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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. September 1987 u rOmeflramI zwischenKitzbu ""helund sehe Transportbegleiter in Pferderechnung diese ökonomi- einbauen lassen Am 10. August wurden 30 Fohlen des Haflingerzuchtverbandes aus Salzburg und Tirol am Bahnhof Kitzbfel ver- laden. Als dieser Transport in seinem Bestimmungsort Mailand ankam, wa- ren 13 Fohlen tot. Diese Nachricht mit der Bitte um Nachforschung ist unse- rem Tierschutzverein unmittelbar dar- auf zugegangen. Als ich bei Gelegenheit einer späteren Fohlenverladung in Kitz- bühel vom Verbandsgeschäftsführer des Haflingerzuchtverbandes Dir. Schweiß- gut darüber um Auskunft ersuchte, wußte er von der Affäre scheinbar nichts. Trotzdem konnte am nächsten Tag schon - sowohl durch den hiesi- gen Amtstierarzt Dr. Much wie auch unsere Vereinsleitung - das Fohlen- drama bestätigt befunden werden. Da- mit geht wieder einmal eines der gräß- lichsten Kapitel in die Geschichte der Tiertransporte ein. Die erste Frage, welche sich anbie- tet, würde heißen: Wie konnte das pas- sieren und wer trägt die Schuld dar- an? Aus der Erfahrung von vielen Tier- schutztagungen, weiche sich immer wie- der mit dem spezifischen Tierschutz- problem Nr. 1 „Tiertransporte" befaß- ten, möchte ich dazu abwinken. Aus der Erfahrung war bisher niemals jemand schuld! Es sind, das möge man unjs glauben, überflüssige, aufreibende, un- glaublich behinderte Nachforschungen, an deren Ende alle Beteiligten auf den Tierschutz losgehen. Weil die Tiere nicht reden können und weil sie eben nur Tiere sind, gibt es keine Zeugen, keinen Staatsanwalt und kein Gericht. Es gibt ein kleines moralisches Stroh- feuer und dann geht alles ad acta in die Versenkung. Das Problem liegt aber in seinen Wurzeln tiefer. Es ist eher: ein soziologisches Problem. Die Pferde- zucht wird heute nur noch an einem dünnen Fäden gehalten. Der Nutz- pfedemarkt ist zu einem unbedeuten- den Faktor in der gesamten Tierzucht geworden. Die ehemaligen Giganten ed- ler Zucht sind längst unter die Räder der Traktorenwellen gekommen. Dar- an ändert nichts der vereinzelt noch antreffbare bodenständige Pfer- dezüchtergeist. Oder die Liebhaber- pr& se einzelner Exportpferde. Die gro- ße Epoche des Pferdes ist praktisch zu Ende. Wir praktischen Tierärzte z. B. haben vom ehemals geliebtesten täglichen Patienten längst Abschied ge- nommen und empfinden es als ange- nehme Abwechslung im Routineschema unserer Praxis, wenn wir einmal mit einem Pferd zu tun haben. Trotzdem wissen die Pferdezucht- verbände und die Tierzuchtämter, daß ein völliges Aussterben der Pferde- zucht verhindert werden muß. In un- seren Alpenländern kann man trotz modernster Technik, bei spezifischen landwirtschaftlichen Bedingungen auf das Pferd nach wie vor nicht verzich- ten. Die schwierige soziologische Fra- ge, welche sich hier anbietet, ist, ei- nen brauchbaren Weg zu finden, wel- cher dem Pferdezüchter eine einiger- maßen befriedigende Rentabilität si- chert, damit er nicht seine letzte Zucht- stute abstößt. Der Staat hilft hier ei- nerseits mit der Beibehaltung höchst unrentabler Hengstendepots und mit finanziellen Stützungen im Rahmen so- genannter Fesselungsaktiorien. Unvor- hergesehen bekam die Pferdezucht plötzlich massive Hilfe aus der freien Marktwirtschaft. Während das Pferd auf dem Sektor des Nutzpferdemarktes immer einsamer wird, gewinnt es mehr Bedeutung auf dem Schlachttiermarkt. Gut genährte Pferde verkaufen sich schnell und gut als Schlachtpferde. Be- sonders als Exportware nach Italien besteht auf diesem landwirtschaftlichen Sektor mehr Nachfrage als Angebot. In letzter Zeit hat sich auf diesem Zweig der freien