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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 25. November 1967 Ein , anderes Schlagwort zur Aufbes- serung der Volkswirtschaft heißt G. d. d. I. - Gewinn durch die Investition. Wollen wir international mithalten, so müssen wir ständig investieren. Worin aber? Was bedarf einer großzügigen Forderung? Zusammengefaßt alles, was der Steigerung der Qualität, dem Wohlbefinden des Gastes dient. Schenken wir der Unterhaltung des Gastes noch größeres Augenmerk. Lau- fende Abwechslung ist eine Notwendig- keit! Vor allem an Regentagen darf sich kein Gast langweilen, denn das würde die gedrückte Stimmung um Österreich liegt in der Mitte Euro- pas, sagen die Geographen. Die west- lichen Politiker behaupten hingegen, Österreich läge am östlichen Ende un- seres Kontinents. Österreich nimmt also politisch gesehen eine Grenzstel- lung ein, wie kein anderer Staat Euro- pas. Im Westen die ebenfalls neutrale Schweiz, im Norden und Süden die NATO-Länder Deutschland und 'Italien, im Osten die Staaten des Warschauer Paktes mit Jugoslawien, das gegen- wärtig seine Politik wieder mehr nach Moskaus Wünschen ausrichtet. Grenzländer haben nun seit eh und je die Aufgabe, eine Mittlerrolle zwi- schen ihren Nachbarn zu spielen. Österreich wird diese Aufgabe nach herkömmlichen Ansichten schon seiner geographischen Lage wegen auf- gedrängt. Auch die österreichische Vergangen- heit weist darauf hin. Die Grenzen der österreichisch-ungarischen Monarchie verliefen am Karpatenbogen und au- ßerdem stellten die Habsburger wäh- rend eines halben Jahrtausends den römischen Kaiser deutscher Nation, dessen Herrschaftsbereich bis an die Nordsee reichte. Somit träfen alle Bedingungen für einen Mittler in Österreich ideal zu- sammen. Worin kann nun eine Ver- mittlung bestehen? Voraussetzung da- für ist, daß zwei verschiedene Meinun- gen herrschen, die einander anschei- nend unausgleichbar gegenüberstehen. Da dies vor allem in der Politik der Fall ist, will ich mich zunächst mit den Vermittlungsmöglichkeiten auf po- litischem Gebiet befassen. Anschließend werde ich die Möglichkeiten in wirt- schaftlichen und kulturellen Bereichen erörtern. Nun hat sich die Situation in den letzten Jahren sehr geändert. Die Ver- einigten Staaten und die Sowjetunion sehen sich zur Zeit von einer auf- strebenden Großmacht bedroht: China. Die beiden Supermächte sprechen wie- der miteinander und beenden somit den kalten Krieg. Sie tun das nicht noch einige Grade abkühlen, anstatt sie aufzulockern. Der Bund und die Länder sollten Kredite bevorzugt für Schlechtwettereinrichtungen gewähren, wie für Hallenschwimmbäder, Lese- räume u. ä. Ferner könnte eine Aktion „der kritische Gast" ein einmaliges Ansehen unter allen Reisenden ver- mitteln. Lassen Sie den Gast einen Fragebogen ausfüllen, was ihm gefiel, worauf er mehr Wert legte, was ver- nachlässigt wurde etc. Dann verläßt Sie der Fremde im Bewußtsein, daß alles getan wird, um ihn zufrieden- zustellen. Er wird wiederkommen. mehr im neutralen Österreich, wie zur Zeit Kennedys und Chruschtschows, die sich in Wien trafen, sondern füh- rende Beamte beider Länder reisten jeweils nach Moskau oder Washington, um dort Kontakte aufzunehmen. Ein Mittler erübrigt sich also, denn die Großmächte sind heute bereits soweit, daß sie über Probleme von beidersei- tigem Interesse verhandeln. Siehe Atomsperrvertrag und auch der öster- reichische Staatsvertrag ist ein Bei- spiel dieser Tendenz. Die politische Lage ist heute so, daß die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten ohne Mittler voll und ganz BOUTIQUE TYROL TRACHTEN KOSTUME auskommen. Ein österreichischer Re- gierungschef, der seine guten Dienste als Vermittler in Moskau oder Wa- shington