Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. Dezember 1967 In diesen Tagen wurde von der Buch- handlung Schiestl, Kitzbühel, ein Schau- fenster für das neue Reisebuch „Und der Wind, den ich überall mitnehmen muß" von Gert Müller eingerichtet. Gert Müller ist der Sohn von Erwin Müller, Bürgermeister in Kitzbühel von 1938 bis 1945. Er wurde am 16. Dezem- ber 1931 in Innsbruck geboren und ging in Kitzbühel in die Schule. Neben sei- ner schriftstellerischen Arbeit ist er als Journalist, insbesondere als Redakteur für die Tiroler Nachrichten tätig. In der Sendung von Radio Tirol „Ti- roler Kulturspiegel" vorn 16. Novem- ber 1967 wurde über den Autor und sein Werk von Raoul Henrik Strand folgendes ausgesagt: „Dieser Tage ist im A.-Schenl--Ver- lag, Wien 1967, ein 184seitiger Leinen- band erschienen, der den poetischen Titel „Und der Wind, den ich überall mitnehmen muß" trägt. Aus dem Tage- buch eines Vaganten. Als Verfasser zeichnet der bekannte Innsbrucker Journalist Gert Müller, aus dessen. Künstlermappe auch der Oesterr. Rund- funk schon manches Manuskript gesen-, det hat. Gert Müllers Band nennt sich im Untertitel bescheiden „Aus dem Ta- gebuch eines Vaganten" und auch die als Motto erstellte Strophe unseres Volkssängers Sepp Weidacher, dessen poetische Versuche Gert Müller übri- gens vor Jahren ermutigt und geför- dert hatte, deutet darauf hin, daß hier Wandertrieb, Unruhe des Blutes und Sehnsucht nach unbekannten Fernen Pate gestanden haben. In der Tat han- delt es sich bei vorliegender Neuer- scheinung um einen Sammelband von Reiseskizzen, Aufzeichnungen aus Wan- derjahren, kleinen Porträts und Er- lebnisberichten aus fremden Ländern, im „Tällel des Kasbaches auf der Frei (,‚gemeine Weide"), wo heute •das Gra- ben- und Sixthäusl stehen, das an das Oberthanner Feld gegen die Sperten gelegene Haller (oder Knappen-) Haus besaß 1607 Christina Hallerin „Han- sen Khrimpichler Schneiders Hausfrau". Dieses um 1483 von Peter Haller erbau- te „steinerne Haus, auf dem Stein Meierl, so herab gegen dem Pirglstein ligt" wurde um 1800 abgebrochen. Es stand vermutlich zwischen dem Löben- oder Perlhäusl und dem Jäger- oder Stad- lerhaus, die um 1688 erbaut wurden. Das vor 1607 aus dem halben Gut Mi- cheirain gebrochene Matheiß-Wörgart- ners Schmidtsfeld mit der daraufstehen- den Behausung ist das nach dem Schu- ster Hans Angermann benannte Hansl- schustergütl, die zwischen den Häusern Mantier (Oberhauser) u. Gräll (Schranz- hofer) stehende „romantische" Tenne des Hansischusterbauern gehörte 1607 als Stall zum Krinnerhaus (Gutensohn). die der Autor sich auf eigenwillige Weise, mit Muße und sehr viel Ver- ständnis für die ganz anderen Lebens- weisen ihrer Menschen erschlossen, ja mitunter mit seinem begeisterungsfähi- gen Herzen erobert hat. Es ist der viel- fältige, an geheimnisvollem Zauber noch immer reiche mediterrane Raum, es sind die Küsten des Mittelmeeres, von denen hier in den 21 abgerundeten Kapiteln die Rede ist. Müller läßt den Leser teilhaben an besinnlichen oder manchmal auch übermütigen Reiseta- gen und Aufenthalten in Italien, so in Rom, Florenz, Modena, Umbrien und Neapel, dann auf dessen großen Inseln Sizilien und Sardinien; er nimmt ihn weiters mit nach Nordafrika, nach Tu- nis und Algerien, in die Sahara, nach Aegypten und schließlich verabschie- det er sich von ihm bei einem Becher retsinierten