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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. November 1967 setzgehende Versammlung unseres Hei- matlandes Tirol einen Besuch bei uns macht. Wir sind stolz darüber, aber auch stolz auf unseren Landtag mit seiner ruhmreichen Tradition. Hoher Landtag! Hohe Landesregie- rung! Nun darf ich wohl einen kurzen Ueberblick über unsere Gemeinde und über deren Entwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten geben. Kössen ist eine weit ausgedehnte Streusiedlungsgemeinde mit einer Flä- che von 6935 Quadratkilometern und 2361 Einwohnern. Daraus ergeben sich von vorneherein für eine Gemeinde- verwaltung schwierige Probleme. Wie so viele Gemeinden unseres Lan- des war auch Kössen bis in die fünf- ziger Jahre eine fast rein bäuerliche Gemeinde und hat sieh im Laufe der vergangenen anderthalb Jahrzehnte zu einer Fremdenverkehrsgemeinde ent- wickelt. Der bäuerliche Bevölkerungs- anteil ging in dieser Zeit bis auf 30 bis 35 Prozent zurück. Den ausschlaggebenden Anstoß zur Entwicklung als Fremdenverkehrsge- meinde - und damit komme ich zu einem kurzen Bericht über die ge- meindlichen Vorhaben der letzten Zeit - hat der Bau der Hochdruckwasser- leitung, die im Jahre 1954 begonnen wurde, gegeben. Bis dahin war die Wasserversorgung nur aus dem Grund- wasser möglich. Es war dies das erste große kommunale Vorhaben der Ge- meinde. Es mußten 17 Kilometer Lei- tungen verlegt werden und erforderte einen Kostenaufwand von rund fünf Millionen Schilling. Aber schon vorher und auch während des Baues der Hochdruckwasserleitung mußte einer Besonderheit der Gemeinde Rechnung getragen werden. Nämlich die Gemeinde Kössen hat siebzig Ki- S T E P P D E C K E N HEIMTEXTIL KUSTER KITZBU H EL lometer Gemeindewege und an die fünfzig Gemeindebrücken. Brücken wie Wege waren im Jahre 1950 in einem desolaten Zustand. Alle Brücken wurden in einem Zehnjahresprogramm saniert und bei den Gemeindewegen sind wir wohl fast als erste Land- gemeinde des Bezirkes darangegangen, diese in Eigenregie und mit einem ein- fachen Maschinenpark mit einer As- phaltdecke bzw. einer doppelten Ein- streudecke zu versehen und wir laben damit die denkbar besten Erfahrungen gemacht. Aber gerade diese Belastung von so vielen Gemeindewegen ist für uns eine drückende Sorge, weil es beim besten Willen nicht möglich ist, mehr als ein bis anderthalb Kilometer jähr- lich zu sanieren. Ferner hatten wir vier Feuerwehr- hütten, ebenfalls in einem heute nicht mehr vorstellbaren Zustand. Diese wur- den in einem Massivbau zusammen- gefaßt und mit einem modernen Feuer- wehrfahrzeug wurde unsere freiwillige Feuerwehr zu einer schlagkräftigen In- stitution gemacht. Die Stromversorgung wurde durch einen Vertrag mit den Tiroler Wasser- kraftwerken zur Zufriedenheit gere- gelt. Die öffentliche Beleuchtung wurde vorausschauend mit einem Kostenauf- wand von 600.000 Schilling errichtet. Hier wirkte sich wieder die Streu- lage verteuernd aus. Ein neuer Friedhof wurde errichtet und auch eine schöne Leichenhalle mit einem Auf bahrungsraum, einem Ein- segnungsraum, einem Geräte- und Se- zierraum errichtet. Auch diese Vor- haben kosteten 600.000 Schilling. Be- sonders der sehr zweckmäßig einge- richtete Sezierraum fand höchste An- erkennung. Der D o r f e r n von Kössen wurde kanalisiert; Kosten eine Million Schil- ling. Verschiedene kleinere kommunale Vorhaben wurden so nebenbei erle- digt. So wurden u. a. eine neue Ge- meindewaage und ein Musikpavillon gebaut. Nun sind wir