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Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. November 1967 Es ist das erstemal, daß ich mit einer Jet (einer Düsenmaschine) fliege. Flug- dauer München—London eine Stunde und zwanzig Minuten. Man sitzt im Flugzeug wie in einem Zugsabteil 1. Klasse. Die Routiniers der Lüfte lesen die Zeitung. Das Naturschauspiel aus 7000 m Höhe interessiert sie nicht. Ich klebe am Bullauge des Himmels und schaue in die Tiefe. Städte und Dörfer schrumpfen auf Spielzeugfor- mat zusammen und wie kleine leuch- tende Schlangen durchziehen die Flüsse das Disneyland. Szenenwechsel! Der Vorhang fällt in Form einer Wolkenbank. Unser Vogel schießt mit seinen roten Schwingen zwischen tiefblauem Himmel und einer strahlend weißen Wolkendecke dahin. Wolken in tausend verschiedenen For- men kommen auf uns zu. Manchmal ist es wie eine unendlich weite Winter- landschaft anzuschauen, auf der sich riesige Eisberge hin und her bewegen. Die Natur ist etwas Wunderbares und ich preise mich mit jenen Menschen glücklich, die sich an dieser Schönheit begeistern können. Jaulend senkt unser Riesenvogel sein Haupt, durchstößt die Wolkendecke und fliegt sein Ziel, London, an. Vom berüchtigten Londoner Nebel ist nichts zu sehen. Im Gegenteil, die vielen schönen Sportplatzanlagen am Rande der Großstadt mit dem typisch eng- lischen Rasen sind in das gleißende Licht eines Spätsommertages getaucht. Das Gesicht Londons hat eigene Züge und läßt sich kaum mit einer anderen Stadt vergleichen. Althergebrachte Tra- dition mischt sich mit den letzten Er- rungenschaften, doch niemand stößt sich daran. Es ist eine Stadt der Kon- traste. In den Straßen tummeln sich Menschen aller Nationen. Mit lustigen Weisen ziehen bettelnde Musikanten an jenem supervornehmen Geschäft vorbei, wo die Verkäufer in Frack ge- kleidet den Kunden bedienen. Beatles Ich hatte mir vorgenommen, einen vollen Arbeitstag bei der Gruppe zu verbringen, denn der Erfolg, so sagte ich mir, beginnt bereits hinter den Kulissen. Für Toni und seine Dirndln und in allen Formen und Lebensgrößen, gewaschen und ungewaschen, „beleben" das Stadtbild. Die Mini Mini-Mini-Mode (höher geht's nimmer!) hat die abso- lute Spitze erreicht. In der Subway, der weitverzweigten, großzügig ange- legten Untergrundbahn Londons, sind vorwiegend Neger beschäftigt. Ich wohne im Regent Palace Hotel. Es ist ein „kleiner Kasten" mit etwa 2000 Betten und befindet sich im Her- zen Londons. Als Nr. 1 164 bin ich registriert und marschiere als solche, todmüde von den vielen neuen Ein- drücken, auf mein Zimmer. Gute Nacht! Nächste Folge: Einladung zu Colum- bia Film. (Sie drehte einen Teil ihres neuen Filmes - Departement K - letzten Winter in Kitzbühel.) Besuch bei verschiedenen Reisebüros und an- deren Großunternehmen. Liegt Kitz- bühel gut oder schlecht in der Wer- bung um den englischen Gast? Buam ist es im Rahmen der Tour- nee ein Tag wie jeder andere. Heute steht der Auftritt in der Royal Festival Hall zu London am Programm. Zirka vier Stunden vor jeder Vor- stellung beginnen die Proben. Beleuch- Kitzbu *"hel und seine Gäste aus Londoner Sicht Von Karl Koller London: Proxmeirgrupe feiert triumphale Erfolge! Engländer toben vor Begeisterung. Rückkehr der Gruppe und Empfang durch die Stadt Kitzbühel Dienstag, Vorderstadt 12 Uhr. 41 F I] iui fltr'i 111.1 i ('1 iii itii Am Dienstag, 7. November 1967, treffen die „Kitzbüheler National- sänger", die bei ihrer heurigen Konzertreise in den bedeutend- sten Städten Englands unter der Leitung von Toni Praxmair große Erfolge hatten und Kitzbühel würdig zu vertreten in der Lage waren, wieder in ihrer Heimatstadt ein. Die Stadtgemeinde bereitet der Praxmairgruppe einen Empfang in der Vorderstadt. Die Bevölkerung wird freundlich auf- gerufen, an diesem teilzunehmen und die Hausbesitzer werden um Beflaggung gebeten. - Die Stadtmusik hat sich freundlicher- weise bereiterklärt, an dem Empfang mitzuwirken! H. Reisch, Bürgermeister
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