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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. November 1967 3. Folge Wie gern hätte ich die Londoner Story mit einem Happy-End abge- schlossen. Doch leider ist mir nicht danach zumute. in den Tagen meines Londoner Aufenthalts, bei den vielen Gesprächen mit Experten des Frem- denverkehrs und den persönlich emp- fundenen Eindrücken machte ich die Feststellung, daß wir in manchen Be- langen, vor allem aber in der Werbung um den englischen Gast, schwer ins Hintertreffen geraten sind. Sich die Wahrheit anzuhören ist zwar nicht immer angenehm, aber es ist die einzige Möglichkeit, Fehler aufzuspü- ren. Bevor ich in meinem Bericht Details aufzeige, möchte ich Sie mit dem der- zeitigen Gesamtbild des englischen Reiseverkehrs ein bißchen vertraut ma- chen. Großbritanniens Reiseland Nr. 1 ist nicht mehr Italien, auch nicht die Schweiz oder Oesterreich, sondern Spa- nien. Der Trend der Engländer zur sonnigen iberischen Halbinsel ist enorm. Die Reisebüros haben sich ent- sprechend darauf eingestellt und be- ginnen mehr und mehr in Spaniens Fremdenverkehrseinrichtungen zu in- vestieren. Damit legen sie sich fest und der Strom urlaubsbedürftiger An- gelsachsen wird in südliche Bahnen gelenkt. Das Land der Toreros ist aber mit seinem „Devisenbringer" nicht allein. Unzählige Werbestellen in Londons be- sten Straßen und Plätzen, darunter kleine Staaten mit großen Schaufen- stern, werben mit allen nur erdenk- lichen Mitteln um den englischen Gast. Sehr bescheiden zeigt sich das Austrian Departement inmitten dieser riesenhaf- ten Konkurrenz. Und wie schon so oft auf diesem Gebiet hat wieder einmal die Schweiz den Vogel abgeschossen. Kleinmütig betrachtete ich das fünf- stöckige Gebäude aus Glas und Beton im Herzen Londons. Es ist zwar noch nicht beziehbar, doch kündigt eine große Tafel am Portal an, wer der Be- sitzer ist und in welcher Form er sich präsentieren wird. Ich lese und staune: „Schweizer-Center" steht da in dicken Lettern. Und die immer ökonomisch denkenden Schweizer werden den „In- halt" wie folgt gestalten: im Parterre befindet sich die Abteilung Fremden- verkehr, die Swiss Air, dann geht es langsam aufwärts, es folgt die Uhren- industrie, Geschäfte mit speziellen na- tionalen Erzeugnissen, Sportgeschäfte, Gift shops (Souvenirs) und drei Restau- rants mit Schweizer Spezialitäten. Ich muß mich loslösen von dem Ge- danken, daß dieses Werbecenter unseres Nachbarn womöglich auch noch ge- winnbringend ist. Würden wir so etwas jemals zustandebringen? Ich zweifle daran. Ich muß auf andere Gedanken kommen. Mein innerer Wunsch führt mich zu Lillywhite, Londons größtem Fachgeschäft für den Ski- und Winter- sportler. Ich freue mich auf diesen Besuch, denn bei Lilywiiite ist Oester- reich-Woche! In einer der vielen großen Auslagen ist ein stattliches, neutrales Bild einer Winterlandschaft. Daneben schwebt über den Wappen der österr. Bundesländer der Name Austrian-Week. Mit geschwellter Brust, voll nationalem Bewußtsein und beschwingt ob diesem Zugeständnis an das Skiland Austria, steigen wir die Treppen hoch. Rot- weiß-rote Bänder sind die Wegweiser zur Wintersportabteilung. Das Ziel ist erreicht. Ein erstes buntes Skibild weckt meine Aufmerksamkeit. Bei nä- herer Betrachtung sehe ich, daß es von einem Schweizer Skiort stammt. Das nächste Bild kommt aus demselben Land. Eine kleine, ältere Dame, Leite- rin dieser Abteilung und der Trocken- skikurse „klärt mich auf". Sie ist in Davos zu Hause. Im Rahmen dieser für die Wintersportler so wichtigen Verkaufsabteilung befindet sich auch eine Informations- und Reisekoje. Hun- derte Prospekte zieren die Rückwand und locken zum Besuch. Zum