aber bei dem wohl größten gemeindlichen Vorhaben an- gelangt, nämlich dem Schulhaus - bau. chu1haus - bau. Kössen zählt mit einer Budget- summe von gut drei Millionen Schil- ling aber nicht zu den finanzstarken Gemeinden des Bezirkes. Schulhausbau wurden wir aus zwei ründen gezwungen: weil unsere zwei Volksschulen, die Schule im Dorf und die Schule im Weiler Bichlach, räumlich bei wei- tem nicht mehr ausreichen. Wir hätten b e 1 d e Schulhäuser erweitern bzw. aus- bauen müssen, was sicher viele Millio- nen verschlungen hätte. aus rein geographischen Gründen. Unsere Kinder, die die Hauptschule in St. Johann oder Kufstein besuchen wollten, mußten schon um 5 Uhr früh aufstehen und konnten erst gegen 9 Uhr abends nach Hause kommen. Dies ist unzumutbar. Wir hatten deshalb in unserer Gemeinde fast keine Haupt- schüler. Durch den Bau der neuen Haupt- schule haben wir uns den Bau der beiden Volksschulen erspart und auch das Bildungsniveau der Kinder geho- ben. In den Hauptschulsprengel konn- ten auch die beiden Gemeinden: Schwendt und Walchsee einbezo- gen werden. Der Fremdenverkehrsverband hat einer zwingenden Notwendigkeit ent- sprechend im Vorjahr mit dem Bau eines Freischwimmbades begonnen und konnte es heuer provisorisch eröffnen, Die Gemeinde war nur in der Lage, geringfügige Beiträge zu leisten, ins- besondere im Hinblick auf die hohen finanziellen Belastungen beim Bau der Hauptschule. Nun befindet sich auch der Fremdenverkehrsverband in Finan- zierungssorgen. Darüber hinaus stehen weitere drin- gende Probleme vor der Tür: die Kom- plettierung der Einrichtung für die Hauptschule, die Fertigstellung der Schulwartwohnung und die Fertigstel- lung des Turnsaales. Das Amtsgebäude soll umgebaut wer- den, weil die Räume nicht mehr aus- reichen. Das Kardinalproblem der nächsten Zukunft dürfte wohl die Errichtung einer Umfahrungsstrafle sein. Wie von bayerischer Seite mitgeteilt wurde, wird mit 1. Dezember 1967 die Straße über den Klobensteinpaß dem Verkehr über- geben werden. Die tirolische Seite wurde ja schon in den dreißiger Jahren ausgebaut. Mit der Klobensteinstraße ersteht wiederum eine der kürzesten Nord— Wer sparen will, kauft Qualität, 1 wer Möbel braucht zu Huber geht! J Süd-Verbindungen über Schwendt—St. Johann—Kitzhühel—Paß Thurn zur Fel- bertauernstraß•e. Es wird ein starker Verkehr erwartet, der bei den gegen- wärtigen Zuständen der Ortsdurch- fahrung zu einer Verkehrsmisere füh- ren mußte. Die T.Jmfahrungsstrecke würde nur 1 km lang sein, und es geht die Bitte der Gemeinde Kössen dahin, dieses Vorhaben, das schon lange ge- plant ist, einer Verwirklichung zuzu- führen. Nun habe ich in kurzen Zügen über die Entwicklung und die Sorgen unse- rer Gemeinde gesprochen und möchte dabei auch den Dank der Gemeinde abstatten für die Hilfe und für das Verständnis, das wir bei der Tiroler Landesregierung, beim Tiroler Land- tag und bei der Beamtenschaft des Landes erfahren haben. Wir haben unsere Vorhaben nicht aus eigenen Mitteln des Budgets er- ledigen können und haben, insbeson- dere beim Schulhausbau Fremdmittel bis an die Grenze des noch Vertret- baren in Anspruch nehmen müssen. Fast müßte ich den Ausspruch eines Oberländer Bürgermeisters auch auf unsere Gemeinde anwenden, der ge- sagt haben soll: „Wir haben versucht, alles zu tun, was wir der Allgemeinheit schuldig waren, aber wir sind alles schuldig geblieben, was wir getan haben!" Gott sei Dank trifft dies bei uns nicht ganz zu. aber die Grenze wurde
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