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Samstag, 11. November 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Doktor Alois Prinz Auersperg » ein Siebziger Am 26. Oktober 1967 vollendete der Verleger und Publizist Doktor Alois Prinz Auersperg, seit 20 Jahren mit seiner Familie in Kitzbühei wohnhaft, sein 70. Lebensjahr. Die Heimatzeitung entbietet auch ihm, der unsere Stadt liebt und ihr ergeben ist, hiezu die besten Glückwünsche. Der noch jugendliche Jubilar, der heuer in den Monaten Jänner und Fe- bruar auf Einladung seines Sohnes (ein Geburtstagsgeschenk) an der Somali- grenze in Afrika einen Elefanten und in den Urwäldern von Monte Kenyia einen Büffel schoß und in stundenlan- ger Urwaldpirsch seine körperliche Lei- stungsfähigkeit glänzend bewies, wur- de in Kitzbühel eine bekannte Per- sönlichkeit und hat auch im öffent- lichen Leben ehrenamtliche Tätigkei- ten entfaltet. So wurde ihm kürzlich vom Chizzo-Club zum Dank für seine Arbeit die Ehrenpräsidentschaft verlie- hen. Dr. Alois Prinz Auersperg wurde am 26. Oktober 1897 in Weitwörth bei Salz- burg geboren. Das Gymnasium beschloß er 1915 mit der Kriegsmatura und rück- te dann zum Steyrer Feldartillerie- regiment Nr. 42, das damals in Bud- weis stationiert war, ein. Nach der Ab- solvierung des Einjährig-Freiwilligen- Jahres zog er im Frühjahr 1916 an die Südtiroler Front und machte die Offen- sive gegen Arsiero und Asiago mit. Später wurde er als Fliegerbeobachter an der rumänischen und italienischen Front eingesetzt und flog 32 Feindflüge. Im Sommer kehrte er zu seinem Stammregiment zurück, nahm an der Schlacht von Monte Greppo teil, führte seine Batterie nach dem Zusammen- bruch im Herbst 1918 in dreiwöchigem Marsch über die Dolomitenpässe bis L i e n z und waggonierte sie dort glück- lich in Richtung Steyr ein. Nach dem ersten Weltkrieg studierte der Jubilar auf der Universität Inns- bruck, wo er 1925 den Doktorgrad er- warb. Nach einer Praxis beim Landes- gericht Salzburg und einer Amtspraxis in Graz übernahm er von seiner Mut- ter den Besitz in Großarl. 1932 ver- ehelichte er sich mit Gräfin Henriette Larisch verwitwete Fürstin Orsini- R o s e n b e r g. Der glücklichen Ehe ent- sprossen drei Kinder, von denen Hen- riette in St. Johann im Pongau und Alfred und Luitpold in Salzburg ge- boren wurden. Seinen Besitz in Großarl im Pongau mußte er schon 1927 infolge der damaligen Wirtschaftskrise ver- äußern Im zweiten Weltkrieg wurde der Ju- bilar zum Luftwaffenkommando IV nach Wien einberufen und machte die Eroberung von Kreta mit. 1942 wurde er als Gehilfe des Luftattachs an die deutsche Gesandtschaft in Bern kam- manciiert und rüstete dort bei Kriegs- ende als Major ab. Während seines Schweizer Aufent- haltes ersuchte ihn die „Neue Zürcher Zeitung", dafür Sorge zu tragen, daß das bisher in Wien herausgekommene Archiv der Gegenwart", welches für die Photo Toni Rothbadei, Kitzbühel ganze deutschsprachige Journalistik so- wie für die Zeitgeschichte überhaupt un- erläßlich war, fortgeführt wird. Prinz Au- ersperg kannte den Herausgeber Baron Dr. Heinrich Siegler und traf sich mit diesem 1947 in Kitzbühel, wo unser Jubilar nach allen Kriegswirren im Haus Glen Tor ein neues Heim gefun- den hatte. Beide beschlossen die Wei- terherausgabe dieses Werkes, publizi- stisch wie auch kommerziell als