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Samstag, 16. September 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 gen für die Zukunft, so wie der Grün- der Averell Harriman sie 1936 hatte. Harriman, der Präsident des Ausschus- ses der Union Pacific hatte die ersten Stromlinien-Personenzüge gebaut und hatte dann nach Mitteln. Ausschau ge- halten, um Reisende nach dem Westen zu ziehen. Es kam ihm dann die Idee, einen Wintersportplatz zu gründen. Er sandte einen österreichischen Al- pin-Fachmann Graf Felix Schaffgotsch nach dem Westen, um den Platz fr Amerikas - eigentlich der Welt - er- sten Kurort vornehmlich für Winter- sport ausfindig zu machen. Er hatte keine Einschränkungen, der ganze We- sten stand ihm zur Verfügung. Seine sechs Wochen währende Odyssee brach- te ihn zum Mount Rainier, Mount Hood, BOUTIQUE TYROL TRACHTEN KOSTUME The San Bernardino Mountains, Yose- mite, die Gegend um Salt Lake City und um Lake Tahoe. Er sah viele Orte in Colorado und überquerte den Teton Paß im Winter in einem Schlitten, um Jackson Hole zu sehen. Einen nach dem anderen legte er diese Orte bei- seite, als zu hoch, zu windig, zu nahe' einer Stadt, zu weit entfernt von der Endstation feiner Eisenbahn, zu viele Wochenendskifahrer. Sie werden einsehen, der Graf war gründlich. Er war es. Er wußte, wag, die großen Wintersportplätze von Eu- ropa bieten können und er wollte sei- nen Namen nicht dazu hergeben, wenn er nicht einen Ort wählen konnte, der sich messen würde können, nachdem schon zirka eine Million ausgegeben worden war. Er hatte den östlichen Teil von Idaho gesehen und war auf dem Wege, Harriman zu sagen, er habe keinen geeigneten Platz gefunden, als ihn jemand an Ketchum erinnerte. Ketchum ist ein Dorf eine Meile von dort, wo Sun Valley gebaut werden sollte. Es hatte eine Hochkonjunktur, in der Goldgräberzeit von 1880 und hat- te einst eine Bevölkerung von 2000. 1936 war die Bevölkerung (durch die Zeit des Niederganges schwer getroffen) auf 270 abgesunken. Im Winter verließ die Hälfte davon das Tal. Die Straße wur- de nicht vom Schnee geräumt und die einzige Verbindung mit der Außenwelt war durch die kleine Eisenbahn, die zweimal die Woche die Zweiglinie von Shoshone heraufkam. Es war während eines Gewitters am späten Nachmittag des 19. Jänner, als der Graf, von einem Vertreter der Union Pacific und dem Bezirksstraßen- inspektor begleitet, diesen Weiler jen- seits der schneegepflügten Straße er- reichte. Nach drei Tagen wurde es be- kannt, daß der Fremde ein österreichi- scher Graf war und daß er jeden Tag auf den Hügeln im Umkreis skilief, um den Platz für ein Millionenhotel zu finden. Als jemand diese Neuigkeit Jack Lane, dem ersten Schafhalter von dem Ort, telephonierte, gab er eine ty- pische Antwort: „Löse keinen Scheck von ihm ein." Als der Graf eine Mei- le nördlich von Ketchum das kleine windstille Basin fand, das von baum- losen sonnengebadeten Hängen umge- ben war und am Ende des Tales sich der große bewaldete Baldy turm- hoch erhob, schrieb er an Harriman: „Es hat mehr köstliche Eigenschaften, als irgend ein Platz, den ich in den USA, Switzerland oder Oesterreich als Wintersportzentrum gesehen habe. Harriman kam zehn Tage später in seinem Privatauto und Ketchum hörte zu lachen auf. Als nächster machte Steve Hannagan dem Tal einen Be- such. Alles was die berühmten Zei- tungsmänner sehen konnten, war ein ‚gottverlassenes Schneefeld". Dann kam die Sonne heraus. Die Temperatur stieg auf, über 90 und trotzdem schmolz der Schnee nicht. In einem Augenblick hatte der Mann, der eine Sanddüne in Miami B'each be- kanntgemacht hatte, seinen Feldzugplan fertig. Er würde sich auf den herr- lichen Idaho-Sonnenschein konzentrie- ren. Der Name, trotz aller Einwendun- gen sogar von Harriman, wurde „Sun Valley". Das erste Plakat war