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Samstag. 23. September 1067 Kitzbüheler Anzeiger - Seite 3 Ubergabe von Urkunde und Schl 00 üssel Nach der Festansprache überreichte Bürgermeister Reisch an Bürgermeister Winton Grey von Sun Valley die vom Urkundenzeichner der Tiroler Landes- regierung Josef Te 1 f n e r kunstvoll aus- gearbeitete Urkunde über die Verschwi- sterung sowie den Schlüssel zur Stadt Kitzbühel, ein sehr schönes Meister- werk von Schlossermeister Franz H an- t i c h. Wir dürfen hier erwähnen, daß der Schlüssel, welcher 1961 dem Bür- germeister von Greenwich, Connecticut, übergeben wurde, von Meister Franz Hantich sen. stammte. Zur Uebergabe der Ehrenurkunde leistete dem Bürger- meister Hans Stolziechner, der sich tm das Zustandekommen der Verschwi- sterung Verdienste erworben hatte und schon mehrmals in Sun Valley war, Assistenz, und zur Uebergabe des 32 Zentimeter langen Eisenschlüssels der Welt größter Skirennläufer aller Zei- ten. unser Toni Sauer. Wortlaut der Ehrenurkunde !A, Der freigewählte Gemeinde- rat der Stadt Kitzbühel hat in seiner Sitzung vom l.Juni 1967 einstimmig beschlossen, mit der Stadt Sun Valley, Idaho, im Gei- ste der Völkerfreundschaft ein Schwe- sternstadtverhältnis einzugehen. Im Namen meiner Mitbürger der Stadt Kitzbühel begrüße ich die Bürger der Stadt Sun Valley und hoffe, daß die unter den gemeinsamen Idealen von Freiheit, Frieden und Fortschritt hier- mit begründete Städteverschwisterung für ewige Zeiten zum beiderseitigen Wohle bestehen möge. Urkund dessen meine Unterschrift und Siegel der Stadt Kitzbühel. Kitzbühel, 16. September 1967. Der Bürgermeister der Stadt Kitz- bühel Hermann Reisch Kitzbühel wurde 1271 zur Stadt erho- ben und ist somit die älteste Bezirks- stadt Nordtirols. 1504 mit Tirol ver- eint. Tochterstadt Münchens seit 1271, Schwesterstadt von Landshut seit 1321, von Ingolstadt seit 1393, von Green- wich seit 1961, von Yamagata seit 1963, von Sun Valley seit 1987. Die Urkunde wurde auf Pergament mit Urkundentinte beschriftet, die Ur- kunde unter Glas gestellt, gerahmt und mit dem Siegel der Stadtgemeinde Kitz- bühel versehen. Der Siegelabdruck durch ein Metallgehäuse geschützt. Die einzelnen Stationen des Festaktes wurden von der Bevölkerung und den Gästen, die in großer Zahl zum Fest- akt erschienen waren und auch dem Festzug durch die Straßen der Stadt mit Interesse folgten, mit Beifall be- dacht. Vom Balkon des Hotels Tie- Ienbrunner wurden sogar, nach alter Sitte, für die Teilnehmer des Fest- zuges Blumengrüße gespendet. Ganz Idaho hat Anteil Nach der Entgegennahme der Urkun- de und des Schlüssels der Stadt Kitz- bühel durch den Bürgermeister Win- ton Grey sprach dieser: „Als Bürgermeister von Sun Valley nehme ich mit Freude diese schönen Erinnerungsgeschenke der Schwester- stadt Kitzbühel entgegen. Ich kann Ih- nen versichern, daß Urkunde und Schlüssel einen würdigen Platz an öf- fentlicher Stelle erhalten werden. Unsere beiden Städte haben viel ge- meinsames. Neben Sonne und Pulver- schnee im Winter haben wir viele Mög- lichkeiten für Sommersportarten und Sommervergnügen, die unsere Städte für das ganze Jahr zu Ferienorten. machen. Wir, hier wie dort, schätzen die Schönheiten der Landschaften und die Berge, die uns umgeben. Kitzbühel ist der älteste Skiort von Oesterreich und Sun Valley ist der erste große Skiplatz der Vereinigten Staaten. Wir schulden Oesterreich Dank. War es doch der Oesterreicher Felix Schaffgotsch, der die Gegend von Sun Valley für die Gründung zum Skiort auswählte. Er traf diese Wahl, weil er in unserem Tal ähnliche Landschafts- bilder wie in den österreichischen Al- pen fand. Österreich