Besuch Zur Vorbereitung für die diesjährige Bundesligameisterschaft, die bekannt- lich nur in einem Durchgang abgewik- kelt wird, führte der KEC mehrere Aufbauspiele durch. Im ersten Spiel der Saison traf er in Kitzbühel auf den neuformierten Hockey Club Salzburg und erreichte einen 8 :4-Sieg. Nach fünf Trainingstagen merkte man den Kitzbühelern noch Trainings-, aber be- sonders Konditionsmängel an. Leider verletzte sich der Amerikaner Brooks gleich im ersten Drittel, so daß er praktisch ausfiel und dadurch hing der zweite Sturm total in der Luft. Im zweiten Spiel der Saison mußte der KEC in Bad Nauheim gegen die dortige deutsche Bundesligamannschaft eine knappe, aber ungerechte 5:4-Nie- derlage :4-Nie- derlage in Kauf nehmen. Der KEC ver- teidigte geschickt und griff immer wie- der blitzartig aus der Tiefe an. Der frühere US-Nationaltorwart, der als Gast in den Reihen der Deutschen spielte, sowie ein weiterer Kanadier hatten alle Hände voll zu tun. Bei Kitzbühel bestach Seppi Hübner im Goal, in der Verteidigung gefielen be- sonders Mössmer und Knoll und im Sturm waren Bachler, Jöchl und Ca- meron die Stützen. Brooks nahm we- in die Schweiz und nach Frankreich. Nach langem Suchen entdecken wir einen einzigen Prospekt aus Oester- reich. Er ist von Zams in Tirol. Ich frage das freundlich Auskunft ge- bende englische Fräulein, ob sie schon einmal etwas von Kitzbühel gehört hät- te? „Aber natürlich", sagt sie, „wir sehen doch auch das Hahnenkammren- nen im Fernsehen"! Ich bohre wei- ter. „Und Ski geZahren sind Sie bei uns noch nie?" „Nein", antwortet sie, „ich bin nähmlich Repräsentantin des Skiclubs of Great Britain in der Schweiz!" Gäste kommen und gehen. Ich spitze meine Ohren und rühre mich nicht von der Stelle. Ein junger Mann kommt auf mich zu und fragt in schlechtem Englisch, ob er mir bei der Wahl der Skiausrüstung behilflich sein könne. Das, bedaure ich, gerade nicht, aber es würde mich interessieren, was für eine Art Fachmann er sei. Er sei, beteuerte er, französischer Ski- lehrer aus Verbier und tue als Berater seine Pflicht. Die rot-weiß-roten Girlanden erschei- nen mir wie Trauerweiden, als ich die Austrian Week verlasse. Trotzdem spü- re ich keine Spur von Resignation in mir. „Jetzt erst recht!" rufe ich Gerd zu und morgen, nach einem neuerlichen Besuch bei Lillywhite muß der Kitz- büheler Prospekt an der Tafel hängen! Schlußfolge in der nächsten Ausgabe! gen seiner Verletzung an der Tournee nicht teil. Tags darauf spielten die Kitzbüheler in Baden bei den Raiders, einer auch in Kitzbühel bestens be- kannten kanadischen Mannschaft, und unterlagen nach begeisterndem Spiel mit 3 :6. Auch hier war es wieder beson- ders Seppi Hübner, der die Zuschauer „von den Sitzen riß". Um die Tournee entsprechend nützen zu können und so an Kondition nach- zuholen, was die anderen Bundesliga- clubs durch Spiele bereits voraus ha- ben, trat der KEC abschließend noch in Mannheim gegen den Tabellenführer der Bundesliga Nord-West an und un- terlag dem ERC Mannheim mit 1 :7. Verständlich, daß sich Ermüdungs- erscheinungen bemerkbar machten und so das Resultat höher ausfiel, als es notwendig gewesen wäre. Auf alle Fälle freuten sich die Mannheimer und die vielen Zuschauer über den ersten Sieg über Kitzbühel. Sonntag trat dann der KEC in Salzburg zum fälligen Retour- spiel an und siegte diesmal mit 8: 3 Toren. Das Spiel litt allerdings unter den beiden Salzburger Schiedsrichtern Westreicher und Wieser, die nicht nur die Regeln nicht beherrschten, sondern auch ganz eindeutig für die Salzbur- Kitzböhel und seine Gäste aus Londoner Sicht Karl Koller KEC-Aufbauspiele mit wechselndem Erfolg
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