ein Junge, der mit bloßem Oberkörperski- fuhr. Die Wahl des Zeitungsmannes, der kaltes Wetter und Wintersports haßte, war eine glückliche, da er, um das Le- ben erträglich zu machen, solchen Lu- xus verlangte - wie glasgedeckte Schwimmbecken, bestes Essen zivili- siert serviert, ein Orchester, das abends zum Tanz spielt. „Dieses ist eine Stadt, welche zu bearbeiten ein Luxus sein muß." Die Union Pacific kaufte 4300 acres und auf diese weite schneebedeckte Gegend begannen die Architekten wie auf einem weißen Blatt Papier den Namen Sun Valley in die Skigeschichte einzuschreiben. Sie hatten perfektes Terrain und fast wie einen Blanko- scheck zum Arbeiten, für alles, das bedingungslos das „beste" war. Fast drei Millionen Dollars wurden in den ersten zwei Jahren für die ersten In- stallationen ausgeben, zu einer Zeit ge- rade nach der Depression als eine Mil- lion eine Million war. Noch glücklicher war es, daß die Gründer sich die Architekten und In- genieure der Union Pacific zu nutze machen konnten. Es waren die Inge- nieure von der Eisenbahn, die die er- sten Sessellifts der Welt entwarfen und bauten, ohne eine vorhergehende Erfahrung im Skilauf. Während die meisten Ingenieurbüros mit der Um- arbeitung von Transportmöglichkeiten, die bereits in Japan Verwendung fan- den, wie Seilzüge, J-bars, Seilbahnen, beschäftigt waren, hatte ein junger In- genieur eine Idee. Es war Jim Curran, jetzt Chef-Brückeningenieur der Eisen- bahn, der Erfahrung im Bau von Lauf- karren, um Bananen in den Tropen zu laden, hatte. Er dachte, ob Skier oder' Bananen, es ist das gleiche Problem. Wenn er an einem Kabel die Haken, die die Bananenbündel trugen, durch Sessel ersetze, würde er einen beque- men und schnellen Lift für Skier schaf- fen. Als er seinen Plan präsentierte, lehnten ihn seine Vorgesetzten ab: „Zu gefährlich". Einige Zeit später hielt sich der berühmte Darthmouth skier, Char- lie Proctor, der als Berater fungierte, in Omaha auf. Curran wurde gerufen und zeigte alle seine Pläne. Er hoffte, sein Lieblingsplan würde nun doch zu- stande kommen. Als der erste Abzug Präg Dir's ein es ist sehr wichtig FARBEN-B ODNER ist für Farben richtig. für den Sessellift fertig war, der Chef- ingenieur runzelte die Stirne und legte ihn beiseite. Aber er tat es nichtschnell genug. Sun Valley bekam seine Ses- sellifts. Einen auf 6700 foot (2000 m) Dol- lar mountain und 'einen auf den 7500 foot (2300 m) Proctor. Es ist interessant zu bemerken, daß man, als Sun Valley gebaut wurde, nicht daran dachte, auch auf den 9200 foot (2800m) Baldy mountain skizu- fahren. Bevor Skilifts die größte An- strengung des Steigens wegnahmen, hatte man den Glauben, daß die Höhe des Baldy für einen so anstrengenden Sport zu hoch sei. Aber Baldy „war hier" wie Bergsteiger sagen, und die wahren Sportler konnten nicht fern- gehalten werden. Sie kletterten und fuhren Ski und die Direktion hatte keine Ruhe, bis der Lift im Jahr 1939 gebaut wurde. Zwei weitere Lifts wur- den bald dazugefügt und Skiterrain für schwache und beste Skifahrer aufge- schlossen. Die Skischule von Sun Valley be- gann mit fünf österreichischen Skileh- rern, aufgebaut von Graf Schaffgotsch und mit Hans Hauser, der dreimal österr. Meister war, als Leiter der Schule. Unter Siegfried Engl, der auch ein ehemaliger Champion ist und einer von den wirklich Führenden in den Skischulen der Welt, erreichte die Ski- schule einen Stand von über 100 Lehrern Ein Beweis für die Qualität der Ski- schule ist, daß 85 Prozent der Gäste - erstklassige Skifahrer und Anfänger - mit der Skischule fahren. Nachdem „the Lodge" in dem Stil der Mode 1936 erbaut war, man hätte annehmen kön- nen, daß die „Challenger Inn" in dem gleichen Stil erbaut werden würde. Wie es auch sei, als ein Triumph der
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