Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 23. Dezember 1967 Kitieler Anzeer Säte 7 Die Lebensbiographie des Verstorbe- nen ist ein Stück Geschichte Tirols, Seine Wiege stand im Postwirtshof in Fulpmes am Fuße der Stubaier Alpen, Am 16. August 1874 hat der Postwirts- sohn Roman Pfurtscheller das Licht der Welt erblickt. Der Tiroler Schützen- geist lag scbQn als Erbgut in seinem Blute. Mit 11 Jahren trug er den Vor- derlader seines Vaters zum Schießstand auf freiem Gelände und leistete die ersten Zielerdienste. Als 13jähriger Jung- schütze gab er bereits gezielte Schüs- se ins Schwarze ab. Der Jungschütze Roman Pfurtscheller, der jüngste Brettl- bohrer der Stubaier Talschaft, wurde am 24. Juni 1887 als ehrenvolle Kai- sergabe in die gemeindeamtliche Schüt- zenrolle Fulpmes eingetragen. Er ge- hörte auf Grund des k. k. Matrikel- scheines der Gilde Fulpmes 80 Jahre dem Tiroler Landesschützenbund an. Er war daher im wahrsten Sinn des Wortes der „Tiroler Schützenveteran". Roman Pfurtscheller nahm als Sport- schütze an der weiteren Entwicklung des Stubaier Schützenwesens sehr ak- tiven und verdienstvollen Anteil. Vor dem ersten Weltkrieg war Pfurtschel- ler Oberschützenmeister der Schützen- gilde Fulpmes. In den folgenden Kriegs- jahren hat er beim Tiroler Landsturm an der Südfront seine Soldatenpflicht erfüllt. Eine harte Jugend formte den jun- gen Postwirtssohn zu einem ebenso harten und verläßlichen Menschen. So Zu Mittag am Christtag gibt es hei jedem Bauern ein prächtiges Festessen. Zuerst Käse und Brot, Suppen, Blutwü- ste und Voressen. Der Schweinsbraten ist das Hauptgericht mit seinen fünf bis sechs Zuspeisen; dann gibt es noch Weinbrühkiachl und als Abschluß einen Hafen rahmige Milch. Alle, die im Sommer bei der Heu- arbeit mitgeholfen haben, werden zu diesem Essen geladen und bekommen den üblichen Weihnachtszelten, denn es ist Brauch, daß auch die Sommer- mähder einen Zelten vom Bauern be- kommen. Die Ighaisleut erhalten dar- überhin noch die übrig bleibenden Speisen. Der Stephanstag ist der Tag, wo der Bua zum Diandl geht und umgekehrt; und der Göd zum Patenkind um den Scheaschz. Der Göd gibt seinem Paten- kind für den Scheaschz ein kleines Geldgeschenk, welches in die Spar kasse der Kinder, in das „God'spatl", wandert. Auch ist es Sitte, daß bei den Wirtshäusern, wo eine Landwirtschaft dabei ist, am Vormittag des Stephani- tages Schnaps auf dem Tisch steht. Von diesem Schnaps kann sich jeder scharf wie sein Sinn und Denken war, so scharf umrissen sah er seine Be- rufs- und Traditionspflichten. Mehr als 13 Jahre fuhr der blutjunge Landbur- sche, der Postwirtssohn Roman Pfurt- scheller, mit der ehrwürdigen k. u. k. Postkutsche, unter den damaligen Ver- kehrsverhältnissen auf der steinigen und noch schmalen Brennerstraße, täg- lich aus dem Stubai in die Landes- hauptstadt. Weit hörbar war sein Post- horn und weit bekannt und beliebt war der Fulpmeser Postillion Roman Pfurtscheller. Neben diesem schweren und langen Alltag im Sommer und Winter, der mehr als zwölf Stunden dauerte, ge- hörte jede freie Stunde voll und ganz dem Schützenwesen. nach Belieben einschenken und erhält dazu noch ein Stück Kloberbrot. Am Johannistag wird in der Kirche der Johanniswein geweiht. Dieser ge- weihte „Haussegen", wie man ihn nennt, BOUTIQUE