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Dr. Mikulicz: Kitzbüheler Tierschutz geh 00 ört zur österreichischen Tierschutzelite! Fortsetzung von Nr. 45 und Schluß Samstag, 18. November 1967 Kitzbüheler Anzeiger Seite 23 gesellschaftlichen Schützenabends im Gasthof „Zur Traube" statt. Das „Kai.nz- rer-Trio" aus Wörgl sorgte für den musikalischen Teil. Besondere Stim- mung brachte ein Einakter aus dem Volksstück „Die drei Dorf heiligen" unter der Regie von Schützenhaupt- mann Toni S t e g m a jr aus Brixen. Oberschützenmeister Sepp Gar g i t - Man könne aber selbstverständlich nicht vom Tierschutzverein erwarten, daß er an Private Vogelfutter ausgibt. ür die vorbildliche Zusammenarbeit mit der Hauptschule bedankte sich Ob- mann Dr. Ganster öffentlich bei Frl. tJlli Seng, deren reger Initiative es der Tierschutzverein verdankt, daß in Kitzbühel ein weit über den Ort hin- aus bewundernswertes Beispiel tier- freundlicher Sch ularbeit praktiziert wird. Die Verfolgung von schweren Tier- quälereien, berichtete Dr. Ganster, sei weiter zurückgegangen, was eine an- genehme Erfahrung bedeute und nicht .iuletzt auch der so aktiven öffent- Jchen Arbeit des Vereins zu verdan- ken sei. Dazu dankte der Obmann der Gendarmerie, weiche sich im allge- meinen sehr aktiv dem Tierschutz wid- me. Dr. Ganster verlas ein Schreiben des Landesgendarmeriekommandanten für Tirol Oberst Fuchs, in welchem er ihm über den tierschützerisch vorbild- lich arbeitenden Gendarmerieposten Kirchberg geantwortet hat. Er werde nicht verfehlen, den Beamten des Gen- darmeriepostens Kirchberg seinen Dank auszusprechen, versicherte in herzli- chen Worten Oberst Fuchs. Gemäß den Anweisungen des Landesgendarmerie- Kommandanten werde die Gendarmerie Tirols immer ihr besonderes Augen- merk der Ausforschung von Tierquä- lern schenken. Mit spontanem Beifall dankte die Versammlung. Höhepunkt des Vereinsjahres war die Arbeitstagung österr. Tierschutzdele- gierter in Kitzbühel, beendete Obmann Dr. Ganster seinen Tätigkeitsbericht. (Ueber diese Bundestagung hat der KA ausführlich berichtet. Anm. d. Red.) Diese so erfolgreich verlaufene Tier- schutztagung sei Höhepunkt und Stolz der Vereinsarbeit 1967 geworden. Oeffentlichen Dank sprach Dr. Ganster dem Obmann des Kameraklubs Kitz- bühel, Berta Walch, und Dipl.-Restau- rateur Dawid für ihre ausgezeichneten Ausstellungen aus (Photowettbewerb „Du und das Tier" und von der Galerie Dawid „Das Tier in der modernen Kunst"). Auch der Kuranstalt, welche ter schloß den Abend mit dem Dank an alle Gönner und Förderer des Schützenwesens, besonders an seinen engeren Mitarbeiterstab im schweren Schießstandjahr 1966/67. Mit besonderer Freude wurde in Hopfgarten vermerkt, daß am Schützenabend auch Ober- schützenmeister Adolf Na g 111er teil- genommen hatte. diese ausgezeichneten Ausstellungen in ihren Hallen gastfreundlich aufnahm, dankte der Obmann. Der innigste Dank gebühre aber allen Tierfreunden Kitz- bühels, welche die gute Sache des Tier- schutzes mit massiver Hilfe unterstüt- zen. Der Tierschutzverein wird im kommenden Vereinsjahr durch eine in- tensive Werbeaktion noch mehr in die Breite und in die Tiefe der Bevölke- rung arbeiten. Nach seinem Tätigkeitsbericht über- reichte Obmann Dr. Ganster die Preise des Tierschutzvereins Kitzbühel für die Sieger im Photowettbewerb. Bei der Neuwahl wurde Dr. Ganster einstimmig als Obmann wiedergewählt Als Stellvertreter Fritz Jäger; Kasse: Emmy Ganster und Josef Fersterer; Kulturreferent: Berndt Kaaserer; Schul- referent: lJlli Seng; Beiräte: Ing. George Cochrane, Carl Gerheim Mj. a. D., Co- rinna Reinl, Hans Radler und Inge Radler und Hans Strobl. Das Hauptreferat des Abends hielt Dr. Adalbert Mikulicz, Vizepräsident des