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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. November 1967 gleich. Herr Johann Kaysermann als Kläger und eigentlicher Inhaber der „Valentin Pirchlischen Tafern in der Eilmau" hatte für Herrn Christoffen Faistenberger, seinen Bstandswirt da- selbst, die „Umgang würte in der Scheffau, nämlich Hannsen Stangl, Christian Haßlberger beim Mauerkircher als Inhaber des Guts Großpetern und Matthäus Raß" wegen der von diesen drei „präten- tiert Aushaltung der Hochzeiten" ge- klagt, während Kaysermann das Recht, die Hochzeiten in der Scheffau von Georgi bis Martini auszuhalten wie auch um Kirchweih am St. Johanns- tag das Weinwirtsgewerbe daselbst aus- zuüben, für sich allein beanspruchte. Gegen eine Zahlung von 150 Gulden durch die drei Scheffauer, die alle nacheinander in jährlichem Wechsel (Umgangwirte) dort das Gastgewerbe in ihrem Hause ausübten, verzichtete Am 5. September 1949 ereignete sich zwischen 19 und 19.30 Uhr ein schwe- res Bootsunglück auf dem Hintersteiner See. Der Zentraldirektor der Perl- mooser Zementwerke Dipl.-Ing. Wil- helm Sandecki aus Wien weilte mit seiner Frau Emma schon seit einiger Zeit in dem von den Leuten nun all- gemein als sogenannte „Perlmooser Villa" bezeichneten Hause. Als Gäste hatte er Hofrat Dr. Friedrich H o p f ne r und dessen Frau ein paar Tage vorher zu sich eingeladen. Sie wurden am Nach- mittag des 5. September von Frau Emma Kleißl, der Gattin des Ta- bak-Hauptverlegers Roman Kleißl in Innsbruck, besucht. Anstatt nun diese am Abend zu Fuß in ihr Helm auf der anderen Seeseite zu begleiten, beschloß man, sie in einem der Perlmooser AG gehörigen Boot mit Außenbordmotor über den See zu führen. Obwohl die- ses eigentlich nur für drei Personen berechnet war, nahmen doch alle fünf darin Platz. Infolge der Ueberbelastung drang Wasser in das Schiffieln und bei einer vermutlich zu rasch genommenen Kurve kenterte dieses. Außer Frau Hopfner, die sich durch Schwimmen retten konnte, ertranken die übrigen und dazu noch Josef Reischmann aus Wien; er war Chauffeur des Direktors Sandecki, hatte das Unglück vom Ufer aus bemerkt und wollte mit einem Paddelboot zu Hilfe kommen. Er wurde aber bei dem Versuch, einen der Ver- unglückten zu halten, mit diesem in die Tiefe gezogen. Der Soyerbauer Pe- ter Widmann, der die Hilferufe Frau Klelüls hörte, versuchte mit einem in der Nähe befindlichen Boot zu Hilfe zu kommen, was ihm aber nicht gelang, weil das Bootsruder gebrochen war. schließlich der Kläger auf jedes wei- tere Recht. So übten nun die Besitzer im Dorfe Scheffau Jahr für Jahr un- tereinander abwechselnd das Wirts- gewerbe aus. 1778 war dies so, daß der Schuster- wie der Weberbauer jedes dritte Jahr dies Recht und auch die Verpflichtung dazu hatte, während der Besitzer des Mauerkircher- und Groß- peterngutes, auf deren jedem damals noch ein Haus stand, die Wirtsgerech- tigkeit nach diesen beiden zwei Jahre nacheinander auszuüben berechtigt war. Als sowohl das Großpeterngut wie das andere, auch Mairkircher genannt, am 22. September 1810 abbrannten, wurde nur mehr dies letztere aufgebaut und damit um einen Schankberechtigten weniger. Erst 1849 wurde vom Schu- sterbauern sein Teilrecht an den We- berbauern verkauft, so daß dieser nun dem Mauerkircher gleichberechtigt da- stand, worauf dann beide Gasthäuser dauernd ausschenkten. Direktor Sandecki war ein Mann von außergewöhnlichen Kenntnissen und reicher Erfahrung und hatte sie durch fast drei Jahrzehnte in den Dienst der Perlmooser Zementwerke gestellt. Durch sein soziales