Part- ner. Es folgte unter Mitwirkung von Dr. Heigl u. a. die Nachredigierung der Jahrgänge 1945-1947. Aber erst im Jahre 1950 war der Anschluß an eine laufende Ausgabe ge- funden und der „Siegler-Verlag" ge- gründet. Dieser übersiedelte kurz dar- auf nach Zürich und wurde von dort durch die deutsche Bundesregierung nach Bonn angefordert. Der also in Kitzbühel gegründete „Siegler-Verlag KG - Verlag für Zeitgeschichte" arbei- tet seither in Bad Godesberg bei Bonn am „Archiv der Gegenwart" und an- deren durch die Regierung des deutsch- sprachigen Raumes bestellten Doku- mentationen der Politik und Wirtschaft in diesen Ländern. Für die österreichi- sehe Bundesregierung wurden zwei Werke über die Entwicklungen der Po- litik und Wirtschaft seit 1945 in deut- scher und englischer Sprache verlegt, weiters zwei Werke über die Südtirol- frage, diese ebenfalls vielsprachig. Um seine leitende Stellung im Ver- lag besser ausnützen zu können, nahm Dr. Prinz Auersperg auch in München eine Wohnung, kehrt aber immer wie- der nach Kitzbühel zurück. Im Jahre 1957 machte unser Jubilar eine Reise nach Chile, wo sein Bruder als Professor der Neurolgie die physi- kalische Klinik in Concepcion gegrün- det hatte und studierte dort die Ver- hältnisse der dort aufkommenden Waldwirtschaft. Anläßlich eines Auf- enthaltes in Santiago hatte er die Freu- de,in einem Lokal Praxmairweisen zu hören. - Die Familie Auersperg in Tirol: Die Mit- glieder des Hauses sind Herren und Land- mann von Tirol. Der jeweils älteste Landerbmarschall (mit dem Recht, bei Versammlungen der Ritterschaft den Vorsitz zu führen) und zwar aus der Erbschaft der im 18. Jahrhundert aus- gestorbenen Familie der Fürsten Traut- so n. Die Familie Auersperg führt ihren Namen vom Schloß Ursberg in Schwa- ben her. Sie wanderte in der Zeit Karls des Großen (742-814) nach Krain aus. Zu ihren dortigen Besitzungen gehörte das Herzogtum Gotschee im Neu- städter Kreise Illyriens. einer deutschen Sprachinsel im sonst slowenischen Raum. Die dortige Stammburg „Auers- berg" dürfte Adolf von Auersperg er- baut haben, der 1067 erwähnt ist und auch als Stammvater gilt. Später er- warben die Auersperg die gefürstete Grafschaft Thengen bei Schaffhausen in Schwaben und die Herzogtümer Mün- sterberg und Frankenstein in Schle- sien. Diese sogenannten Standesherr- schaften wurden um 1800 an den König von Preußen bzw. an den Marktgrafen von Baden abgetreten. Um die Jahr- hundertwende besaßen sie noch die Herrschaft Gotschee sowie große Be- sitzungen in Böhmen, welche aber nach dem zweiten Weltkrieg verloren gingen. Die Tiroler Besitzungen waren die Schlösser Matrei am Brenner und Spre- chenstein bei Sterzing, große Jagdge- biete im Zillertal und das Trautsonhaus in Innsbruck, nahe dem Goldenen Dachi. Matrei wurde im zweiten Welt- krieg mit 60 Bomben belegt und zer- stört. Sprechenstein wurde auch durch Bomben beschädigt. Beide Besitzungen wurden vom Bruder unseres Jubilars wieder aufgebaut und eingerichtet. Seit der Gründung der konstitutionel- len Staatsform in Österreich unter dem jugendlichen Monarchen Joseph I. im Jahre 1848 stellte die Familie Auers- perg drei bedeutende Staatsmänner. Fürst Karl Auersperg, Gutsbesitzer. Mitglied des österreichischen Herren- hauses, Ministerpräsident vom 30. De-
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