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Seite 4 K.ttzbüheler Anzeiger Samstag, 23. September 1967 Kirchdorf : Seltenes Jubiläum um treue Gäste Münchner Ehepaar seit 55 Jahren Gäste beim „Vorderager" Skischule Kitzbühel unter Karl Koller und der Skischule Sun Valley unter Sigi Engl. Denn beide sind Kitzbühe- 1er und ich weiß das, denn ich war ein Schüler von beiden. Ich verbrach- te den Winter 1960 in Kitzbühel, wo ich alle ihre schönen Berge unter den geduldigen und ermunternden Blicken Ihrer Skilehrer kennenlernte. Meine Frau und ich wollen unbedingt noch einmal einen Winter bei Ihnen verbringen. Ich bin mit meiner Frau hierherge- kommen, um im Namen aller Mit- glieder des Skiklubs Sun Valley und allen Freunden, die in Sun Valley ski- fahren, unsere immerwäihrende Dank- barkeit und Freundschaft für Kitzbü- hel auszudrücken, weil Kitzbühel zur Entwicklung des Skisports in Sun Val- ley so viel beigetragen hat. Wir schließen unseren Bericht mit der Grußbotschaft des Gouverneurs des Staates Idaho Don S a m u e 1 s o n. Ueber die weiteren zahlreichen inter- essanten und ehrenvollen Begebenhei- ten berichten wir in unserer kommen- den Ausgabe. Don Somuelson, Governor im Stato of Idaho Honorable Hermann Reisch, Bürgermeister der Stadt Kitzbühel Lieber Bürgermeister Reisch! Als Gouverneur spreche ich im Na- men der Einwohner des Staates Idaho und bringe zum Ausdruck, daß wir es uns zur Ehre gereichen lassen, die Stadtgemeinde Kitzbühel als Schwe- sterstadt unserer Skimetropole Sun Valley zu besitzen. Obwohl die Gebirgsbewohner von Idaho schon lange vor der Gründung von Sun Valley auf 14 Fuß langen Skiern durch die Täler liefen, so war dies mehr zum Zwecke der Fortbewe- gung und Lebenserhaltung als zum Zwecke des Sportes und der Erholung. Es kam dann ein Oesterreicher, der die Gegend von Sun Valley für den Wintersport auswählte und unsere Ber- ge für die Skifahrer aus aller Welt erschloß. Wir sind Ihrem Land wirklich zu Dank verpflichtet, daß es uns einen Mann sandte, um den Skilauf im Staat Idaho einzuführen. Zum Abschluß sende ich Ihnen und Ihren Mitbürgern meine Grüße und die besten Wünsche. Die Verbindung der beiden großen Wintersportorte Kitzbühel und Sun Valley bleibe eine dauerhafte, sie stehe im Einkng mit gutem Sportgeist und guter Kamerad- schaft. Mit den besten persönlichen Emp- fehlungen bin ich aufrichtig Ihr Dan Samuelson". (Bericht wird fortgesetzt) Es war der Sommer 1912, der dama- lige Zahntechniker und heutige Zahn- arzt in München Josef H o f a n n stieg über den Wilden Kaiser, um mit seiner Gattin, Katharina den Urlaub in St. Johann zu verbringen. Die gro- ßen Hochwetter von damals aber ver- anlaßten ihn, schon beim „Vorder.- jager" in Gasteig einzukehren. Es blieb nicht bei diesem ersten Besuch: seit 1912 verbringen nun Herr und Frau Hofmann Jeden Sommer und oft auch zu Weihnachten Ihren Urlaub beim Vorderjager. Auch während des 1. Weltkrieges und sogar die Kriegs- urlaube während des II. Weltkrieges. Die „Tausend-Mark-Sperre" der drei- ßiger Jahre umging das Ehepaar als Kenner und Freunde des Wilden Kai- sers, um auf Schleichwegen in ihr ge- liebtes Urlaubsziel zu kommen. Der Urlaubsort hat sich glänzend bewährt. Herr Hofmann, heute 82 Jahre alt, und dessen Gattin, 79 Jahre alt, fühlen sich immer noch jung. Das bewiesen beide auch am 10. September 1967 bei der großen Ehrung, als sie beim Tanz zu den Weisen der Bundesmusikkapelle Kirchdorf von einer Hand in die an- dere flogen, und tanzten, wie man auf gut brixentalerisch sagt, daß „die Fet- zen flogen!" Der Obmann des Fremdenverkehrs- verbandes Kirchdorf-Gasteig Wolfgang Hag s t ein er, Furtherwirt, ging Melde- zettel um Meldezettel durch und er- rechnete