Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. Dezember 1967 Barbara Oh er m o s er, Kitzbühel, Wehr- gasse 7, beide in der Lehrfirma KIPA - Dipl.-Kfm. Fritz Tscholl und Hans Werner Tscholl, Kitzbühel; Rosemarie Weichseibraun, Kirch- berg 1/155, in der Lehrfirma Stadt- werke Kitzbühel, Elektrogewerbe; Anna K a p f e r, Oberndorf 43, in der Lehrfirma A. Pichler, Textilindustrie, Kitzbühel. Der österreichische Fremdenverkehr hat sich nach dem zweiten Weltkrieg um wichtigsten Teil der Volkswirt- schaft entwickelt. Die Gründe dafür liegen zwar auch in der schönen Land- schaft, in der Gastfreundschaft der Österreicher und in den günstigen An- geboten. Aber dies alles besaß Öster- reich auch vor dem Krieg, und damals war der Fremdenverkehr aber nicht der wichtigste Teil der Volkswirtschaft Ausschlaggebend für diese enorme Entwicklung war die Entdeckung des Skisports durch die breite Masse. Gäbe es keinen Wintersport, müßte sich Österreich zu den ärmeren Ländern zählen. Der Fremdenverkehr ist also nicht irgend ein Wirtschaftszweig, sondern eine tragende Säule der Wirtschaft. Der Beweis ist leicht zu führen. Die Deviseneinnahmen haben sich von 1960 (6 Milliarden Schilling) bis 1966 (15,4 Milliarden Schilling) nicht nur fast verdreifacht, sondern stellen auch die Exporterlöse aller übrigen Sparten weit in den Schatten. Die Eisen- und Stahlindustrie z. B. brachte 1966 einen Exporterlös von 5,7 Milliarden Schil- ling, der Maschinenbau 4,9 Milliarden, Textilindustrie 4,1 und die Holzausfuhr 3,2 Milliarden Schilling. Demgegenüber stehen wie gesagt 15,4 Milliarden Schil- ling des Fremdenverkehrs. Dabei wurde gar nicht in Betracht bezogen, daß der Umschlag eines Fremdenverkehrsschil- lings drei- bis viermal erfolgt, weil ja auch der Umsatz der Ausländer in Österreich dazugerechnet werden muß. Die überragende Bedeutung des Frem- denverkehrs, von dem außer den direkt beteiligten Zweigen der Fremdenver- kehrswirtschaft fast der gesamte Han- del, die Kurärzte, ein Großteil der Ge- werbetreibenden und die Privatvermie- ter, also ein erheblicher Teil der Ge- samtbevölkerung, profitieren, ist damit eindeutig bestätigt. Daher muß es ge- radezu grotesk anmuten, daß im Ver- gleich zu den Deviseneinnahmen nur ein verschwindend kleiner Prozent- satz für Investitionen aufgewendet wird. Dies zeigt, wie falsch die tat- Sektion Industrie Johann Müllauer, Leogang, Madreit 13, in der Lehrfirma Österreichisch- Amerikanisches Magnesitwerk, Hoch- filzen; Ferdinand P ich 1 e r, Kitzbühel, St.-Jo- hanner Straße 29, in der Lehrfirma Sportalm-Strickerei Willy Kruetsch- nigg, Kitzbühei. Wir aratulieren! sächliche Position des Tourismus in der österreichischen Volkswirtschaft eingeschätzt wird. Der Fremdenverkehr hängt von zwei Tatsachen ab: von unserem Angebot in bezug auf Quantität und Qualität. von der Wirtschaftslage der Be- sucherländer. Österreich wird aber nicht mehr lange zu den führenden Fremdenver- kehrsländern gehören, wenn der Staat nichts unternimmt. Die Konkurrenz schießt im Westen wie im Osten Pilz- Wer sparen will, kauft Qualität„] wer Möbel braucht zu Huber geht! artig aus dem Boden. In Südostfrank- reich werden an die 50 Milliarden Schilling für den Wintersport vom Staate investiert. Es werden dort ganze Täler durch Skizirkusse erschlossen, die miteinander gekoppelt wiederum einen einzigen riesigen Skizirkus er- geben. Sowohl in der Schweiz wie auch in Frankreich wird Privatinitiative durch