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Seite 8 1, 11 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. November 1967 Anlaß zu einer eigenen Begrüßungs- zeremonie. Vor dem Gasthof Lindner- wirt hatten sich der Gemeinderat mit Bürgermeister Franz H ö c k, die Leh- rerschaft mit der Schule, der Obmann des Fremdenverkehrsverbandes Alois Nothdurfter mit den Ausschuß- mitgliedern und eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr zum Empfang aufgestellt. Der immer dichter wer- dende Regen ließ jedoch den Ablauf der Begrüßungszeremonie nicht zu, und sogar die Kinder, welche ihre Verse vortrugen, wurden infolge der Nässe gestört. Bürgermeister Höck nahm dann die Gelegenheit wahr, im großen Werksraum der Firma Dipl.- Ing. Franz Cervinka zum hohen Land.- tag zu sprechen. „Sehr geehrter Herr Landtagspräsi- dent, sehr geehrter Herr Landeshaupt- mann, sehr geehrter Herr Bezirks- hauptmann, sehr geehrte Herren des Landtages, der Landesregierung und der Beamtenschaft! Im Namen der Gemeinde Obern- dorf bern- dorf darf ich Sie auf das herzlichste begrüßen. Wenn auch ein Aufenthalt in unserem Dorf nicht vorgesehen war, so bitte ich die erzwungene Un- terbrechung der Fahrt zu entschuldi- gen, aber unsere Bevölkerung und be- sonders die Schuljugend wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dem hohen Tiroler Landtag in kleines Zeichen der Aufmerksamkeit zu schen- ken, und ich bitte Sie daher, dies als eine besondere Wertschätzung zu be- trachten. Nichtsdestoweniger freuen wir uns, daß Sie unserem Bezirk und insbesondere dem Hartsteinwerk auf Oberndorfer Boden die Ehre Ihres Be- suches gegeben haben, diesem Werk, das aus kleinsten Anfängen durch wohl unüberbietbaren Unternehmergeist und Risikofreudigkeit seines Inhabers Dipl.- Ing. Cervinka und seiner Mitarbeiter sich zu einem Betrieb entwickelt hat, der nicht nur zahlreichen Arbeitern und deren Familien die Existenz si- chert, sondern auch zu einem bedeu- tenden Wirtschaftsfaktor, insbesondere auf dem Straßenbausektor, empor- gewachsen ist. Allerdings wurden durch das Beste- hen des Hartsteinwerkes und durch die dringende Notwendigkeit des Aus- baues unserer Straßen, wofür wir aus ganzem Herzen danken wollen, auch andere Unternehmen, wie beispiels- weise die Asphaltmischanlagen, an- gezogen, die durch eine beträchtliche Rauch- und Staubentwicklung dem in unserer Gemeinde aufstrebenden Frem- denverkehr nicht sehr förderlich sind und die außerdem für die Gemeinde keine finanziellen Vorteile bringen, weil die Gewerbesteuer jenen Gemein- den zufließt, in denen sich der Sitz des Unternehmens befindet. Aus die- sem Grunde bitte ich die Herren der Tiroler Landesregierung und des Ti- roler Landtages, in ihren Beratungen und Beschlüssen die Interessen der kleinen Gemeinden nicht zu vergessen, und ihnen bei der Bewältigung ihrer großen Aufgaben zu helfen. Bei der Gemeinde Oberndorf ergäbe sich schon in allernächster Zeit eine sehr günstige Gelegenheit für die Ti- roler Landesregierung insofern, weil die Gemeinde Oberndorf gezwungen ist, im kommenden Jahr ein neues Schulhaus zu bauen, dessen Kosten die finanzielle Leistungsfähigkeit un- serer kleinen Gemeinde bei weitem übersteigen. Meine Bitte geht nun da- hin, daß ich nicht ungnädig aufgenom- men werde, wenn ich in der nächsten Zeit mit dem Bettelstab nach Inns- bruck komme. So danke ich noch einmal herzlich für Ihren Besuch und wünsche Ihnen einen weiteren guten Verlauf Ihrer Be- suchsfahrt durch unseren Bezirk und weiterhin recht viel Glück und Erfolg in Ihrer Arbeit im Tiroler Landtag und in der Tiroler Landesregierung zu un- ser aller Wohl und zum Segen für un- ser Heimatland Tirol." Nach einem außerordentlich inter- essanten und ausführlichen Vortrag durch Dipl.