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Gut wirtschaften heißt Maßhalten k00 önnen von Dipl.-Kfm. Dr. Josef Z je p1, Kitzbühel Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. Jänner 1967 Maßhalten ist ein terminus technicus des Vernunftdenkens und ein ebenso wichtiges Postulat der Wirtschaft, wie es die der Produktivität, der Rationalisie- rung, der Vermögensbildung oder der Hebung des Lebensstandards sind, denn Maßhalten hängt ursächlich mit Spa- ren und Sparen mit der Bildung von Reserven und Rücklagen zusammen. Aus dem Anwachsen der Sparkonten und der Ausdehnung des Spargeldvolu- mens kann jederzeit der Schluß gezo- gen werden, wie tief der Begriff vom Maßhalten im Staatsbürger verankert ist, wieviel Vertrauen er seiner Lan- deswährung entgegenbringt bzw. der Volkswirtschaft, dessen integraler Teil er selbst ist, gleichgültig ob als Ar- beitgeber oder als Arbeitnehmer. Die- ser Index sagt auch aus, wie reif der Bürger des Staates ist und inwieweit er bereit und entschlossen ist, dem Staat im Kampf um die Erhaltung der Kaufkraft des Geldes, der in allen höher entwickelten Volkswirtschaften bereits zu einem wirtschaftspolitischen Schlüsselproblem geworden ist, zu hel- fen, denn eine fortgesetzte, schleichen- de Geldentwertung stellt die Sicherung des wirtschaftlichen Fortschrittes und die Wohlfahrt der Allgemeinheit und jedes einzelnen Staatsbürgers ernstlich in Frage. Es steht außer Zweifel, daß der in- flatorische Preis- und Kostenauftrieb auf die allgemeine Nachfrageüberstei- gerung zurückzuführen ist und darauf, daß unsere Industriegesellschaft im Taumel der hochkonjukturellen Ex- pansion Vorschüsse und immer wieder Vorschüsse gewährt und genommen AUTO-PLETZERI GOING TEL. 05358/28101 hat, Vorschüsse auf das irrationale, nicht berechenbare, in Zukunft zu Er- wartende. Wobei nicht selten der Bo- den der Vorsicht vollkommen verlas- sen wurde und man sich im Traum von einem immerwährenden Wirt- schaftswunder nicht mehr allzusehr um die Gegebenheiten der Weltmarktsitua- tion kümmerte bzw. aus vorhandenen Analysen entsprechende Konsequenzen ziehen wollte. Kurz gesagt, die Indu- striegesellschaft hatte es gelernt, mit der schleichenden Inflation zu leben, allerdings selbstbetrügerisch. Weil die Vermehrung der Geldmenge über den volkswirtschaftlichen Bedarf hinaus, ein Mehr an Zahlungsmitteln, dem kein entsprechendes Mehr auf der Waren- seite gegenübersteht, zu einer Störung im Gleichgewicht zwischen dem Zah- lungsmittelumlauf und der Warener- zeugung führt, was automatisch das Sinken des Geldwertes und das Stei- gen des Preisspiegels bedeutet. Wie kann derartigen inflationisti- sehen Tendenzen beigekommen werden? In erster Linie wohl durch eine Ver- ringerung des Nachfrageüberhanges, d. h. durch restriktive Maßnahmen und zwar nicht einseitiger Natur, sondern sowohl von Staats wegen als auch vom einzelnen Staatsbürger her. Der Appell des britischen Premierministers Wilson an sein Volk, mehr zu arbeiten und mehr zu sparen, könnte die TJnver- rückbarkeit wirtschaftlicher Grundge- setze nicht krasser verdeutlichen. Eine gezielte Kreditpolitik, die Einschrän- kung der Ausgabefreudigkeit der öf- fentlichen Hand, das Annähern des Staatshaushalts an das kameralistische Prinzip der Soll-Haben-Gleichheit könn- ten dem Inflationstrend erfolgreich ent- gegenwirken. Allerdings muß im Be- 00 Ltimermmobel Eine Freude fürs Leben! streben um Sicherheit, Stabilität und Kontinuität auch vom einzelnen Staats- bürger etwas verlangt werden, nämlich eine gewisse Konsumdisziplin, gekop- pelt mit erhöhter Ersparnisbildung. Daß