zinsbegünstigte, langfristige Kredite unterstützt. Auch die kommunistischen Län- der bauen den Fremdenverkehr aus. Mit ebenso hohen Geldsummen wie in Frankreich werden z. B. in der Hohen Tatra, Zakopane und in den Karpaten die amerikanischen Skiresorts kopiert. D er 0 s t e n droht im Wintersport eine Konkurrenz zu werden. Im Som- merfremdenverkehr ist er schon zur Konkurrenz geworden. Das Schwarze Meer und die 'jugoslawische Küste sind bereits beliebte Reiseziele. In Österreich hingegen ist eine Unterstützung und Weiterentwicklung des Fremdenverkehrs durch den Staat nicht zu spüren und Privatinitiatoren sehen ein Risiko, Privatgeld zu inve- stieren, weil sie vom Staat nicht ge- bührend unterstützt werden. Es geht sogar soweit, daß die Fremdenverkehrs- gelder dazu verwendet werden, um die defizitären verstaatlichten Betriebe zu subventionieren. Große Investitionen können sich daher nur alte Fremden- verkehrsgemeinden leisten, weil sie Umlagen auf Betten machen. So hat z. B. Gastein von 57 investierten Mil- lionen, zirka 30 selbst aufgebracht! Neu aufstrebende Fremdenverkehrsorte mit geringer Bettenanzahl sind dadurch be- nachteiligt. Es müßte doch möglich sein, einen wesentlichen Teil der Frem- denverkehrssteuereinnahmen dazu zu verwenden, um das Angebot im Win- tersport modern, interessant und preis- wert zu erhalten! Wenn man den Er- trag der Eier einer Legehenne nicht zu einem vernünftigen Teil für das Futter verwendet, ist ein Absinken des Eierertrages sicher! Das weiß zwar jeder Bauer, aber n- scheinend nicht die Verantwortlichen in Wien! Sie dürfen den Fremdenver- kehr nicht als perpetuum mobile, als automatisch funktionierendes Gebilde betrachten, das uns als Geschenk des Himmels in den Schoß gefallen ist Nachdem es Österreich gelungen ist, den autofahrenden Gast für sich zu ge- winnen, muß es nun darangehen, den Gast der Zukunft, das ist der Flug- gast aus Übersee, auf sich zu lenken. Die großen Jumbo-Jets, die zirka 500 Passagiere fassen, werden eine Sen- kung des Flugpreises von zirka 1.30 Schilling auf 50 Groschen pro Flug- kilometer im Jahre 1972 bewirken. D. h, daß z. B. der Flug von New York nach München nicht viel teurer käme, als der Flug von New York nach San Francisco. Daher könnte der amerikanische Gast um ungefähr den gleichen Preis seinen Urlaub in Öster- reich anstatt in Squaw Valley oder in BOUTIQUE TYROL iLiIkt1 III Sun ValIey verbringen. Außerdem bie- tet Österreich hervorragende Schnee- verhältnisse bereits in tausend Meter Höhe, während in Amerika erst ab 3000 Meter • damit gerechnet werden kann. Der Bau des Flughafens im Hof- oldinger Forst wäre damit ein Segen für den österreichischen Fremdenver- kehr. Österreich könnte sich nämlich einen solchen modernen und kostspieligen, aber durchaus notwenigen Riesenflug- hafen nicht leisten und besitzt außer- dem nicht das geeignete Gelände dazu. Österreich ist zwar ein kleines Land, wenn auch mit großer Vergangenheit, aber in bezug auf den Fremdenver- kehr und insbesondere auf den Winter- sport eine Großmacht, und diese Stel- lung darf Österreich nicht aufgeben. Es muß vielmehr alle Kräfte daransetzen, um weiterhin ein führendes Fremden- verkehrsland Europas zu bleiben. Bezirksredewettbewerb der Österreichischen Jugendbewegung: Der Fremdenverkehr - ein wichtiger Teil unserer Volkswirtschaft! Von Miguet Spitz i, Saalfelden, Schüler der 8. Klasse des Bundesgymnasiums St. Johann
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