-Ing. Franz Cervinka über das Entstehen des Hartsteinwerkes und die jetzige Leistungskraft und Lieferbereitschaft in weitem Umkreis sollte eine Großsprengung durch- geführt werden. Es war eine Spren- gung mit mehreren tausend Kilo- gramm hochbrisantem Sprengstoff vor- bereitet worden und das Produkt wäre eine etwa 30 Meter hohe und 60 Meter breite „Diabaswand" mit einer Aus- beute von zirka 40.000 Tonnen Diabas- material gewesen. Wegen Zeitdruck konnte jedoch dieses einmalige Erleb- nis nicht mehr mitgemacht werden. Durch ein Vorkommando wurde Kitz- bühel über die halbstündige Zeitüber- schreitung verständigt. Gott sei Dank hatte es aufgehört zu regnen; die kalte „Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Wenn Sie in unsere Stadt kommen, haben Sie wahrscheinlich den Ein- druck, Sie kommen in eine reiche Ge- meinde. Stattliche Häuser, ordentliche Straßen mit Gehsteigen, Kanalisation, verkabelte Stromleitungen, große Neu- bauten: das Krankenhaus, das Kur- mittelhaus mit Hallenbad, der Rohbau einer Doppel-Hauptschule, ein Netz von Bergbahnen und Skiliften. Leider trügt der Schein, viele dieser Anlagen sind im Darlehensweg finanziert. Da Kitzbühel wenig Hinterland und keine wesentliche Industrie hat, ist es beinahe ausschließlich ein Fremden- verkehrsort. Wie rasch der Fremden- Witterung machte aber den angetrete- nen Formationen das Warten nicht leicht, insbesondere den Jungschützen nicht. Der Empfang wurde aber auch in der Bezirksstadt Kitzbühel exakt und in einer feierlichen Form durch- geführt. Nun auch Landeshaupt- mann Walinöfer mit dabei! Das weiche Herz des Herrn Land- tagspräsidenten gegenüber seinem Volk erwies sich auch auf der Fahrt nach Kitzbühel. Die Firma Anton Kahl- b a c h e r hatte links und rechts der St. Johanner Straße Geräte und Ma- schinen zur Schau aufgestellt, Lichter und Scheinwerfer blitzten, als der Om- nibus mit den hohen Gästen in Sicht kam, und so gab es auch hier einen Aufenthalt, obwohl nur in der Dauer von zwei Minuten, während welchem die Schneeräummaschinen, die Schnee- pflüge, die Sand- und Salzstreuauto- maten und die neuesten Skipisten- pflegegeräte besichtigt wurden. Der Empfang in Kitzbühel fand in der Vorderstadt statt. Vor dem Spar- kassengebäude hatte die Stadtmusik Aufstellung genommen und gegenüber die Formationen der Schützenkompa- nie, der Jungschützen und des Kaiser- jägerbundes. Auch die Bevölkerung war zahlreich vertreten, die Stadt trug Flaggenschmuck, so daß sich unsere Bezirksstadt in gewohnter festlicher Aufmachung zeigte. Nach einem Begrüßungsmarsch durch die Stadtmusik unter Stadtkapellmei- ster Sepp G a s t e i g er schritten Land- tagspräsident DDr. Alois Lug g er und Landeshauptmannstellvertreter Dr. Fritz P r i o r mit dem Kommandanten der Schützenkompanie Schützenmajor Adolf Na g i 1 er unter den Klängen des Pa- rademarsches die Fronten ab. Hierauf erfolgte die Ansprache von Bürgermei- ster Hermann Reisch. verkehr auf jede wirtschaftliche oder politische Änderung reagiert, ist be- kannt, so daß aus dem Fremden- verkehrsgewerbe die Einnahmen der Stadt an Steuern sehr schwanken. Um der immer stärker werdenden Kon- kurrenz zu begegnen, sind ständig In- vestitionen von den Unternehmern im Gastgewerbe und von der Gemeinde bei Verkehrsflächen, Anlagen, Seil- bahnen und Liften erforderlich, auch ist die Verbesserung von Skipisten und deren Pflege und vieles andere notwendig. Z. B. haben die Fremden- verkehrsinteressenten durch 20 Jahre eine jährliche Annuitätenzahlung von über 2 Millionen Schilling für das Kur- Kitzbühel keine reiche, aber eine glückliche Stadt Größtes Anliegen: Umfahrungsstraße West
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