TYROL TRACHTEN KOSTUME ist für Mensch und Vieh oft notwendig. in den Bauernhäusern wird auch im- mer ein Haussegen aufbewahrt. An Stelle des Weihwassers wird er manch- Wer sparen will, kauft Qualität, wer Möbel braucht zu Huber gehti mal verwendet. Im Frühjahr wird das Saatgetreide mit Weihwasser und Haus- segen genetzt. Der Unschuldig-Kindl-Tag ist eben- falls ein Bauernfeiertag. Dirnen und Knechte gehen an diesem Tage zu ih- ren Eltern und Verwandten auf Besuch, Am Silvestertag fährt man mit dem Roman Pfurtscheller leistete auch nach dem ersten Weltkrieg sehr wert- volle Pionierarbeit beim Wiederaufbau dies Tiroler Schützenwesens. Im Jahre 1924 übersiedelte der Fuip- meser Schützenmeister nach KitzbüheL in die Unterinntaler Bezirksstadt mit dem Wahrzeichen der freien Gemse. Dort fand Pfurtscheller sofort den rich- tigen Anschluß und im Schützenwesen :ein sehr ausgiebiges Betätigungsfeld. Seine beispielgebende Verläßlichkeit, Gewissenhaftigkeit und stets stille Pflichterfüllung in all seinen ehren- amtlichen Funktionen zeichneten sich im Leben der Schützengilde Kitzbühel besonders fruchtbringend ab. Er war als langjähriges Vorstehungsmitglied der Gilde mit Herz und Hand, in gu ten und schlechten Zeiten des Schüt- zenwesens mit einer ausgeprägten Wil- lenskraft und mit großem Idealismus. tätig und fand - wie man so sagte - am Bezirksschießstand Kitzbühel sei- ne zweite Heimat. Seine rastlose und sehr erfolgreiche. Tätigkeit in der Gesamtentwicklung des Schützenwesens in der Gamsstadt Kitzbühel wurde bereits 1952 durch die. Ernennung zum „Ehrenmitglied" ge- bührend belohnt. Unvergeßlich bleiben die großen Jubiläumsschießen anläß-, lieh seines 80. Geburtstages und seines 70. und 75. Schützenjubiläums. Zu sei- nem 75. Jubiläum stand Roman Pfurt- scheller noch am Schießstand und gab. mit Erfolg den Ehrensc1uß auf seine Jubiläumsscheibe ab. Der Tiroler Lan- desschützenbund hat ihm bei diesem Anlaß die „Goldene Verdienstmedaille" verliehen. Das 80. Schützenjubiläum konnte Va- ter Pfurtscheller leider nicht mehr fei- Pendelschlitten nach Reith bei Kitz- bühel. Um drei Uhr früh fährt man bereits ab. Der Mesner von Reith hat eine große Geschicklichkeit in der Her- stellung von wächsernen Tierfiguren. Solche Tierfiguren kauft man, läßt sie weihen und opfert sie auf dem Silve,- steraltar dem großen Viehpatron, dem hl. Silvester, um im kommenden Jahr beim Vieh viel Glück und Segen zu haben. Der Silvestertag ist auch Rauch- abend und wird so gehalten, wie der Heilige Abend. Der Neujahrstag ist ein hochgehalte- ner Festtag wie der Christtag. Jeder- mann wünscht seinem Mitmenschen ein „glückliches neu's Jahr". Zu Mittag kommt am Neujahrstag ein ähnliches Essen und in gleicher Reichhaltigkeit auf den Tisch wie am Christtag. Der letzte Rauchabend, der Dreikönig- vorabend, ist von vielem Glauben um- geben. In dieser Nacht zieht die Percht von der viele Sagen berichten, durch das Land und stiftet, je nach Gelegen- heit, Gutes oder Böses. Am Dreikönigsvorabend gibt es keine Nudeln, wie an den anderen Rauch- abenden, sondern man bringt „Percht- Letzter Weg eines Tiroler Schützenveteranen In Kitzbühel starb nach langer Krankheit der Schützenveteran Roman Pfurtscheller im Alter von 94 Jahren.
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