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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. September 1967 Gendarmerie-Kontrollinspektor Adolf Nagiller: Verkehrserziehungsaktion zum Schulbeginn Das wichtigste Schwerpunktprogramm 1967 für unsere kleinen Verkehrsteil- nehmer hat im Monat September seine besondere Berechtigung. Die ganz klei- nen und großen Schulkinder bevölkern nunmehr zu bestimmten Tageszeiten die Verkehrsstraßen, die zu den Schu- len und von dort wieder nach Haus führen. Es ist daher wohl sehr emp fehlenswert, den Eltern, Erziehern und Kraftfahrzeuglenkern vor Augen zu führen, welche Aufgaben ihnen aus diesem Anlaß erwachsen. Die verkehrs- polizeilichen Schutzbestimmungen für die Kinder sind ja nicht allein Sache der Lehrkräfte und Exekutive. Alle Verkehrsteilnehmer haben die Pflicht, Kindern gegenüber besondere Vor- und Rücksicht walten zu lassen. Sie haben daher in erster Linie die erzieherische Verpflichtung, durch ihr gutes Beispiel und ihre vorbildliche Verkehrsdisziplin den Kindern zu zei- gen, wie man es als Fußgänger und kleiner Fahrzeuglenker richtig macht. Wer diesen gemeinschaftlichen Grund- gedanken auf der Straße der Jugend gegenüber noch nicht erfaßt hat oder für überflüssig hält, soll sich nur einer Augenblick in die Lage versetze, das eigene Kind läge unter den Rädern ei- nes Fahrzeuges. Die Bilanz der in Oesterreich dem Verkehrstod zum Opfer gefallenen Kin- der war im Jahre 1966 erschreckend. Die Unfallstatistik weist eine Steige- rung von 11,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 1965 auf. 108 Schulkinder fanden als Fußgän- ger den Tod. Nicht immer ohne Mitverschulden der schmerzlich betroffenen Eltern oder erwach- sener Aufsichtspersonen. das Konkordat wie um die freiheitlichen Schulgesetze und auch von anderen amtlichen Stellungnahmen. So beerdigte er sogar gelegentlich Nichtkatholiken. deren Leichen man nach Kufstein brach- te, da ihnen anderwärts die geweihte Erde versagt worden war. Der Dekan von Kufstein Dr. Matthäus Hörfarter war und galt bei Freund und Feind als sogenannter liberaler Geistlicher. Er wählte stets diese damalige Partei. Im Jahre 1870 wurde er in den Kampf um die damals dogmatisierte Unfehl- barkeit des Papstes hineingezogen. Ne- ben religiöser Unentschiedenheit in dieser Frage hielt man ihm vor, daß er in Hall und Rattenberg seinerzeit für den liberalen Kandidaten agitiert habe, obwohl er andererseits behauptete, jede politische Agitation als des Priesters unwürdig und die Verquickung des seelsorglichen Lebens mit der Politik für unheilvoll zu halten. Tatsächlich hatte Hörfarter ein Schreiben des Or- dinariats Salzburg an das Dekanalamt 37 Schulkinder wurden als Mitfah- rer auf Fahrzeugen - vorwie- gend Fahrräder, Mopeds, land- wirtschaftliche Fahrzeuge - ge- tötet. 16 Schulkinder büßten ihr Leben als Lenker von Fahrzeugen - Fahr- räder und ähnliche Kleinfahr- zeuge - ein. Die Zahl der bei Straßenverkehrsunfäl- len verletzten Schulkinder kann gar nicht aufgezählt werden. Es ist ebenso eine wesentliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Die Wie- deraufnahme des Unterrichts in den Schulen in Stadt und Land wird zum berechtigten Anlaß genommen, auf die wichtigsten Verkehrsvorschriften und allgemeinen Vorbeugungs-Maßnahmen zur „Sicherung des Schulweges" hin- zuweisen. Es wird nun versucht, das Schwerpunktprogramm in 10 Verkehrs- gebote zu formulieren und zwar: Die Eltern werden ersucht, die Kinder rechtzeitig von zu Hause in die Schule zu schicken, damit sie den Schul- weg ohne große Eile und mit entspre- chender Beachtung des Straßenverkehrs zurücklegen können. Der kürzeste Weg muß nicht immer der sicherste sein. Bei Schulanfängern