die 55 Jahre Gästetreue des Ehepaares Hofmann. Das war für ihn Anlaß zu einer Ehrung. Diese fand am Sonntag, 10. Septem- ber 1967 bei der Familie Riese r im Gasthof Vorderjager in Gasteig statt. Zu Ehren der treuen Gäste waren Bür- germeister Michael Not h e g g er, Ha- bachwirt, der Oberlehrer von Gasteig Herbert M an t i n g e r, der Oberlehrer von Kirchdorf Siegfried Go d schal d und die Bundesmusikkapelle Kirchdorf mit Kapellmeister Martin W i e s er und Obmann Ernst G r ü n d 1 e r erschienen. Obm. Hagsteiner, der die Ehrung bis zum letzten Augenblick gegenüber den zu Ehrenden geheim gehalten hatte, was ihm vollauf geglückt war, über- reichte Herrn und Frau Josef und Ka- tharina Hofmann im Namen des Fremdenverkehrsverbandes Kirchdorf eine eigens für diesen Anlaß angefer- tigte Plakette. Dabei lehnte er sich an einen kürzlich gefaßten Beschluß des Ausschusses, in Zukunft auch in Kirchdorf Gästeehrungen durchzufüh- ren. Diese sollte jedoch erst ab 1. Jän- ner 1968 in Kraft treten, jedoch der Sonderfall „Hofmann", der sicherlich einzigartig im ganzen Bezirk, ja im ganzen Land sein wird, rechtfertigte ein Sonderstatut. Hagsteiner schilderte begeistert die Treue des Ehepaares Hofmann und bat die Gäste, die Pla- kette des Fremdenverkehrsverbandes als sichtbares Zeichen des Dankes und der Freude entgegenzunehmen. Bürger- meister Michael Not h e g g er gab ebenfalls seiner Freude über die Treue von Herrn und Frau Hofmann Aus- druck. Ein Menschenalter in der glei- chen Gemeinde und im gleichen Gast- hof Urlaubsaufenthalt zu nehmen, ist eine große Ehre für beide. Er, wie auch die Bundesmusikkapelle, übergaben Frau Katharina Hofmann einen Blu- menstrauß. Die Musikkapelle spielte muntere Weisen und flotte Märsche, die dann auch zum frohen Tanz lockten. Herr Hofmann, der gleich wie seine Gattin von der Ehrung überrascht war, sagte in seiner Dankansprache, daß ihn schließlich nicht nur die schöne Ge- gend und die schönen Berge beim „Vorderjager" für das ganze Leben zu begeistern vermochten, sondern vor al- lem der Mensch selbst. Der Mensch des Tiroler Unterlandes, in seiner Ehrlich- keit, Treue und Aufgeschlossenheit war es nicht zuletzt, der mich und meine Gattin so eng zu verbinden mochte. Wörtlich sagte dann Herr Hof- mann: „Ich erinnere mich an eine sehr bezeichnende Begebenheit. Ich verlor einmal etwas sehr Wertvolles und hätte ich das nicht wieder bekommen, wäre ich überaus betrübt gewesen. Man kann sich daher meine Freude vor- stellen, als ich nach Beendigung mei- ner Wanderung und Rückkehr zum Vorderjager dort das Verlorene aus- gehändigt erhielt und dabei erst auf den Verlust draufkam. Dieses Erleb- nis blieb mir unvergeßlich." Das Konzert, das von der Bundes- musikkapelle Kirchdorf unter der Lei- tung von Kapellmeister Martin Wie- s e r zu Ehren des Ehepaares Hofmann gegeben wurde, fand allseits großen Beifall. Mit besonderer Genugtuung wurde seitens des Obmannes des Fremdenverkehrsverbandes und des Bürgermeisters der hervorragende Klangkörper aufgenommen sowie die Tatsache, daß so viele junge Kräfte herangebildet werden konnten. Den Tanz eröffnete Obmann Hag- steiner mit Frau Hofmann und die Marketenderinnen mit Herrn Hofmann. Dann war es „ein Geriß" um die bei- den Geehrten. Sehr hoch wurde e,- Bürgermeister s Bürgermeister Nothegger angerechnet, daß er zu diesem Ehrenabend erschie- nen war. Es war nämlich schon hinter- einander sein zehnter Sonntag im Dienste der Gemeinde! Bei dem nächsten Ehrenabend gilt es, die Familien V 011 m er, München. und Dr. Berger, Wien, zu ehren. Die Familie Volimer kommt schon seit 1925 nach Kirchdorf und die Familie Dr. Berger seit 1927.
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