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Samstag, 4. November 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Altes Moorbad wird abgerissen - Kurhaus erweitert mit Fresken geschmückter Raum ent- deckt. Die erstklassige Qualität der Aus- führung ist mit den berühmten Wand- malereien von Pompeji zu vergleichen. Der schlechte Erhaltungszustand erfor- dert die Abnahme und eine gründliche Restaurierung der Fresken. Den Auftrag dafür erhielt Restaurator Paul G. Da- wid, der die Wiederherstellungsarbeiten im nächsten Jahr an Ort und Stelle durhführen wird. M. H. Bäuerinnenlehrfahrt des Bezirkes Kitzbühel Das verbindende Loch - Reiseziel der Bäuerinnen des Bezirks Kitzbühel Fast jeder Verein hat heuer die Füh- ler durch den Felbertauerntunnel ge- steckt, so auch unsere Bäuerinnen. Zwischen den Bäuerinnen der Bezirke Kitzbühel und Lienz bestanden schon persönliche Kontakte. Im vorigen Som- mer haben unsere Bäuerinnen die hochwassergeschädigten Kaiser Bäue- rinnen zur Erholung 14 Tage auf- genommen. Der allgemeine Wunsch lag also nahe, die Landschaft und Lebensweise derselben kennenzulernen. 478 Frauen und Mädchen haben sich an der Lehrfahrt vom 9. bis 14. Ok- tober 1967 beteiligt. Von Kitzbühel aus ging es über den Paß Thurn nach Mittersill. In Mitter- sill ist die Abzweigung ins Felbertal. In kurzer Zeit waren wir beim Tunnel. Und mit 80 km/h ging es durch das Lech. Die Bäuerinnen kamen aus dem Staunen nicht heraus. Kurz nach dem Tunnel machten wir Rast. Von dort aus hatten wir einen schönen Ausblick auf das Matreier Tauernhaus. Wir durchquerten Matrei und Huben und fuhren ins Kalsertal. Die verhee- renden Auswirkungen der Überschwem- mungen versetzten die Bäuerinnen in großes Entsetzen. In Kals besichtigten wir zwei Betriebe. Unsere Frauen wa- ren sehr interessiert und es kam oft zu regen Gesprächen. Das Mittagessen war im Gasthof „Taurer" in Kals. Als tiberraschung für den Nachmittag war eine Fahrt ins Defreggen vorgesehen. Die steile Bergstraße brachte so man- che Bäuerin zum Beten. Aber die net- ten Laiminger Chauffeure haben uns sicher und heil aus dem Tal zurück- gebracht. Die Rückfahrt führte über dieselbe Strecke. Auf dem Paß Thurn im Hotel „Holzer" fanden wir uns noch zu einer gemütlichen Kaffeejause zusammen. Zufrieden und dankbar und um vie- les reicher, kehrten wir wieder nach Kitzbühel zurück. Zum Schluß noch einen langen Dank an St. Petrus, der eine Woche lang keinen Tropfen um uns geweint hat. In der nächsten Woche ist es nun soweit, daß das alte, im Jahre 1909 unter Bürgermeister Franz Reisch er- öffnete alte Moorbad-Gebäude der Spitzhacke zum Opfer fällt. Es wurde mit der Absicht erbaut, das heilkräftige Kitzbüheler Moor für Fremde und Ein- heimische zu erschließen. Vom Schwarz- see wurde eine Moorwasserleitung in die Stadt verlegt und im „Warrnbad", wie es auch viele Kitzbüheler nennen, konnten dadurch Moorwasserbäder und Moorpackungen verabreicht werden. Man war sich also schon damals be- wußt, mit dem Kitzbüheler Moor einen Trumpf in der Hand zu haben, der sich gut für die Belebung des Frem- denverkehrs einsetzen läßt. Bisher ha- ben unzählige Gäste und Einheimische die heilkräftige Wirkung des „schwar- zen Goldes aus Kitzbühel" am eigenen Leibe verspürt und schwören auf eine Moorbehandlung bei zahlreichen Er- krankungen und Beschwerden. Angezeigt ist die Anwendung des Kitzbüheler Moores insbesondere bei Rheumatischen Erkrankungen, so- fern sie nicht akut sind: chronischer