Welttierschutzbundes. Es sei für Ihn immer eine große Freude, vor so einem dankbaren Publikum wie in Kitzbühel über internationale Tierschutzprobleme zu sprechen, versicherte Dr. Mikulicz. Der Tierschutzverein Kitzbühel gehöre zur Elite der Tierschutzvereine Oester- reichs. Dieser Verein verdanke seine respektiöse Wertschätzung vor allem dem Fleiß seiner Arbeit. Hier in Kitz- bühel spüre man, daß in der Tier- schutzarbeit nicht improvisiert, sondern in zäher Kleinarbeit praktiziert wird. Er gratuliere seinem Kollegen und Freund „Oskar" zu diesem Erfolg, den er mit seiner bekannten Zivilcourage errungen hat. Wenn wir überall solche Tierschutzvereine hätten wie in Kitz- bühel, stünde die Tierschutzidee wohl anders da. Vom Beispiel des vom Kitzbüheler Tierschutzverein aufgedeckten Fohlen- dramas ausgehend berichtete Dr. Miku- licz über die alles, nur nicht befriedi- gende Situation auf dem Sektor der Tiertransporte. Wenn man im Verlauf der Fohlenaffäre beruhigende Versiche- rungen z. B. der Bundesbahn gehört und gelesen habe, so sehe es in der Praxis doch ganz anders aus. So stehen Kälbertransporte aus dem Ausland an Bahnhöfen wie in Penzing bei Wien 9 Stunden lang herum. Kein Wunder also, daß diese Saugkälber grausame Ausfälle durch Verdursten und Ver- hungern erleiden. Wenn man solche Tatsachen so veröffentlicht, wie sie sind, fühlen sich immer die verantwort- liehen Stellen auf die Füße getreten. Besonders amtliche Stellen leiden unter Empfindlichkeit, wenn dem Mitbürger mitgeteilt wird, was ihm verschwiegen werden soll. Wir Tierschützer dürfen aber nicht schweigen, appellierte Dr. Mikulicz, denn wir sind dazu da, für die zu reden, die nicht reden können. Für uns sind Lebensmittel sehr wohl eine „Sache", aber erst dann, wenn es sich um Fleisch handelt. Bis zum Tod der Tiere müssen sie uns lebende Ge- schöpfe mit dem Schmerzempfinden des Durstes, des Hungers, der Hitze und der Kälte, der körperlichen und seelischen Grausamkeit sein und blei- ben. Der Welttierschutzbund hat eine internationale Konvention über die Tiertransporte ausgearbeitet, welche nun von den europäischen Staaten, nach ihren Voraussetzungen zugeschnitten, gesetzlich verankert wird. Wenn diese Konvention in Oesterreich Gesetzes- kraft bekommt, dann werden diese täg- lichen Skandale unter den Tiertrans- porten auf der Schiene und auf der Straße endlich vor die Strafgerichte kommen, wo sie längst hingehören. Dr. Mikulicz führte dann die Kitz- büheler Tierfreunde in ein bisher un- bekanntes schauerliches Gebiet moder- ner Massentierquälerei. So wußte unter den Zuhörern wohl kaum jemand et- was von den Schildkröten, welche le- bend aufgehängt werden und von ihnen bei lebendigem Leib Fleisch abgeschnit- ten wird, weil das ‚.lebende" Schild- krötenfleisch am besten schmeckt. Oder von den Schildkröten, aus denen das Schildpatt für Brillen u. dgl. herge- stellt wird und welche lebend über offenen Feuern rösten, damit die be- gehrte Schildschicht abgezogen werden kann. Oder durch heiß-kalte Wechsel- bäder bei lebendigem Leibe. Oder über- haupt von den Suppenschildkröten, welche drei Wochen lang auf dem Rücken liegend im Schiff transportiert werden. Weiche Erfolge die Zusammen- arbeit der Tierschützer der gesamten Welt erreichen kann, beweise die inter- nationale Situation nach den massiven Weltprotesten über die grausame Rob- benjagd. Auch dazu haben alle Ver- tuschungsversuche und alle Bagatelli- sierungen der interessierten Handels- und Staatsstellen nichts genützt. Die grausame Wahrheit, daß diese Seehund- babys bei lebendigem Leib enthäutet werden, ist durch entsandte Sachver- ständige einwandfrei bewiesen worden. Derzeit lagern Robbenfelle für drei
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