anbietet, muß Gefahr lau- fen, belächelt und was noch schlimmer wäre, nicht beachtet zu werden. Denn die Regierungen beider Staaten sind durch den heißen Draht miteinander verbunden, können also sofort in eine direkte Verbindung miteinander treten. Zusammenfassend möchte ich fest- stellen, daß Österreich in politischen Bereichen keine Bedeutung mehr als Mittler hat. Bundeskanzler Dr. Klaus und sein Außenminister Dr. Toncic- Sorinj dürfen deshalb nicht erwarten, daß man ihnen im In- und Ausland begeisterte Zustimmung entgegenbringt, wenn sie dem Ostblock mehrere Be- suche innerhalb eines Jahres abstat- ten, zumal ja die Ostblockreisen des damaligen Vizekanzlers Dr. Pittermann vor gar nicht langer Zeit von der gleichen ÖVP, die heute die Regierung bildet, als Zeichen für die Ostanfälligkeit der SPÖ ausgelegt und im Wahlkampf auch weidilichst ausgenützt wurden. Österreich soll sich in dieser Bezie- hung an die Schweiz halten, die nur selten ihren Regierungschef in andere Länder entsendet und fast nie Re- gierungshäupter östlicher oder west- licher Staaten empfängt. Nur wenn sich Österreich nicht aufdrängt, wird es in ernsten Situationen als Vermitt- ler akzeptiert werden. Österreich muß sich viel mehr sei- ner wirtschaftlichen und kulturellen Mittlertätigkeit zuwenden. Hier er- geben sich für Österreich auch in der Gegenwart noch viele Möglichkeiten. Österreich wickelt jetzt mehr als ein Achtel seines Außenhandels mit dem Ostblock ab. Nach Ausbau der Han- delsverträge, die allerdings nur zwei- seitig und nicht mit allen Comecon- Staaten in einem abgeschlossen wer- den müßten, und wenn Österreich ein günstiges Abkommen mit der EWG erhalten hat, würde Österreich mit drei Wirtschaftsblöcken verbunden sein. Das wäre somit ein Anfang zur wirt- schaftlichen Vereinigung Europas. Wenn Österreich eine Verbindung mit allen drei Wirtschaftsblöcken, nämlich der EWG, der EFTA und dem COMECON eingehen könnte, würde es zu einem idealen Transitland. Auch verkehrs- technisch würde dies keine großen Auf-, gaben mit sich bringen, weil Österreich in der Mitte dieser drei Wirtschafts- systeme liegt und auch das Straßen- netz nach Ausbau der Brenner-Inntal- autobahn sowie der Südautobahn den gesteigerten Belastungen gewachsen ist Auch die Donauschiffahrt könnte da- durch zu neuen Ehren kommen. Da die Donau von allen Uferstaaten als internationales Gewässer betrachtet wird und bis Regensburg schiffbar ist, bietet sie sich als Transportweg für Massengüter geradezu an. Bei Ausnützung dieser Möglichkeiten würde der Handel in Europa sehr be- lebt werden und dadurch fände die Krise, in der Europas Wirtschaft zur Zeit steckt, weitgehend ein Ende. Als drittes verbleibt nun die Ver- mittlung auf kulturellen Gebieten. Da Österreich aus den Zeiten der Mon- archie noch bestehende Bindungen mit seinen Nachbarländern im Osten hat, sind hier die Erfolgschancen am größ- ten. Daher sind die größten Anstren- gungen auf dieses Gebiet zu konzen- trieren. Der kulturelle Austausch darf sich daher nicht nur auf Wiener Walzer auf der einen Seite und Kosaken,- tänzer auf der anderen Seite beschrän- ken. Die Gastspiele russischer Theater- gruppen und Orchester sollen auch der breiten Masse zugänglich gemacht wer- den. Auch der Verkehr von Wissen- schaftlern und Studenten untereinander muß gefördert, werden, ebenso die Ab- haltung von Tagungen, auf denen Er- fahrungen ausgetauscht werden können. Eine besondere Rolle muß hier auch der Fremdenverkehr spielen. Eine Er- leichterung der Reisebestimmungen von und in die Ostblockländer kann viel Osterreich als Mittler zwischen Ost und West Andreas Wörgötter, Kitzbühel, Schüler der 7. Klasse des Bundesgymnasiums St. Johann - Mit 2. Preis ausgezeichnet
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