Gelenkrheumatismus, deformierende Gelenkerkrankungen, Arthrosen, Spondylos'en, Chondros:en, Bechterew'sche Erkrankung. Muskelrheumatismus, Nervenentzün- dungen, Gicht. Frauenleiden: Chronische entzündliche Prozesse im Bereich der Mutterbänder und Beckenbindegewebe. Hormonelle Störungen: Eierstockunterfunktion, Entwick- lungsstörungen, Sterilität. Nachbehandlung von Verletzungen der Knochen, Gelenke, Weichteile, wie Muskelschwund, Gelenksversteifung. Venenentzündungen im Spätstadiun-i, Unterschenkelgeschwüre, Krampf- adern. Als ergänzende Maßnahme bei der Behandlung von Rekonvaleszenten, Erholungsbedürftigen, zur Leistungs- steigerung. Selbst in den letzten Jahren, als das Moorbadgebäude nur noch total veraltert und in schlechtem Zustand den Gästen zur Verfügung stand, pil- gerten zahlreiche Heilungsuchende in die Klostergasse, um sich behandeln zu lassen. Es gibt auch mehr Gäste, als allgemein angenommen wird, die in Kitzbühel ihren Erholungsurlaub ver- bringen, weil ihnen hier das Moor zur Verfügung steht. Es sind anhängliche und treue Gäste und ihre Zahl läßt sich bei guter Werbung in der Zukunft si- cherlich um ein Vielfaches vergrößern. Denn es wird auch in der Zukunft die Möglichkeit geben, in Kitzbühel seine Moorkur zu verbringen. Im Weichbild des alten Gebäudes, das nun seine Schuldigkeit getan hat, thront bereits stolz das neue Kurhaus. Hier soll das Moor eine neue Heimstätte finden. Doch die Unterbringung einer neuen Moor- abteilung im neuen Haus ist gar nicht so einfach, wie dies auf den ersten Blick erscheinen mag. Eine Moorab- teilung muß eine geschlossene S;ation sein, da Moorbehandlung mit viel „Schmutz" verbunden ist. Das Moor muß leicht anlieferbar sein und in eige- nen Räumen aufbewahrt werden. Moor ist eine sehr agressive Substanz, die Wände, Kacheln und Rohrleitungen an- greift. All dies muß bei der Planung Behaglichkeit und Freude waltet, wo MÖBEL-LEIMER heimgestaltet. berücksichtigt werden. Im Laufe de Sommers hat sich jedoch eine Möglich- keit angeboten, die den Ausbau einer Moorabteilung in den Bereich des Mög- lichen bringt. Unter der großen Son- nenterrasse bietet sich Platz genug für eine kleine Moorstation. Nachdem das alte Gebäude abge- tragen ist, wird die Sonnenterrasse komplettiert und mit dem Ausbau be- gonnen. Leider läßt sich der Neubau erst durchführen, wenn das alte Ge- bäude abgerissen ist und es wird des- halb eine Zeit geben, in der es über- haupt keine Möglichkeit für eine Moor- behandlung gibt. Wir bitten die „Moor- Anhänger" um Verständnis! Nach dem Ausbau wird ihnen dann dafür eine moderne Station zur Verfügung stehen. Geplant ist die Ausstattung von fünf Behandlungsstationen mit Badewannen, für Moorwasser und Medizinalbäder, BOUTIQUE TYROL Kitzbühel und Kirchberg (Sauerstoff, Kohlensäure und Luftperl), mit Packungsbetten für Moorpackun- gen und Duschen. Angeschlossen sind 17 Ruhe- bzw. Umkleidekabinen. Wei- ters wird in der neuen Moorabtei- lung noch eine Kabine für Unterwas- sermassage und eine Kabine für Heil- massage eingerichtet. Der Eingang zur neuen Station erfolgt über den Haupt- eingang des neuen Kurhauses. Eine neue Moorwasser-Pipeline aus Plastik- rohren wurde bereits vom Wasserwerk und der Firma Raaber vom Schwarz- see ins neue Kurhaus eingeleitet und eine erste Probepumpung verlief be- friedigend. Der genaue Zeitpunkt der Eröffnung kann heute leider noch nicht angegeben werden. M. H.
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