sind In den ersten Tagen verläßliche Begleitpersonen zu empfehlen. Bei den örtlich bekannten „Ge- fahrenstellen" - z. B. Kreuzungen, beim unvermeidlichen Ueberqueren der belebten Fahrbahn usw. - ist den Kin- dern, vor allem der unteren Schulklas- sen, der genaue Schulweg und das richtige Verhalten anschaulich zu zei- gen und auf die Bedeutung der Schutz- wege, Verkehrs- und Lichtzeichen prak- vom Juni 1870 dem untergebenen Kle- rus nicht mitgeteilt. Darin wurde ge- fordert, das katholische Volk vom re- ligiösen Standpunkt aus über die Wich- tigkeit des Wahlaktes als einer Gewis- senssache aufzuklären. Man kann nicht übersehen, daß liberal gesinnte Kuf- steiner zu den Anhängern des damals katholisch gewordenen Pfarrers Ber- nard in Kiefersfelden zählten, an Ver- sammlungen zu dessen Gunsten sich beteiligten und diesem zuliebe nach Kiefersfelden in die dortige Kirche gingen. Trotz der in der Ottokapelle vom Münchner 'Erzbischof über ihn öf- fentlich ausgesprochenen Exkommuni- kation hatte Bernard, von der bayri- schen Regierung unterstützt, die Schlüssel der dortigen Kirche nicht herausgegeben, so daß die Katholiken schließlich eine Notkirche benützen mußten. Zu den sachlichen Gegensätzen ka- men persönliche Beschimpfungen. So brachte am 7. Oktober 1871 die „Salz- tisch hinzuweisen. An solchen Stellen des Schulweges kann in ersten Unter- richtstagen auf die nachhaltige Aufklä- rungsarbeit der Exekutive nicht ganz verzichtet werden. Das für jeden Fahrzeuglenker über- raschencie Betreten und Ueberquerefl der Fahrbahn knapp vor und nach Kraftfahrzeugen soll allen Kindern als besonders gefährlich bezeichnet wer- den. Auf die Blickrichtung nach „links" und dann nach „rechts" muß aufklä- rend und warnend hingewiesen, d. h. den Schülern diese gute Vorsichtsregel an Ort und Stelle vorgezeigt werden. Den Kindern aller Altersstufen ist an geeigneten Stellen des täglichen Schulweges zu erklären, daß sie als Fußgänger grundsätzlich die Gehsteige (Bankette) zu benützen haben. Nur wenn BOUTIQUE TYROL DIRN DLPARADIES solche nicht vorhanden sind, müssen sie in Ortsgebieten knapp am Fahrbahn- rand gehen und auf Freilandstraßen den äußerst „linken" Rand der Fahr- bahn benützen. Die Erwachsenen sol- len gerade in dieser Verkehrspflicht den kleinen Fußgängern den Schü- lern - den besseren Anschauungs- unterricht erteilen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn der Schulweg über Eisenbahn- übergänge führt. Sagen und zeigen wir's den Kindern, daß Bahnübergänge nie betreten und umgangen werden dür- fen, wenn die Schranken geschlossen sind, rotes Licht blinkt oder sich bei unbeschrankten Bahnübergängen auch aus weiterer Entfernung ein Zug nähert. Für kleine und große Kinder bil- det das Mitfahren auf Fahrzeugen - burger Chronik" den auf Hörfarter ge- münzten Satz eines Korrespondenten aus Eilmau: „Die liberalen Geistlichen sind, die Weihe ausgenommen, die Metzgerhunde der Liberalen und müs- sen das Volk ... zur liberalen Schlacht- bank, wo Glaube und Sitte gemetzgert werden, hintreiben, darum sehe ich einen solchen lieber beim Vieh als beim Menschen." Da diese Zeitung auch eine Abschwä- chung verweigerte, klagte Hörfarter auf Ehrenbeleidigung. Der verantwort- liche Redakteur Alphons Hübner, spä- ter Pfarrer von Langkampfen wurde, erhielt nach einstimmigem Schuld- spruch der Geschworenen, dadiert vom 19. Jänner 1872, eine Geldstrafe und Gefängnis auf einen Monat. Der De- kanatsklerus hatte jedoch in einer Versammlung zu Kirchbichl am 22. No- vember 1871 Hörfarter, der bis dahin noch nie über die Unfehlbarkeit des Papstes gepredigt hatte, des Einver- ständnisses mit den Altkatholiken ge-
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