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Samstag, 14. Oktober 1967 Kfl,zbUheler Anzeiger Seite 2 bedauerlichen Fohlentransportes von Kitzbühel nach Italien. Zweifellos hät- ten die verschiedensten Umstände dazu beigetragen, daß mindestens sechs, wahrscheinlich aber fast die Hälfte in Italien tot ankamen. Dieses Drama un- ter den Tiertransporten sei aber kei- neswegs ein Einzelfall. In Kufstein und Llenz, in allen österreichischen Grenz- bahnhöfen und Umschlagplätzen be- finden sich derartige neuralgische Punkte. Vizepräsident des Welttierschutzbun- des Dr. Mikulicz, der derzeitige interna- tionale Tierschutzexperte für Tiertrans- porte, berichtete der Tagung, daß der Welttierschutzbund eine internationale Konvention für Tiertransporte ausgear- beitet hat. Diese Konvention ist bereits vom österreichischen Landwirtschafts- ministerium an alle Landesregierungen und Kammern zur Stellungnahme wei- tergereicht worden. Wenn dieselben einlangen, werden die für die österrei- chischen Verhältnisse zugeschnittenen Durchführungsbestimmungen ausgear- beitet werden. Es handelt sich um zu- künftig präzise vorgeschriebene Trans- portzeiten, vorgeschriebene Tränk-und Futterpausen u. dgl. bei Tiertranspor- ten. Ausführlich ventiliert wurde der Gedanke, lebende Tiertransporte mit eigenen Expreß-Fernverbindungen, wie dem Obstexpreß zwischen Südtirol und Bayern, einzurichten. Dr. Mikulicz brachte aus der Fülle seiner Praxis mit beanstandeten Tiertransporten erschüt- ternde Beispiele. Etwa einen Transport aus Jugoslawien, wo in einem Waggon Innenarchitektenberatwig Wir wollen Sie jetzt schon darauf aufmerksam machen, daß Sie unser Innenarchitekt am 21. 10. 1967 von 9-12 Uhr erstmals kostenlos beraten wird. Diesen Dienst am Kunden führen wir durch, um Ihnen das Planen und Einrichten Ihrer Wohnung zu erleich- tern. Es freut sich auf Ihren Besuch Einrichtungshaus Maier, Kitzbühel 96 Esel zusammengepfercht wurden. Die vielen verhungerten Tiere durch bürokratische Schwierigkeiten auf Um- schlagplätzen. Hofrat Dr. Pichler verwies darauf, daß die tierquälerischen Vorkommnisse bei Tiertransporten immer wieder von Fremdengästen beobachtet werden und dem guten Ruf Oesterreichs als Frem- denverkehrsland schaden. Hofrat Dr. Schuh brachte den Vor7- schlag, keine noch milchsaugendenFoh- len und Kälber für Bahntransporte zu- zulassen. Diese Jungtiere verweigern Tränkungen und sind daher besonders von der Gefahr des Verdurstens be- droht. Vizepräsident Dr. Huber erinnerte daran, daß alle diese Probleme durch den Umstand leiden, daß die Tiere im Sinne des Gesetzes immer noch als „Sache" wie Tisch und Bänke und nicht als lebende Geschöpfe gelten. Deshalb werden die Tierschutzvereine nie ru- hen, das Tier aus dem erniedrigenden Gesetzesbegriff „Sache" zu einer sozia- len Aufwertung als Persönlichkeiten beschränkten Rechts zu befreien. An diesen Diskussionen beteiligten sich auch Dr. Altweger und Haflinger- zuchtverbands-Direktor Schweißgut. Sie gaben vor allem für den gegenständ- lichen Fohlentransport rechtfertigende Erklärungen ab. Es war aber gar nicht die Absicht der Tagung, in diesem breit diskutierten Tagungsordnungspunkt et- wa die Schuldfrage zu klären. Wie Dr. Ganster am Schluß erklärte, sei be- absichtigt gewesen, durch die erschüt- ternden Beispiele endlich Wege zu su- chen, damit künftig die Tiertransporte von derartigen Dramen abgesichert werden. Der erste Schritt dazu gelang in Tirol durch ein jetzt abgeschlossenes Abkommen zwischen Rechtsanwalt Dr. Nacke (Geschäftsführer des TSV für Tirol) und der OeBB Direktion Inns- bruck für das Tiroler Tierschutzwesen. Durch ein sehr weitgehendes Verständ- nis des Präsidenten der OeBB-Direk- tion Innsbruck und des kommerziellen