Marktwirtschaft eine ganz neue Form entwickelt. Das Mast- fohlen! Die italienischen Ankäufer un- serer alpenländischen Fohlen haben schon längst nicht mehr die angekom- mene Lebendware umgehend der Schlachtung zugeführt. sondern in ober- italienischen Betrieben zur Aufmästung gebracht. Die Rentabilitätsfrage wird auf dem Pferdesektor also schon ge- nauso mit dem Rechenstift über Mast- futter und Mastfleischge wicht bestimmt wie es in der Rinder- und Schweine- zucht längst geschieht. Dieser neue Trend im Rahmen der Pferdezucht wird bereits in Oberösterreich versucht und es ist anzunehmen, daß insbesonderek das schwere Norikerfohlen einem neuen Interesse begegnen wird. Von der Warte des passionierten Pf er- denarren wird diese Entwicklung wohl kaum begrüßt werden. Trotzdem, wie dem auch sei, muß man diese Chance der Pferdezucht einfach zur Kenntnis nehmen. Diese Hintergründe, welche ich mir zu skizzieren gestattete, sind die Wur- zeln des Uehels, welches ich meinte. Wenn wir schon zur Kenntnis nah- men müssen, daß die Existenz unseres edlen Haustieres Pferd praktisch über den Verbraucherbauch geht, so ist uns doch die Verpflichtung auferlegt, die von der Mutter weggerissenen Fohlen so sorgfältig zu transportieren, daß sie wenigstens nicht elend verdursten müs- sen. Wenn wir schon den Vorrang alles Oekonomischen in unserer ökonomi- schen Epoche zur Kenntnis nehmen müssen, so wird sich eben z. B. ein müssen. So geht es nicht, daß man auf den Weiden einer Pferderomantik frönt und in der nüchternen Realität des Fohlenabsatz es keinen Tropfen Idealis- mus mehr übrig behält. Dieses Fohlen- drama wird bei unserer Herbsttagung der österreichischen Tierschutzvereine in Kitzbühel einen eigenen Tagesord- nungspunkt einnehmen und wir wer- den uns bemühen, von allen Partnern des Tiertransportwesens Diskussions- partner zu bekommen. Denn aus der Erfahrung mit der Tierschutzmaterie halte ich nichts von Polemiken, Prote- sten und dgl. Es ist wieder geschehen, was ein kritischer Beobachter solcher Tiertransporte befürchtet. Unsere Ver- pflichtung ist es, alles zu tun, um ge- meinsam mit allen Partnern des Tier- transportwesens derartige gräßliche Tiertragödien künftig zu verhindern. Sie dürfen keinesfalls der Preis für die flprthi1it eint—'7 'tiv - QUERSTELLEN VERHINDERT Eine Vorrichtung, die das Querstellen der Anhänger von Sattelschleppern beim Bremsen verhindert, wurde in England entwickelt. Die als „Antiblock" bezeichnete Vorrichtung soll sich ohne Schwierigkeiten in die meisten Fahr- zeuge konventioneller Bauart einbauen lassen. (KfV) - HUBSCHRAUBER FÜR NOT- FÄLLE - Einen Hubschrauber mit einem Unfall-Notarzt setzten der ADAC und das Deutsche Rote Kreuz im Au- gust 1967 für die Dauer von drei Wo- chen in Hessen ein. (KfV) - MEHRSPRACHIGES MERKBLATT Wegen der hohen Beteiligung von Ausländern an Unfällen in Deutschland wird jetzt an den Grenzstellen an ein- reisende ausländische Kraftfahrer ein KINDERWAGEN KINDERBETTEN RUPPRECHT Josef -Pirchl-Straße 38 Merkblatt in vier Sprachen verteilt, das über Verkehrszeichen. Abstand- halten, überholen, Spurhalten, Kolon- nenfahren, Geschwindigkeit und grund- sätzliche Verkehrsfragen informiert. - 4500 KM AUTOBAHN - Etwa 440 neue Autobahnkilometer sollen in Deutschland bis zum Jahresende 1968 fertiggestellt sein. 1.970 soll die Ge- samtlänge der deutschen Autobahnen bereits 4500 km ausmachen. In den Ballungsgebieten sind zur Entlastung der überfrequentierten Autobahnstrek- ken Parallelautobahnen geplant, die bereits in den 70er-Jahren fertig- gestellt sein sollen. (KfV) BO UT! QU E TYRO L sozicCiogischen Gefüges sein. ILiI!i I41:1 •ii : Dr. Oskar Ganster
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