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Samstag, 11. November 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 Durch eine einst in der Wallfahrts- kirche zu Maria Alm bei Saalfelden im Salzburgischen befindliche Votiv- tafel vom Jahre 1719 und vom dorti- gen „Mirakelbüchlein" vom Jahre 1737 angeregt, fand ich in den alten und neueren Totenmatrikenbüchern von S ehe f au die Quelle, aus der ich mei- ne Angaben schöpfte. Zunächst wird heute noch seitens ein- zelner Personen erzählt, daß einmal zu einer Stegerhochzeit nach Söll eine Partie von Hochzeitsgästen, der Wegabkürzung halber, über den ge- frorenen See gefahren und mit Mann und Maus eingebrochen sei. Selbst die Leichname wurden nicht mehr gefun- den. Die Matriken weisen in diesem wie auch im folgendem Fall nichts aus. Die alten Schiestlleute namens Mair waren einst am 25. März zur Oster- beichte auf dem Weg nach Scheffau über den noch gefrorenen See gegan- gen, gerieten in ein „Brunnloch", also eine unterirdische Quelle und es wur- den auch ihre Leichen nicht mehr ge- funden. Es dürften seit diesem Ereignis, das heute noch manchmal besprochen wird, so ungefähr 140 bis 150 Jahre ver- gangen sein. Von großem Interesse ist der Be- richt des Almer „Mirakelbüchlein" vom Jahre 1719. „In Wassergefahr errettet Maria beym Leben. Im Winter diii Jahr seynd vier Personen über den ge- frorenen Hintersteiner See gangen. Es ist das Eis (Eys) unter ihnen ge- brochen und sie also ins Wasser gefal- len, worauf ihnen der Lorenz Gaderer in der Schöffau, Kopfstainer Gerichts, mit noch einem Mann zu Hülf kommen wollen, wellen aber auch mit ihnen das Eis gebrochen, so synd sie alle 6 in augenscheinlicher Todesgefahr ge- wesen, in welcher sich Garderer in die Alpen verlobt, worauf er wunder- barlich beym Leben erhalten worden, da hingegen die anderen 5 Personen seynd ertrunken, westwegen der Gar- derer sein Danksagung alida (in Ma- ria Alm) abgelegt, ist auch hinnach etlichemal noch allhero gekommen, wie er dann diese erhaltene Gnad den 4. December 1737 mir Vicario angedeutet hat". Mirakelbücher und Votivtafeln bie- ten eine reichlich fließende Quelle zur religiösen Volkskunde, gewähren uns einen tiefen Einblick in menschliches Leid und Kümmernis, berichten von göttlicher Hilfe, die dem bedrängten, vertrauenden Herzen zuteil wurde. Zum erwähnten Bericht des Lorenz Gaderer fand ich glücklicherweise die entsprechenden Belege in der Scheff- auer Totenmatrilc Der damalige Vikar schrieb zu dem Fall (es war der Vikar Josef Gröbner, gestorben am 1. Jän- ner 1827 als Vikar in St. Jakob in Haus) ins Totenbuch (in deutscher Ubersetzung wiedergegeben): „Folgen- de Personen starben: Thomas Steiner, Martin Salffenmoser, AdamKinh- pöck, Katharina Kuafmannin und Christina P e p e n a u er in, als sie, von Kufstein von der Leidensprozession un- seres Herrn Jesu Christi am Charfrei- tag zurückkehrend, durch Einbrechen des Eises untergegangen sind. Sie mö- gen ruhen in Frieden. Anno 1719, den 7. April, ungefähr um 7 abends." Die geborgenen Leichen wurden im Scheffauer Ortsfriedhof beerdigt, u. zw. Thomas Steiner von Stein im Alter von zirka 49 Jahren schon am Tage des Unglücks; am Ostersonntag Adam Kinhpöck, Müller zu Walchgattern in Hinterstein, im Alter von 31 Jahren, am Ostermontag Catharina Kaufmann von Waichgattem, 33 Jahre alt, und am gleichen Tage auch noch Martin Salffenmoser, beim Soyer am Hinter- stein, 39 Jahre alt, und endlich am 11. April Christina Peppenauer, ledig, im Alter von zirka 36 Jahren. Lorenz Gatterer (Gaderer), der mit einem Mitgenossen (wahrscheinlichTho- mas Steiner) zur Rettung herbeigeeilt war, starb als lediger Bauer zu Tref- fern am 22. Oktober 1758. Der 8. Dezember 1866 verlangte neu- erdings ein Opfer des damals bereits Volksschule Scheffau Lieferung der Deweton-Akustikdecken Jakob Wallner Holzbaustoffe St. Johann in Tirol, Innsbrucker Straße - '6 Telephon 304 (053 52) Handel mit: Spanplatten Furnieren Kunststoffplatten Vollbautüren Faserplatten Tropenhölzern Sperrplatten Fliesenplatten
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