Kitzbüheler Anzeiger

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Gedenkblatt zur Wiederkehr seines 35. Geburtstages und 45. Todestages P. b. b. Erscheinungsort und Verlagspostamt Kitzbühel Samstag, 13. Dezember 1967 Preis 1.50 Schilling, Jahresbezugsgebühr 70.— Schilling 18. Jahrgang, Nr. 50 - -- Sa., 16. Adelheid So., 17. Lazarus, Jolande Mo., 18. Gratianus Di., 19. Urban Mi., 20. Christian Do., 21 Thomas Fr., 22. B- ----- eata Cacilienkonzert Heute, Samstag, 16. Dezember 1967 findet in der Tenne Guido Reisch, wie bereits berichtet, das traditionelle Cäciljenkonzert der Stadtniusik statt. leitung: Stadtkapellmeister Sepp Ga- steiger. PROGRAMM (1. Teil): „ High road mpressions" (Eindrücke eine: Hochlandstraße). Suite :n drei Sätzen Von Pi Schaffer; Ouvertüre zur Oper „Die Macht des Schicksals' von Guiseppe Verdi. Il. Teil: Slawischer 'Tanz Nr.1 von A. Dvorak; „Leichtes Blut", Schnellpolka v. Jo- hann Strauß; „Unter Donner und Blitz", Schnell- polka von Jc'hann Strauß; 7. „Spanischer Zigeunertanz", Paso do- ble von Pasqual Marquina. Beg:nn: 2C,3C Uhr. „Hign road impressions" un „Die Macht des Schicksals" werden bei die- sem Konzert in Kitzbühel zum ersten Male aufgeführt. Die Stadtmusik lädt die Bevölkerung von Stadt und Land zum Besuch freundlichst ein. Es empfiehlt sich, wie in den Vorjahren, Plätze zu bestellen: und es wäre sehr freuniiich, wenn sich das P. T. Publikum durch pünkt- liches Erscheinen auszeichnen könnte. Alfons P e t z 01 d, geboren am 24. Sep- tember 1382 in Wien gestorben am 26. Jänner 1923 in Kftzbühel. In der „Mosersammlung' im Stadtarchiv Kitz- bühel befindet sich ein handschrift- licher, bisher - nach unserem Wissen - noch nie veröffentlichter Aufsatz des großen Dichters. Die beiden Ge- denktage sind uns Anlaß, diesen Auf- satz unseren verehrten Lesern, ins- besondere den Freunden der Dicht- kun;t Pe:zolds, zu vermitteln. Die Kunst in Tirol „Tirol ist ein uraltes Kulturland. Schon in postglazialer Zeit jubelten und litten in seinen Tälern Menschen und versuchten primitive Kundgebun- gen des Auges und der Seele. Später stürmten hier die verschiedensten Völ- ker mit Waffe und Geist aufeinander los. Kelten saßen zwischen den Urwald- tannen der Alpen, krampften sich fest in deren Gesten, gruben die ersten Erza aus geheimnisvoller Erdtiefe und kämpften mit den aus dem Osten heranwogenden Germanen und Slawen um ihr Dasein. Sie sanken mit ihren Tongefäßen, Stenwaffen ins Grab der Völker. Die Sieger rangen sich höher die Stufenleiter der Entwicklung hin- auf, ihnen glühte schon goldglänzende Brcnze im Feuer der Form. Ihre Träume von Gestaltung waren nicht mehr dumpfer Trieb, sondern künst- lerisches Bewultsein. Ihr gelichtetes Ahnungsvermögen schuf den Boden für die Tat Späterer. Das waren vor allem die Römer. Diese schufen mit ihren schon hoch entwickeltem Straßen- und Städtebau die Zivilisation des Landes. Tempel erstanden, Götterbilder, un- endlich schön und großartig im Aus- druck, hoben sich zur Anbetung aus geheimn:svolien Scha:ten der Berge. Au den Loggien, in den Gemächern der Häuser flammten die erstarrten Blumen, die Vasen, und über den klin- genden, in Farben schwelgenden Mo- sai-c der Fußböden wandelte das edelste Gebilde aller Kultur: der antike Mensch. Auch auf ihn warf die Zeit ihren Schutt. Aber seine heroische Seele, die radiumstarke Ausstrahlung seines künst- lerischen Gewissens leuchtete durch dunkelstes Frühmittelalter fort. Und plötzlich hoben sich in diesem Leuch- ten die ersten aufgetürmten Steine der Gotik, glänzten in himmlischer Klar- heit ihre ersten Bilder und Figuren: Tirol ist das gotischeste Land der Welt. Hier haben d:e Berge, die Bäume. die Wasserfälle und nicht zuletzt die Men- schen die grolle Herbheit in der Linie und die demütige Gewaltigkeit in der Erscheinung, die der Gothik eigen sind. Es gibt hier heute noch Dörfer, in den Städten ganze Straßenzüge, durch die der Erbauer des Straßburger Dom- wunders hätte wandeln können, ohne Schaden an seinem Künstlertraum zu nehmen. Es war dieses Land und sein Volk auch zu- bewußt seiner Eigenart gegenüber der ihm fremd erscheinen- den Renaissance. Stillschweigend wurde diese zumeist abgelehnt. Dies beson- ders auf dem Lande, wo der Bauer erst wieder im Barock eine ihm we- sensverwandte Kunstrichtung fand, die ihm verständlich von Leben und Gott künden konnte. Das Barock erfüllte ganz Tirol n-dt seinem Geiste; in der ärmlichen Dorfkapelle manifestiert es sich hier in seiner ganzen Reinheit. Aus der Bauform ist es bis heute nicht verschwunden und neu tritt es zu Tage im tirolischen Kunstgewerbe unserer Zeit, wo es kzistallisiert durch den go- tischen Zug des Tirolers eine herrliche Kundgebung uralten Kunstgeistes in Tirol ist. Wer diesen in der Landschaft dieses wunderreichen Landes nach- gehen will, mit andächtiger Seele und wachem Geiste, dem sei eine neue Sammlung vcn Kunstmonographien auf das wärmste empfohlen, die im Verlage Ed. Hotzel in Wien erscheint. In klarer, eindringlicher und knapper Form schil.-
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