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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. Dezember 1967 Das abgelaufene Musikjahr brachte dem Brixentaler Verband den von der vorjährigen Generalversammlung ge- wünschten Kapelimeisterkurs, der in Hopfgarten abgehalten wurde und der von Landesverbandskapellmeisterstell- vertreter F in t 1 geleitet wurde. Er fand aber leider, wie der Obmann aus- rührte, nicht den erwarteten Zuspruch. Auch in finanzieller Hinsieht gab es Schwierigkeiten. da vom Landesver- band die Bezahlung eines Beitrages ab- gelehnt wurde. Glücklicherweise schal- tete sich Landeshauptmann Eduard Wall n ö f e r auf Intervention von Ob- mann Adolf Schennach persönlich ein. „Wenn wir für das kein Geld mehr, hätten, wäre es traurig um Tirol be- stellt", sagte der Herr Landeshaupt- mann und tatsächlich wurden die be- nötigten 4000 Schilling von der Landes- kasse an unseren Verband überwiesen. Das Bezirksmusikfest 1967 in Reith war musikalisch und gesellschaftlich ein schöner Erfolg. Durch den uner- warteten Tod von Bürgermeister Jo- hann Jöchl wurde es um eine Woche verschoben. Es waren viele Besucher anwesend und auch die Leistungen der einzelnen Kapellen waren erfreulich gut. Leider waren keine Wertungsrich- ter zu bekommen, da am gleichen Sonntag gleich vier Bezirksmusikfeste stattgefunden hatten. Große Erfolge erzielte der Brixenta- 1er Verband beim Landesmusikfest in. Innsbruck. Den Kapellen Hopfgarten, Kirchberg und Jochberg wurde der 1. Rang mit Auszeichnung zugespro- chen. Damit war das Brixental an der Spitze aller Musikbezirke Tirols. Lei. der waren die Veranstalter nicht im-, stande, die Wertungsergebnisse unmit- telbar nach dem Konzert bekanntzu- Bewohner, besonders der Mädchen, durchgehechelt und verspottet. Im Oberpinzgau, wo der Brauch von Krirnml bis Uttendorf Brauch ist, führte man auch einen Stier mit, der von zwei Burschen mit übergewor- fenen Pferdedecken dargestellt wurde. (Lahnsteiner - Oberpinzgau). Brauch war in Kitzbühel und Umgebung auch die Goaßl. Diese führte der Vorgeher. Noch bis vor wenigen Jahren befand sich auf dem . Hof Gansern in Kitz- bühel eine Original-Almara-Goaßl, mit kurzem, aber dickem Stil, als Goaßl- schnur ein „Gstrang" von einem Schlit- ten und als Schnalzer einige seidene Fetzen. Es war nicht ungefährlich, sich zu nahe an den „Goaßler" zu begeben, denn der „Gstrang" gab eine mächtige Goaßlschnur ab. Sicherlich ist dieser Brauch, wie schon der Name sagt, mit dem Alm- personal verbunden. Es ist ja eine alte Sitte, daß nach Martini auf der Alm niemand mehr etwas zu suchen hat. Für den Almgeist ließ der „Putzer" Käse, Brot und Milch zurück und Alm und Hütten sollten über den Winter ruhen geben. Erst zweieinhalb Monate nach- her wurden diese den einzelnen Mu- sikkapellen zugeschickt, wodurch der eigentliche Wert verlorenging. Schen- nach habe dem österreichischen Bun- desmusikverband in Wien, auf Grund der Erfahrungen bei diesem Lande&- musikfest, folgende Vorschläge unter- breitet: 1. sofortige Bekanntgabe der Wer- tungsergebnisse; 2. Bekanntgabe der HEIMTEXTIL KUSTER KITZBU 11 EL Wertungsstufe (ob Kunststufe etc.), denn eine stille Zusendung des Ergeb- nisses, wenn es auch mit einem Diplom ausgestattet ist, muß als wertlos ange- sehen werden. Kritik muß ein Musiker ertragen können; 3. Die Art, wie in Innsbruck gewertet wurde, biete kei- nen Anreiz nach oben. Ein Musikfest muß das Ziel in sich haben, zum Höch- sten zu streben. Sodann berichtete Schennach über Auslandskonzerte. Ueberall konnten schöne Erfolge erzielt werden. und stets wurde das Auftreten gelobt. Kirchberg mit der Volkstanzgruppe von Hopfgarten in Frankreich, Itter im Burgenland, Kelchsau in Hohenstaafen, Hopfgarten in Südfrankreich und beim Nationalfeiertag in Salzburg. Beschwerde führte sodann der Be- zirksobmann in seinem Tätigkeitsbericht gegen die Sendung von Radio Tirol . „Von Kufstein bis Salurn". In dieser. Sendung wurde mit Beziehung auf das Landesmusikfest in Innsbruck die Fra- ge gestellt, welchem Zweck ein Musik- - man fürchtete sich auch von den Almgeistern. Man erzählt sich heute noch in Joch- berg und in Kitzbühel von den Alm- geistern auf der Schöntagweidalm. Drei recht schneidige und kaltblütige Bur- schen hatten einmal beschlossen, in der Martininacht den Geistern zu- zuschauen. Sie schlichen sich noch bei Tag auf die HoB und warteten, was da komme. Die Geister ließen auch nicht auf sich warten. Ihrer drei an der Zahl waren auf einmal in der Almhütte und taten so, als müßten sie eine normale Arbeit ausführen; melken, buttern, käsen, und als sie dann von den Bur- schen gestört wurden, die in ihrer Schneid keine Grenzen kannten, da wurden die Geister böse und drohten jenen, die ihren Almfrieden stören wollten, mit den Worten: „Den ersten bind ich, den zweiten schind' ich, den dritten Wirf i übers Hüttendach aus! Schreckensbleich flüchteten die drei ins Tal und versuchten niemals mehr, die Almgeister zu stören. fest diene, ob erstens zum Fü1lei des Säckels, oder zweitens, um sich „vollau- fen" zu lassen. Er erhob schriftlich gegen diese Fragestellung Protest und sparte darin nicht mit harten und of- fenen Worten. Abschließend sagte Obmapn Sehen- nach, daß trotz allem das vergangene Jahr ein sehr erfolgreiches Musikjahr war und er mit Freude und Genug- tuung die Obmannstelle ausübte. Bezirksverbandskapellmeister Miehl Söllner drückte insbesondere seine Freude darüber aus, daß sämtliche Mu- sikkapellen durch Vertreter zur Gene- ralversammlung gekommen waren. Der Musikkapelle Reith sprach er für die Organisation .des Bezirksmusikfestes die Anerkennung aus. Die Wertungsstücke wurden mit großer Sicherheit vor- getragen. Er richtete weiters einen Appell an alle Musikkameraden, schon frühzeitig mit den Proben zum kom- menden Musikfest zu beginnen und zu trachten, wieder etwas Neues zu brin- gen. Die Lichtmeßzeit ist die richtige Zeit, um mit den Proben zu beginnen. Die Berichte der einzelnen Kapel- len zeigte sehr stolze Leistungen und Ergebnisse: Jochberg Kapellmeister Fritz N e um a y r Obmann Rudolf Gantschnigg 37 Musiker, davon 8 Jugendliche 5 in Ausbildung 38 Ausrückungen 80 Proben Umsatz: 145.000 Schilling Aurach Kapellmeister Josef Pl e t z e r Obmann. Georg Vötter 29 Musiker, davon 6 Jugendliche 5 in Ausbildung Von der Tagweidalm erzählt man sich noch weitere Dinge. Es war dort einmal ein gewaltiger Geist, der sich in einen Stier ver- wandelt hatte. Er machte die Kühe „stierbrandig", und die Bauern mußten solche Kühe schlachten. Da nichts mehr half und man des Stieres nicht habhaft werden konnte, holten sich die Almbauern vom Kapuzinerkloster Kitz- bühel den als besonders betfreudig be- kannten Pater Marzelin, dem man auch einen besonders kräftigen Segen zu- traute. Pater Marzelin „verbannte" den Stier auf den Wilden Kaiser und seit- her war Ruhe. Auf der Schöntagweidalm war ein- mal eine resche Sennerin, die im Tal einen verbotenen Liebhaber hatte. Sie war des Blasens mit dem Waldhorn kundig. Wenn nun die „Hoaminger", also der Bauer mit seinen Leuten, auf der Alm waren, dann blies sie die „Jochberger Weis" ins Tal: „Kimm fit auffa! Kimm nit auffa!", und der Mann im Dorf wußte, daß heute kein Besuchstag ist.
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