in diesem Zusammenhang auch die In- teressengruppen ihre Wünsche gegen- über dem Staat mäßigen sollten, ver- steht sich von selbst. Die Liquiditätsschwäche der Staats- kassen und die Verschuldung des Staats- bürgers durch überdimensionalen Kon- sum von Gütern und Leistungen ist aber nicht nur eine österreichische Er- scheinung, wie schon allein das eng- lische Beispiel zeigt, sondern interna- tional spürbar. Auch in den Nachbar- staaten wird zu Vorsicht und Beson- nenheit gemahnt. Diese Mahnungen sind keine einzelnen Kassandrarufe, son- dern das Ergebnis internationaler Re- cherchen auf Basis supranationaler wirtschaftspolitischer Zusammenarbeit. Träger dieser Zusammenarbeit sind die Organe der OEEC oder Organisation für europäische wirtschaftliche Zusam- menarbeit, welche 18 westeuropäische Staaten einschließlich Oesterreich um- faßt, und die EWG-Kommission. Diese Institutionen sind es, die die zwischen- staatliche Konjunktur- und Wirtschafts- politik zu koordinieren versuchen bzw. bemüht sind, die Entwicklung der Zah- lungsbilanzen in den Mitgliedsländern bzw. die Wirtschaftsentwicklung im all- gemeinen zu überwachen und den ver- antwortlichen Regierungen wenn nötig Empfehlungen und Ratschläge über die einzuschlagende Wirtschaftspolitik zu geben. Eine zweifelsohne überaus be- grüßenswerte und wertvolle Koopera- tion auf zwischenstaatlicher Ebene. - Aber wie eingangs erwähnt, wird eine derartige Zusammenarbeit von Volks- wirtschaften allein nicht den erwünsch- ten Erfolg bringen. Die Preisinflation und Geldentwertung wird erst erfolg- reich bekämpft werden können, wenn in der einzelnen Volkswirtschaft das Wirtschaftswachstum normalisiert und die Lohnentwicklung im Rahmen der Produktivitätssteigerung gehalten wer- den kann. Dazu braucht es letztlich den Willen und die Einsicht des ein- zelnen Staatsbürgers, „Maß zu halten". Dank an die Kitzböheler Nationalsänger Bürgermeister Hermann Schneider von der Osttiroler Bergbauerngemein- de Untertilliach richtete an die Kitz- büheler Nationalsänger, die in den Ge- meinden unseres Bezirks als „Anklöpf- lergruppe" für die Hochwassergeschä- digten sangen, spielten und „sammel- ten", folgendes Schreiben: „Sehr geehrter Herr Praxmair! Als Bürgermeister der Gemeinde Unter- tilliach sowie im Namen der schwer Hochwassergeschädigten danke ich Ih- nen für den Erhalt von 17.950.80 Schil- ling. Ich bitte Sie auch, den großen Dank dem Rotary-Club Kitzbühel und Frau Nagilier-Piki zu übermitteln. Ih- nen und Ihren Helfern ein tausend- faches ‚.Vergelt's Gott". Ich wünsche Euch allen ein gutes, frohes Jahr 1967! Hermann Schneider." Bausparkasse der Sparkassen liefert neuen Osterreich-Rekord bei Baugeldzuteilungen Anläßlich der vierten und letzten Baugeldzuteilung des Jahres 1966 ver- gab die Bausparkasse der Sparkassen an 2969 Bausparer weitere 399,2 Miii, Schilling. Damit wurden innerhalb ei- nes Jahres für 10.218 Bausparverträge 1.300,182.000.— Schilling zugeteilt. Das ist die höchste Baugeldzuteilung, die je in Oesterreich von einer Bauspar- kasse erzielt wurde. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich hinsichtlich der zu- geteilten Vertragssummen eine Steige- rung um nicht weniger als 28 Prozent. Im Jahre 1966 wurden rund 5.500 Ei- genheime und Eigentumswohnungen beziehbar, die mit Hilfe der Bauspar- kasse der Sparkassen errichtet wurden. Am 31. Dezember 1966 sind Bauspar- verträge, die erst im Laufe des Jah- res 1967 die Zuteilung erreichen, mit nahezu 500 Millionen Schilling durch Zwischenkreditgewährungen vorfinan- ziert.
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