Weines in einem Kiefern- hain Griechenlands. Er berichtet von tausend Erlebnissen und Beobachtun- gen, aus denen sich die einzelnen Gast- länder, fremde Städte und Landschaf- ten mit ihren charakteristischen At- mosphären, ihren Traditionen erschlos- sen. Aber vor allem stellt er Begegnun- gen und Gespräche mit den jeweiligen Bewohnern in den Vordergrund. Denn um die menschlichen Kontakte ist es Gert Müller in jenen Tagen seines Va- gantentums in erster Linie zu tun ge- wesen. Und diese Seiten sind denn auch die farbigsten und aufschlußreichsten in dem Buch, vor allem in jenen Kapi- teln, die Sardinien gewidmet sind, der heimlichen großen Liebe des Autors. Hier ist auch stilistisch die geglückte- ste Mischung von Erlebnisbericht und Reisebeschreibung getroffen und die beschworenen Hirten und Fischer tre- ten in ihrer archaischen Zeitlosigkeit am plastischesten vor des Lesers Auge. Sympathisch wirkt überdies an Gert Müllers Band der unaufdringlich-locke- re, ganz natürliche und gelegentlich auch recht heitere Erzählton. Mitunter verleitet dies freilich auch zum Ab- schwenken in ganz private, anekdoti- sche Bezirke z. B. in jenen Abschnitten. die Müllers zeitweiligem Reisegefähr- ten, dem Südtiroler Kunstmaler Luis Stefan Stecher, gewidmet sind, der al- lerdings dafür den Band mit zwanzig schwungvollen, ebenfalls meist humor- vollen Federzeichnungen illustriert hat." Das Buch ist zum Preis von 98 Schil- ling in unseren heimischen Buchhand- lungen erhältlich. Gert Müller meidet Auto und Flug- zeug, schindet die Reifen seines Fahr- zeuges und zerreißt seine Schuhe. So findet er zu einfachen Menschen eines Landes, findet Zugang zu ihnen in ih- rer eigenen Sprache, auch wenn es die arabische ist. Franz Huter: Historische St&idtebilder aus Alt-Tirol 168 Seiten, 8 Farbtafeln, 48 Photos und Stiche, lam. Pappband, 168 S, 26 DM/sfr. Tyrolia-Verlag Innsbruck - Wien - Mün- chen. Was wären unsere Alttiroler Städte ohne den durch Jahrhunderte bewahr- ten Kern? Diese Frage stellt sich dem Leser und Betrachter des neuen Bu- ches von Franz Huter „Historische Städtebilder aus Alt-Tirol". Der Tiroler Historiker erklärt jeweils das heutige Bild aus seinem Werden und ordnet die geschichtliche Entwicklung in den großen kulturellen Zusammenhang ein. Es sind insgesamt 21 Städte aus Deutsch- und Weischtirol, die auf diese Weise in Wort und Bild Leben gewin- nen. Die tirolische Stadt weist beson- dere Eigenheiten auf. Die Stadtgrün- dungen entstammen dem 11. bis 14. Jahrhundert, Gebirgslage, verschieden- sprachige Einwohner, der Grenz- und Durchzugscharakter des Landes zeigen vielfältige Auswirkungen. Die hohe Zeit der Tiroler Stadt ist das Mittelalter, als geistliche und welt- liche Fürsten wegen der Verkehrslage oder wegen des Bergsegens feste Plätze schufen, den bereits vorhande- nen Märkten das Stadtrecht verliehen. Durch die Verkehrsentwicklung vor al- lem des 19. Jahrhunderts kamen ein- zelne Städte in eine Randlage, anderen wiederum blieb die Ausbreitung man- gels Raum versagt. Diese vor allem konnten das gotische Stadtbild bewah- ren und ihren eigentümlichen Reiz er- halten, der ausstrahlt auf alle, denen Gemütswerte noch nicht völlig ver- lorengegangen sind. .Reise-Tagebuch von Gert Müll er Ausstellung in der Buchhandlung Schiestl, Kitzbühel
< Page 10 | Page 12 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen