember 1752, der an die Bergwerksdirektion von Oravica gerichtet ist und die Zu- stände des Bergbaues beschreibt, er- wähnt auch den Unterkammergrafen Edlen von Hechengarten als solchen, der selber Uebernehmer eines vom 10. September datierten Berichtes war.Zum Untergrafentitel (Comes Camerae) ist zu ergänzen, daß dieser nach ungari- schem Recht kein Adelstitel war. Von der von Schemnitz aus weiter- hin versehenen Inspektion (Banater B ergwerksinspektion) wurde von He- chengarten 1756 enthoben und erhielt 1762 die Ernennung zum wirklichen ungarischen Hofkammerrat und 1768 eine Gnadenmedaille mit Brillanten, nachdem er schon vorher mit der Wür- de des St.-Stephans-Ordens ausgezeich- net wurde, den er auf dem Bilde, mit der linken Hand haltend, trägt. Das Original, ein Oelgemälde, befindet sich mit anderen im Schemnitzer Berg- museum. Hechengarten wurde aber auch wie- derholt in österreichische und aus- ländische Bergwerke zur Erstellung von Untersuchungen und Gutachten be- rufen, so auch 1773 zum schon lange schwerkämpfenden Rerobichler Berg- bau, an dem er begreiflicherweise so sehr hing, daß man es ihm nachfühlen kann, wie schweren Herzens er im Ver- ein mit dem Grafen Coll'oredo den Ein- stellungsantrag aussprechen mußte, der auch in der Hofkammer-Resolution vom 24. Dezember 1774 die Betriebsein- stellung des 234 Jahre alten Bergbaues zur Folge hatte. Das Geschick hatte auch im Leben Bartholomso äus Ludwig Edler von Hechengarten - ein großer Oberndorfer Von Oberschulrat Ludwig Pürstl
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