Referenten Dr. Aitweger wird künftig dem Tierschutzverein jederzeit gestat- tet, für die Versorgung gefährdeter Tiertransporte einzuschreiten und es wird ab sofort eine innigere Zusam- menarbeit zwischen OeBB und Tier- schutz in Tirol praktiziert werden. Es ist dies zweifellos schon ein Erfolg des Tiroler Tierschutzwesens. Von den De- legierten wurde beschlossen, im Mai 1968 in Wien eine weitere diesbezüg- liche Arbeitstagung mit Vertretern des Landwirtschaftsministeriums und Ver- tretern des österreichischen Transport- wesens einzuberufen, in welcher bun- deseinheitliche Regelungen zum Schutz der Transporttiere ausgearbeitet wer- den sollen. Die breite Kitzbüheler Diskussion zum Thema Tiertransporte hat also schon ihre ersten Früchte getragen. In diesem Sinne dankte Vizepräsident Dr. Huber am Schluß der Arbeitstagung dem Bürgermeister und der Stadt- gemeinde Kitzbühel sowie unserem Tierschutzverein für die gastfreundliche Aufnahme. Tierschutzobmann Dr. Ganster wurde für die souveräne Diskussionsleitung im Verlaufe der leidenschaftlichen De- batten durch reichen Beifall gelobt. Die Stadtgemeinde Kitzbühel hatte alle Teilnehmer der Tagung beim Egger- wirt zu einem gemeinsamen Mittag- essen eingeladen. Um 14 Uhr besuchten die Delegierten die Photo-Ausstellung unseres Kitzbü- heler Kamera Klubs. Der Tierschutz- verein Kitzbühel hatte zum Anlaß des Welttierschutztages und der Bundes- tagung den Kamera Klub zu einem Photo-Wettbewerb „Du und das Tier" eingeladen. In den Hallen des neuen Kurhauses hatte der Kamera Klub mit viel Fleiß und Geschick seine entzük- kenden Bildprodukte ausgestellt. Es war für die Delegierten, welche als Jury fungierten, gar nicht leicht, die ausgestellten Photos zu beurteilen, den alle waren von guter Qualität. Gleichzeitig hatte akad. Maler und Dipl.-Restaurator Paul Georg David, Inhaber der Galerie David, seine für Mitte Dezember zu eröffnende Kunst- ausstellung „Das Tier in der modernen Kunst" zum Anlaß der Tierschutz- tagung ebenfalls in den Hallen des Kurhauses gezeigt. Die Plastiken und Gemälde internationaler Künstler be- geisterten die Delegierten. Die beiden gelungenen Ausstellungen gaben dem dynamischen Arbeitstag ein angeneh- mes ausklingendes Klima. Von den De- legierten wurde neidlos anerkannt, daß Kitzbühel mit Abstand die beste bis- herige österr. Tierschutztagung ges:al- tet hat. Unser Tierschutzverein unter seinem Obmann Dr. Ganster hat sich in seiner steilen Erfolgskurve einen ersten Platz im österr. Tierschutz- wesen erobert. Wir gratulieren diesem Verein für seinen Erfolg fleißiger Ar- beit. Die Mitglieder des hohen Tiroler Landtages und der Tiroler Lancesregie- rung beehren Kitzbühel am Freitag, 3. November 1967 mit ihrem Besuch! Innenminister Dr. Franz H e t z e n - a u e r spricht am Samstag, 4. November 1967 im Kolpingsaal beim heurigen Ju- gendparlament der österr. Jugend- bewegung. Verleihung von Berufstiteln Der Herr Bundespräsident Dr. h. c. Franz Jonas hat verliehen: Den Berufstitel Hofrat dem Leiter der Sportabteilung beim Amt der Ti- roler Landesregierung Friedi W 01 f - gang. Den Berufstitel Obermedizinalrat dem praktischen Arzt und Sprengelarzt von Westendorf-Brixen Med.-Rat Dr. Her- mann Hollnsteiner, Westendorf. Den Berufstitel Medizinalrat dem praktischen Arzt Dr. Ernst Knofla 2 h, Hopfgarten. - Wir gratulieren! - Hohe Auszeichnung. Der Bundes- präsident Dr. h. c. Franz Jonas hat dem Wirkl. Hofrat Dr. Josef Hof i n g er, ehemaliger Direktor der Universitäts- bibliothek in Innsbruck das Oesterrei- chische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. Der Aus- gezeichnete ist ein gebürtiger St. Jo- hanner. - Wir gratulieren!
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