und insbesondere die Stadt stellten viele Sieger unserer ‚Harriman- Cup-Rennen". Im März 1968 ist in Si.m Valley das Internationale Team Meet und ich hoffe, daß viele Oesterreicher daran teilnehmen werden. Ihr alle könnt sicher sein, daß unser Jubel den Oesterreichern gelten wird. Als Zeichen der immerwährenden Freundschaft unserer beiden Städte überreiche ich in die Hand Eures Bür- germeisters für die Stadt Kitzbühel eine Urkundentafel. Diese wurde nach dem eigenartig geformten Staatsbild von Idaho angefertigt. Denn nicht nur Sun Valley, sondern alle Bewohner Idahos nehmen an der Verbindung un- serer beiden Städte Anteil. Die Urkunde aus Sun Valley, die von Bürgermeister Winton Grey dem Bür- germeister der Stadt Kitzbühel über- geben wurde, war sehr ideenreich aus- gefertigt. Auf einer Hickorytafel, 40 x 50 cm, dreif ach geleimt, in Gold die Sonne von Sun Valley als Stadtwappen, in Silber die verkleinerte Fläche des Staa- tes Idaho im Maßstab von ca. 1:5,000.000, auf der folgender Text eingraviert ist: Sun Valley, Idaho, September 16, 1967 The city of Sun Valley is honored and proud that Kitzbuehel has become its sistercity. „May the friendship between the two cities be deep and everlasting" Winton L. Grey, Mayor In deutsch: Die Stadt Sun Valley fühlt sich geehrt und ist stolz, von Kitz- bühel zur Schwesternstadt erkoren worden zu sein. Tief und immerwäh- rend sei die Freundschaft beider Städte. Den Worten des Bürgermeisters von Sun Valley folgte die Aufführung des Heimatliedes „Fein sein, beinander- bleiben" durch ein Bläserquartett der Stadtmusik; Satz Professor Maria Ho- f er. Sodann erteilte Bürgermeister Reisch dem Präsidenten des Skiklubs von Sun Valley Mr. Alexander S a u n d e r s o n das Wort. Mr. Saunderson, der in mehreren deutschen Universitäts- städten studiert hatte, beherrschte ein fließendes Deutsch. Herr Vertreter des Landeshauptmanns Herr Bezirkshauptmann Herr Bürgermeister Meine Damen und Herren! Währen ich gestern auf Ihrem herr- lichen Golfplatz spielte, spazierten vie- le Leute in dieser wunderschönen Land- schaft umher und rasteten manchmal auf den Bänken rund um den Golf- platz. Ich bemerkte auf ihren Gesich- tern einen höchst erstaunten Ausdruck. als sie uns Golfspielen, einen kleinen, dummen weißen Ball herumschlagen sahen. Besonders das erstaunte sie wohl, daß wir unsere Blicke zuerst auf de Boden hefteten, dann hoffnungsvoll den Flug des Balles beobachteten, bis er endlich hinter irgend einem Busch oder Baum verschwand, wo er überhaupt nicht hätte hinfallen sollen. Ich gebe zu, daß Golfer vielleicht ein bißchen verrückt sind, aber es ist eine sehr angenehme Verrücktheit, das kann ich Ihnen versichern. Die liebenswür- dige Aufnahme durch den Präsidenten und die Mitglieder des Golf clubs Kitz- bühel haben uns ein weiteres Zeugnis der Freundschaft und der Zusammen- arbeit von Euch Kitzbühelern gegen- über Sun Valley abgelegt. Ich bin sogar zweimal verrückt, weil ich auch Skifahrer bin; wie sonst wür- de ich - ein leider nicht mehr so jun- ger Mann - immer noch im Winter die Berge hinunterstürzen. Obwohl ich zwar manchmal blaue Flecke davon- trage, habe ich trotzdem noch nicht aufgegeben. Dieser Sport ist auch eine wundervolle Verrücktheit - und für nichts in der Welt würde ich ihn auf- geben. Aber laßt uns nie vergessen, daß wir einen großen Teil dieses Spaßes einer bemerkenswerten Gruppe von Männern verdanken, die ihre Zeit da- für aufopferten, uns zu besseren Ski- fahrern zu machen; ihre Geduld, Sym- pathie und ihr Verständnis sind endlos. Und nirgends werden diese seltenen Qualitäten besser verstanden, als in der
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