Empfinden war er zu einem Freund der Arbeiter und Angestellten des Unternehmens ge- worden. Er war Ehrenbürger der Technischen Hochschule in Wien. Friedrich Hopfner war ein her- vorragender Gelehrter auf dem Ge- biete der astronomischen Ortsbestim- mung und in diesem Jahre Rektor der Technischen Hochschule in Wien. Er hatte ein paar Tage vorher am Ma- thematikerkongreß in Innsbruck teil- genommen. Von 1920 bis 1940 Pfarrer in Scheff- au; am 17. März 1879 in München ge- boren. Seine Eltern stammen aus Kufstein. In Rom bei den Salvotoria- nern für den Missionsberuf ausgebil- det mußte diesem Beruf jedoch we- gen Erblindung des linken Auges ent- sagen; Primizfeier 28. Juli 1901 in Kufstein; studierte mit großem Eifer Philosophie, Geschichte, Archäologie in Rom, Freiburg und Zürich; Hei- matforscher und Schriftsteller. In den Tiroler Heimatblättern, Heft 4/1930, veröffentlichte er nachstehende Stu- die über die Opfer des Hintersteiner- sees. Im Sommer der reinste Tummelplatz Besonders tief wurde in ganz Scheff au der Tod von Frau Emma Kleißl empfunden. Die Perl- mooser Villa war früher im Besitz des einstigen Landeshauptmanns Dr. Stumpf gewesen, dessen Frau eine Schwester ihres Mannes war und so war auch Frau Kleißl schon früh hie- hergekommen. Ihre Hilfsbereitschaft für Studenten, arme Familien, für die Schulen in Hinterstein und Scheffau, wie in der Kriegszeit für viele Soldaten, war sehr groß. Da ihr Mann und sie zur Beschaffung der neuen Glocken und zur Restaurierung der Kirche be- deutende Beiträge gewidmet hatten, wa- ren sie zu Ehrenbürgern der Ge- meinde Scheffau. ernannt worden. Nur die Leiche von Emma Sandecki kam noch kurz nach dem Unglück an die Oberfläche des Wassers und konnte so gleich geborgen werden. Durch Taucharbeiten der Innsbrucker Berufs- feuerwehr wurde am 10. September 1949 die Leiche von Frau Emma Kleißl in einer Tiefe von 14 Metern und in einer Entfernung vom Ufer von zirka 30 Meter gefunden. Sie wurde zuerst in der Bärenstattkapelle aufgebahrt, am 12. September in Begleitung der ge- samten Bevölkerung nach Scheffau ge- bracht und nach feierlichem Gottes- dienst nach Innsbruck überführt. Mitt- lerweile hatten sechs Taucher mit Spe- zialgeräten aus Wien die weitere Suche den übrigen Leichen aufgenommen. Sie wurde durch ein fast unentwirrbares Durcheinander von Schlingpflanzen und dichten Algen und die am Seeboden herrschende Kälte von 4 Grad er- schwert. Doch fand man am 16. Sep- tember den Körper des Kraftfahrers Josef Reischmann und am folgenden Tage zuerst den von Friedrich Hopf- ner und dann auch die Leiche von Wil- helm Sandecki. Alle diese kamen zur Beerdigung nach Wien. für die Fremden, liegt er im Winter von einer dicken Eiskruste überzogen (nach der Sage pflegt der See in der unseren Augen und bietet einen gar praktischen Abkürzungsweg bei Ver- meidung der sogenannten „Brunn- löcher". Die schwersten mit Holz be- ladenen Schlitten ziehen darüber und niemand denkt, daß gerade dieser 1400 Meter lange, an breitester Stelle 600 Meter umfassende und 36 Meter tiefe See zur Zeit, da er noch zu- gefroren, schon so manches blühende Menschenleben vernichtet hat. Je mehr er „brüllt", sein cionneräähnliches Krachen hören läßt, desto sicherer füh- len sich die Leute, wenn sie seine aus- gedehnte Fläche beschreiten. Das große Seeunglück vom Jahre 1949 (Aus „Tir. Anteil, 10 Bd., Sölland" von DDr. M. Mayer) „Lieber in meinem besten Schnurhut ein Loch, als ersaufen" Opfer des Hintersteinersees - Von Pfarrer Josef Tremmel, Scheffau
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